Zitat von
NetKrel
Ich faende es gut wenn wir, erstmal zumindest, im Kontext bleiben wuerden [...]
Daher kurz nur vorab: Haelst Du es fuer moeglich oder glaubst Du auch nur im enternstestn daran... dass Gott Steinigungen jemals (auch zu AT Zeiten) anordnete so wie sie in den Moses Apokryphen Sinngemaess als auch Buchstaebich stehen?
Um deine Frage vorweg zu beantworten: Wenn du mich fragst, ob das mosaische Gesetz in dieser Form damals von Gott stammten, wäre meine Antwort aber ein klares Nein. Was ich nun denke ist, dass die Menschen, welche das AT verfasst haben und die jüdische Lehren begründeten, nach bestem Gewissen das Wesen Gottes zu erfassen suchten und entsprechend ihres (geistigen) Vermögens glaubten den Willen Gottes erkannt zu haben. So wie spätere Generationen (und eingeschlossen) auch. Ich halte es aber für bedenklich heutige Maßstäbe anzusetzen und zu sagen, dass die Priesterschaft und religiösen Gelehrten ihrer Zeit alle fehlgeleitete Machtmenschen gewesen waren, die sich weit von Vernunft Liebe und Gewissen entfernt haben. Ich habe dich schon einmal glaube ich dich darauf hingewiesen, dass es ebenso unfair wäre, wenn ein anderer NetKrel (oder vielleicht sogar deine Reinkarnation^^) in 500 Jahren ähnliches über uns behaupten würde, weil neue Einsichten dazu führen, dass man heute selbstverständliche Werte als falsch und ungerecht ablehnen wird.
Der Mensch hat meiner Ansicht nach seit jeher (oder doch zumindest seit langer Zeit) versucht das Wesen und den Willen Gottes zu ergründen. Und wie in allen anderen Lebensbereichen auch bauen wir auf dem Fundament vergangener Generationen auf, auf ihrem Wissen, ihren Einsichten und ihren Erkenntnissen. Einsichten, die in ihrer Zeit gesehen und bewertet werden müssen. Da mag eine Regelung der Sklaverei oder für uns kaum denkbare Regelungen zur Zwangsheirat aus heutiger Sicht schockierend wirken, in ihrer Zeit aber mögen sie ein Fortschritt in der Wahrung der Rechte der Betroffenen gewesen sein. (Ich hatte andernorts mal die Hexenprozesse und ihre „positive“ Auswirkung auf die Rechtsprechung angedeutet)
Die Frage um die es mir aber geht, ist eine andere. Schau… das Argument von Starangel und auch dir? Ist doch die, dass die Aufforderung zur Steinigung oder zur Tötung im Widerspruch zum Gebot des „Nicht-Tötens“ steht. Also es hier eine dunkle Offenbarungsquelle gegeben haben muss, die falsche Lehren verkündet hat. Diesem Argument aber könnte ein fundamentaler Denk- bzw. Übersetzungsfehler zugrundeliegen, auf den auch jüdische Gelehrte schon hingewiesen haben. Wenn man das Gebot als „Du sollst nicht töten“ übersetzt und dies auf jede Form der Tötung bezieht, dann ist eben jede Tötung – Notwehr eingeschlossen – unrecht. D.h. wenn ihr eure Meinung also konsequent vertreten wollt, dann müsst ihr auch Notwehr bzw. Nothilfe ablehnen. Oder aber ihr müsst einräumen, dass es eine Ausnahme, also ein gerechtfertigtes Töten geben KANN. Wenn das aber der Fall ist, dann aber muss kein zwingender Widerspruch zwischen dem „Nicht-Töten-Gebot“ und den Aufforderungen Gottes im AT geben. Denn wer wenn nicht Gott dürfte darüber befinden, in welchen Fällen eine Tötung gerechtfertigt ist? (Vielleicht kennst du die Ausführungen, dass das hebräische Wort eigentlich nicht ein allgemeines Töten sondern ein verbrecherisches Töten meint, was wir eigentlich mit morden übersetzen müssten)
Aus jüdischer Sicht gibt es also keinen zwingenden Widerspruch zwischen den Gebot „Du sollst nicht töten (morden)“ und den Zeugnissen des AT, in denen Steinigung als durch Gottes Gebot gerechtfertigte Strafe verstanden wird. Das mag Jesus nach der Überlieferung ähnlich gesehen haben, entsprechend hat er auch nicht das Gesetz aufgehoben, sondern nur den Rahmen seiner Anwendung korrigiert.
Aus diesem dann nur scheinbaren Widerspruch des Tötungsverbot und des Tötungsgebot nun einen „satanischen Widersacher“ zu konstruieren erscheint mir mit Blick auf meinen ersten Absatz dann aber auch fragwürdig – ganz unabhängig von der Frage, ob wir diese Forderungen aus unserem heutigen Verständnis und unseren heutigen Einsichten noch als Willen Gottes ansehen können.
Lieben Gruß
Lior
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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