Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
Danke, mir geht es gut.
Das freut mich liebes Provisorium :)

Ein Anachronismus ist etwas Unzeitgemäßes, etwas, was z.B. mit dem "aktuellen Zeitgeist" nicht vereinbar ist. Deshalb erwähnte ich die Übereinkunft in den modernen Gesellschaften, dass der Mensch eine unantastbare Würde besitzt. Das sah man ja nicht immer so und in viel zu vielen Zeitepochen war ein Menschenleben aus sich selbst heraus nicht viel wert, weshalb es in solchen Zeiten auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn dann die Todesstrafe praktiziert wird. Heute steht die Würde des Menschen aber im Mittelpunkt der Betrachtung und da wirkt auf mich die Todesstrafe eben anachronistisch. :-)
Ahhh... okay. Wieder was gelernt also da hast du recht. Ich finde die Todesstrafe auch nicht mehr zeitgemäß. Es wäre auch paradox zu sagen die Würde des Menschen ist unantastbar und gleichzeitig die Todesstrafe zu befürworten.

Also ich denke mal, dass die Menschenwürde, selbst wenn ihre Unantastbarkeit jetzt nicht explizit in der jeweiligen Verfassung festgeschrieben und garantiert sein sollte, in das, was man den "westlichen Wertekanon" nennen könnte, generell und grundsätzlich verankert ist. In den USA z.B. in Form der "Bill of Rights", also quasi den Zusatzartikeln die Menschenrechte betreffend.
Und ich hab gerade mal geschaut und in der "Bill of Rights" ist zumindest festgelegt, dass es nicht zu grausamen, oder unangemessenen Strafen kommen darf. Naja, zumindest einige amerikanische Bundesstaaten halten dann offensichtlich die Todesstrafe wohl nicht für grausam oder unangemessen, aber trotzdem bin ich davon überzeugt, dass auch die Menschen dieser Staaten niemandem die Menschenwürde absprechen würde.
Ja ja... das ist das Problem. Was ist denn nicht grausam und unangemessen? Frag 10 Leute und du hast 10 verschiedene Antworten. Ich finde es bescheuert so nen Grundsatz aufzustellen der doch im Prinzip ne ganze Menge Spielraum lässt, denn was angemessen und nicht grausam ist, liegt ja im Auge des Betrachters, oder? Die einen finden die Todesspritze human, die anderen finden sie grausam. Wer hat jetzt recht?
Und ich bin mir da nicht so sicher ob die Menschen in diesen Staaten wirklich noch dabei die Würde eines anderen anerkennen. Zumindest nicht aus unserer westlichen Sicht... ist vielleicht auch ne Sache der Erziehung oder kulturellen Prägung. Es gibt ja z.B. Länder die Mädchen beschneiden, die Menschen heute noch hinrichten oder steinigen oder sonst was...und für die ist das ganz normal... wo ist da die Unantasbarkeit der Menschenwürde?

Naja, für gewöhnlich verstehen wir ja unter dem "verbotenen Töten" ein Handlung, bei der ein Mensch gegen seinen Willen und häufig gewaltsam getötet wird und "erlaubtes Töten", wie z.B. die Sterbehilfe, basiert ja auf dem Wunsch eines Menschen nicht länger leiden zu müssen, weshalb er diesbezüglich seinen Willen ausdrückt, oder, wenn er das selbst nicht mehr kann, dann wird sein mutmaßlicher Wille (weil er z.B. nie an Maschinen angeschlossen leben wollte...) zu Grunde gelegt. Das ist dann schon was ganz anderes, finde ich.
Finde ich auch. Aber eigentlich ist nur das Motiv...oder der Hintergrund ein anderer. Das Ergebnis ist das gleiche: jemand stirbt durch das Handeln eines anderen. Wir machen nur Unterschiede bei den Motiven. Aber ist das nicht iwie...auch ein bisschen gefährlich? Weil das vll auch wieder Spielraum für Missbrauch gibt? Also..verstehst du was ich meine?

LG von Thalestris