Zitat Zitat von thalestris Beitrag anzeigen
Ich glaube aber nicht das die Psychologie die spirituellen Aspekte der Menschen komplett ignoriert. Zum einen würde jeder gute Psychologe auf diesen Teil Rücksicht nehmen wenn es für den Klienten wichtig ist. Zum anderen beschäftigt sich Psychologie doch mit dem Verhalten von Menschen...und da gehört Religiösität doch dazu. Es gibt bestimmt Teilbereiche die sich damit befassen. Ich würde also eher nich sagen sie wird komplett ignoriert. Vielleicht eher in einem besonderen Bereich betrachtet oder zum Thema gemacht. Oder? (Lior??)
Natürlich spielt auch die Spiritualität eines Menschen für die Psychologie eine Rolle. Und zwar nicht nur am Rande sondern z.T. sogar in einem eigenen disziplinären Teilbereich. Allerdings versteht sich die Psychologie als Wissenschaft die sich mit dem Erleben und Verhalten des Menschen beschäftigt, nicht mit den transzentenden oder theologischen Lehren. D.h. für die Psychologie ist interessant, wie sich Spiritualität im Menschen bemerkbar macht, wie entsprechende Vorstellungen sein Verhalten beeinflussen, seine Wahrnehmung, sein Denken und Urteilen und auch zu welchen Irrtümern sie führt. Sie kann z.B. – um das Beispiel mit der Akupunktur aufzugreifen – belegen, dass Akupunktur wirkt, was sie aber nicht kann ist die Existenz von geistigen Energien o.ä. zu untersuchen, die hinter der Akupunktur stecken sollen. Sie kann allenfalls Zweifel gegen diese Lehren anführen, indem sie bspw. zeigt, dass Akupunktur eben auch dann wirkt, wenn eben nicht auf den vermeintlichen Energiekanälen punktiert wird, sondern eben bewusst die falschen Stellen gereizt werden. (Was ja eine Bedeutung von Energiekanälen für die Akupunktur eher bezweifeln lässt) Ebenso kann sie untersuchen und belegen, inwiefern bestimmte „magische“ Wirkungen wie z.B. Glücksbringer wirklich Glück bringen und inwiefern diese Wahrnehmung vielleicht doch auf eine Art Wahrnehmungstäuschung zurückzuführen ist. Die Untersuchungsmethoden sind dabei aber manchmal sehr kompliziert, weil sehr viele Faktoren berücksichtigt werden müssen – und sie übersteigen damit oft ein alltagspsychologische Laienverständnis.
Kurz gesagt, das was NetKrel hier fordert kann sie tatsächlich nicht gewährleisten, da ist seine Kritik insofern zutreffend wenn er sagt, dass sie es nicht tut. Bzw. das geht dann doch eher wieder in den philosophischen Bereich über, in dem ebenfalls psyhologische Fragen erörtert werden – aber eben nicht ausschließlich empirisch sondern eben auch metaphysisch. Aber auch da gibt es interessante Arbeiten – weil wir es hier von Büchern haben kann ich da z.B. empfehlen „Dietrich Dörner – Bauplan für eine Seele“. Der Autor entwirft hier das Konzept einer einfachen Maschine, die nach und nach um technische Aspekte erweitert wird, bis die Grenze zwischen „beseeltem“ Mensch und scheinbar „unbesselter“ Maschine verschwimmt. Und die Frage aufwirft, was genau wir unter Seele verstehen und ob sie tatsächlich existiert. Eine sehr spannende Lektüre wie ich finde. ^^