Hallo zusammen,

angeregt durch Thalestris Antworten auf das unlängst von mir skizzierte moralische Schienen-Dilemma kam mir in den Sinn, dass ergänzend zu den vielen Diskussionen um den rechten Glauben wir vielleicht auch einmal mehr über das rechte Handeln diskutieren können. Denn letztlich geht es doch auch gerade um das rechte Handeln, nicht ausschließlich nur um den rechten Glauben.
Diese Diskussion muss auch nicht zwingend in der Diskussion zu einem moralischen Dilemma enden, auch wenn diese wie ich finde interessant sind, weil sie eben an unseren Grundüberzeugungen kratzen. (Und für jene, für die scheinbar in jedem Satz Gott auftauchen muss, wenn es kein „atheistischer Schwachsinn“ sein soll, sei die Frage derart formuliert, zu welchem Verhalten uns Gott auffordert, wenn Er – weil es ja keinen Zufall gibt – uns absichtlich in diese Situation gebracht hat, in der wir durch unser Verhalten Einfluss nehmen könnten) Es kann ja aber auch um ganz alltägliche Themen gehen. Besteht ein solches grundsätzliches Interesse an einem derartigen Austausch?

Ich z.B. fände es interessant, das Thema Abtreibung aufzuwerfen. Natürlich ist die konservativ-christliche Position zu diesem Thema bekannt, aber wir haben hier ja durchaus neue Gesichter, die im Selbstverständnis nicht unbedingt den konservativ-christlichen Vorstellungen verhaftet sind. Und hier würde mich z.B. gerade auch die Ansichten jener interessieren, für die Reinkarnation Element ihrer Überzeugung ist. Ist hier Abtreibung erlaubt, verboten, erlaubt aber unmoralisch etc.? Ist Abtreibung damit „kein großes Ding“, weil die Seele ja direkt in einen anderen Körper reinkarniert? Oder ist Abtreibung ein Verbrechen an der reinkarnierten Seele? Und wenn ja warum? Wenn die Seele wie andernorts angedeutet sich z.B. für das Leben als Opfer einer unglücklichen Kindheit oder für das Leben mit einer Beeinträchtigung entscheidet, hat es sich dann auch für die Existenz eines Fötus entschieden, der abgetrieben wird? Zu welchem Zeitpunkt reinkarniert die Seele in den Körper, gibt es hier Unterschiede zur christlichen Perspektive? Gibt es vernünftige Argumente, mit denen man auch auf jene einzuwirken sucht, die nicht den eigenen Glauben und die sich aus diesem ergebenden moralischen Ansichten teilen? Ist z.B das Leben eines Fötus ebenso viel wert und schützenswert, wie das eines Säuglings?
Wenn ein Interesse daran besteht durch Fragen und gegenseitigen Austausch zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch anzuregen, würde es mich freuen.
Viele Grüße
Lior