Hallo Sunigol,

Zitat von
Sunigol
Damit hätte ich auch Probleme, aber woher nimmst du das, dass "dieser Gott" sich das wünscht? Das scheint mir doch eine Zuspitzung und Übertreibung zu sein, die der zitierte Text so nicht hergibt.
Der Text beschäftigt sich ja mit dem sogenannten "Alten und Neuen Bund und bzgl. des Neuen Bundes führt er dann aus:
Doch derselbe Gott, der diese Verse inspirierte, erklärte auch, dass er unter dem Neuen Bund seinem rebellischen Volk einen neuen Geist geben würde, "damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun" (Hesekiel 11, 19-20; 36, 24-27).
Der Geist, der dem Volk im Neuen Bund gegeben werden soll, wird also gegeben, "damit sie (das rebellische Volk) in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun." Das verstehe ich persönlich nun schon als ein Ausdruck des Wunsches dieses Gottes, dass die Gläubigen im Neuen Bund zuvorderst dazu in die Lage versetzt werden sollen, ihr rebellisches Wesen abzulegen und fortan so "zu funktionieren", wie Gott sich das nun einmal vorgestellt hat.
Denn im Mittelpunkt des Interesses steht für diesen Gott ja ganz klar das Verhalten, das Tun des Menschen und da man wohl mit Recht behaupten kann, dass es aus der Sichtweise dieses Gottes "richtiges und falsches Tun/Verhalten" gibt, ist es offensichtlich Ziel des Neuen Bundes, dass die Menschen grundsätzlich, wenn nicht gar ausschließlich das Richtige tun sollen, woraus nicht nur der von mir angeführte Leistungsdruck entsteht, sondern gleichzeitig auch noch die Notwendigkeit absoluten Gehorsams entspringt.
Denn und das sagt der Text ja auch, schleicht da auch noch überall der Satan rum (Satan kann jeden beeinflussen und verführen, der eine solche Einstellung hat (2. Korinther 4, 3-4)) der den Menschen verführen und zu Fall bringen möchte und dem ist nur dadurch beizukommen, dass man brav immer das macht, was Gott verlangt und sich fleißig darin übt grundsätzlich immer die richtige Einstellung zu haben und das Richtige zu tun.
Puh, findest du das nicht auch alles fürchterlich anstrengend? Wie gerne möchte ich mich da einfach in meinen Gott fallen lassen können/dürfen...
In Lukas 18, 9-14 wird das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner erzählt und in diesem Gleichnis steht der Pharisäer beispielhaft für diese stark leistungsorientierte Frömmigkeit, die ich kritisiere. In den Versen 11 und 12 heißt es:
Der Pharisäer stellte sich vorne hin und betete leise bei sich: ›Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, alle diese Räuber, Betrüger und Ehebrecher, oder auch wie dieser Zolleinnehmer hier! Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe dir den vorgeschriebenen Zehnten sogar noch von dem, was ich bei anderen einkaufe!‹
Dieser Pharisäer wandelt sozusagen in den Geboten Gottes und tut das, was das Gesetz von ihm verlangt. Er nimmt es damit ganz genau und achtet peinlich darauf, dass sein Verhalten, sein äußeres Tun tadellos ist. Trotzdem dient er Jesus als Beispiel dafür, wie man es bitte nicht machen soll. Denn das äußere Verhalten des Pharisäers mag tadellos gewesen sein, aber seine innere Herzenshaltung war es eben nicht und genau darauf kommt es Jesus aber an!
Mir scheint es nun so zu sein, dass der Gott in dem Text von Elias, ganz stark Wert auf äußeres Verhalten legt. Man muss bei diesem Gott zuforderst richtig funktionieren, heißt seine Gebote befolgen und in diesem Kontext Leistung bringen. Und das entspricht einfach nicht dem, was ich persönlich von Gott "zu wissen" glaube.

Zitat von
Sunigol
Na ja, das sagt sich einfach, Gott lieben und den Nächsten lieben - och ja, das schaff ich schon. Vor allem, wenn man dafür - und hier beginnt der Fehlschluss - alle anderen Regeln und Gesetze in die Tonne kloppen und ignorieren darf.
So darfst du das bitte auch nicht verstehen. Denn niemand will alle anderen Regeln und Gesetze in die Tonne kloppen, sondern Jesus hat lediglich darauf aufmerksam machen wollen, dass in dem Liebesgebot alles enthalten und alles zusammengefasst ist, was die Gesetze und die Propheten fordern!
Es nützt meiner persönlichen Überzeugung nach gar nichts, wenn man Gesetze nur allein deshalb befolgt, weil sie Gott, oder irgendeine andere hohe Autorität erlassen hat. Auf diese Weise (be)folgt man nämlich einfach nur dem Buchstaben, was aber noch rein gar nichts darüber aussagt, mit welcher Herzenshaltung man dieses dann auch tut. Und Jesus ging es meiner Überzeugung nach zuvorderst allein um die rechte Herzenshaltung!
Bei entsprechender Herzenshaltung braucht man dann auch gar nicht mehr erwähnen, dass selbstverständlich Gesetze und Gebote befolgt und eingehalten werden müssen. Das ist solch einem Menschen mit rechter Herzenshaltung im wahrsten Sinne des Wortes dann sogar eine Herzensangelegenheit!
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
Lesezeichen