
Zitat von
thalestris
Ich zitiere nochmal meinen ersten Beitrag und würde gerne eure Meinungen dazu wissen. Wie weit geht Nächstenliebe für euch ganz persönlich? Also wie erit seit ihr bereit zu helfen, wie weit darf es euer eigenes Leben beeinträchtigen (im Sinne von mit berühren).
Vielleicht will Lior ja was dazu sagen oder auch Themenstarterin starangel, daVinnci, Digido, net.krel........?
Hallo Thalestris,
eine sehr gute Frage. Du hast sicherlich recht, viele Menschen helfen bevorzugt im Kleinen oder spenden Geld. Was alles von großem Nutzen sein kann. Ob es wirkliche Nächstenliebe ist, könnenen wir m.E. wie so oft dabei kaum beurteilen, denn letztlich ist es das Motiv, welches zählt, nicht die Handlung an sich. (Deshalb würde m.E. auch ein Richten allein nach den zustande gekommenen Werken keinen Sinn machen bzw. schlimmer noch nur den größten Unsinn fabrizieren) Denn für den einen mag die Spende ein ehrliches Bedürfnis sein, um zu helfen, für den anderen ist es eine Handlung, mit der er sich ein ruhiges Gewissen erkauft, ohne das ihn wirkliche Anteilnahme bewegt.
D.h. auch wenn wir hier von Nächstenliebe sprechen, ist Liebe in diesem Zusammenhang zumindest meines Erachtens nach nicht primär ein Gefühl, sondern eine bestimmte innere, von unserem Denken geleitete Haltung. Wie weit meine Hilfsbereitschaft nun geht, das hängt von den Umständen ab. Sicherlich würde ich nicht so weit gehen, und mein ganzes Hab und Gut verkaufen, um das Geld zu verschenken. Das halte ich auch für eine wenig fruchtbare Hilfe. Etwas anderes ist es, wenn ein Mensch eine akute Not hat und ich den Gegenstand besitze, der ihm helfen kann. Hier habe ich schon oft Dinge aus meinem Besitz verschenkt, weil ein anderer es nötiger hatte – von Kleidung, Schlafzeug über Lebensmittel bis hin zu Büchern oder andere Gegenstände des Alltags.
Was nun mein eigenes Leben betrifft….. nun, grundsätzlich würde ich mein Leben nicht wegwerfen wollen. In meiner Zeit als Soldat musste ich mich aber für mich mit dieser Frage zwangsläufig auseinandersetzen. Und schon ein Dienst als solcher setzt die Bereitschaft voraus, dein Leben für einen anderen zu riskieren oder je nach Umständen nötigenfalls auch zu opfern. Es ist ganz sicher keine leichtfertige Entscheidung und ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass mir dabei noch nie Zweifel kamen oder ich versucht war wegzuschauen - vor allem in den Momenten, in denen ich tatsächlich in einer Gefährdungslage war. Aber letztlich bin ich auch in diesen Momenten zu dem Entschluss gelangt, dass meine aus der "Bequemlichkeit der bloßen Theorie" getroffene Entscheidung die richtige ist.
Dennoch…. es gibt Situationen, in denen würde natürlich einen Unterschied machen. Z.B. wenn ich mich zu entscheiden hätte zwischen dem Leben meines Kindes oder eines Freundes und dem eines Fremden. Ganz klar hätte da das Leben meines Sohnes Vorrang vor allen anderen, denn ihm gegenüber habe ich eine moralische Verpflichtung, die schwerer wiegt als die Verpflichtung einem Fremden gegenüber. In allen anderen Situationen kommt es sehr auf die Gesamtumstände an - aber ich schließe nicht aus, dass ich auch dem Leben eines Fremden gegenüber dem Leben eines Freundes den Vorzug geben würde.
Aber das A und O in der Frage nach Nächstenliebe ist in meinen Augen nicht die Frage, ob ich mein Leben opfern würde oder nicht. Die Wurzel der Nächstenliebe ist mein Umgang mit dem Nächsten. Hier ist es (wie ich schon das ein oder andere mal erwähnte^^) in meinen Augen wichtig, wie ich ihm begegne. Wo immer ich einem anderen mit Geringschätzung begegne, mich für besser halte oder es in anderer Form an Respekt vor ihm fehlen lasse, schaffe ich nicht nur das Fundament für eine spätere Verurteilung und einen Mangel an Nächstenliebe, es ist bereits gelebte Tyrannei und in seiner Gewalt das genaue Gegenteil dessen, was ich mit den Lippen predigen mag.
Aber wie du schon sagtest Thalestris. Gott schaut unser Herz an, nicht allein das was wir tun. Gib also immer dein bestes und gib es aus den richtigen Gründen – dann wirst du mehr geben als ein anderer, der in der Menge mehr aber in seinem Vermögen weniger tut. Noch dazu wenn er es aus den falschen Gründen tut.
Meine Meinung Maus.^^
Viele Grüße
Lior
Geändert von Lior (25.05.2016 um 17:28 Uhr)
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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