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NetKrel

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Lior
Du sagst nun, dass die spirituelle Komponente fehlt.
Nee nicht ganz Lior :-) Zwei kleine aber imho wichtige (unterstrichene) Dinge fehlen :-)
"... mir fehlt darin jedoch etwas die spirituelle Komponente."
Oh, da muss ich mich dann entschuldigen. Dann habe ich dich da nicht richtig verstanden. Danke für den Hinweis.

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NetKrel
Glaubst Du das die Inspiration Gottes einem unbedingt immer das "sagt" was der eigene Verstand oder gar die eigenen Emotionen immer nur gern hoeren wollen Lior?.... Quasi: Reine Bestaetigung? Also ich sicherlich nicht :-)
^^ Nein, mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil – wenn ich es hören will, wäre ich eher misstrauisch.^^ Gerade deshalb misstraue ich ja da eher meinem Gefühl, denn meine Gefühle sind zu einem sehr großen Teil bestimmt von meinen Neigungen und Bedürfnissen. Und diese sind sehr gut darin sich vor mir zu verstecken.^^ Kennst du die Ausführungen Kants zum kategorischen Imperativ?
Selbst das Gefühl etwas unangenehmes tun zu müssen, kann dabei meiner Neigung entspringen, weil ich den verborgenen Wunsch danach habe. Etwas kann mir oberflächlich betrachtet keine Freude bereiten, weiter in der Tiefe aber doch in der langfristige Befriedigung eines egoistischen Wollens begründet sein. Das kann mir zwar auch mit vernünftigen Gründen passieren, aber das bleibt meist nicht lange verborgen. Und was würdest du sagen, hat z.B. die Moral am ehesten in ihrer Entwicklung vorangetrieben? Das „Gefühl“ es sei falsch z.B. Sklaven zu haben, Frauen zu diskriminieren, Heiden zu erschlagen o.ä. oder die Darlegung vernünftiger Gründe weshalb dies falsch ist?

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NetKrel

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Lior
Denn ich denke die Vernunft in uns ist (anders als Gefühle) eine Sprache die jeder spricht.
Beides Lior... die "Sprache der Gefuehle" ist schon auch eine die zumindest viele sprechen... klar, nicht unbedingt alle. Manche sprechen sie nicht... das ist quasi wie mit der "Sprache der Vernunft".... die spricht ja sicherlich auch nicht "jeder" :-)
^^ Ja, ich weiß wie du es meinst, und da hast du nicht ganz unrecht. Dennoch wollte ich auf etwas anderes hinaus. Gefühle sind sehr stark auch von unserer Umwelt abhängig. Von unserer Kultur, von unserer Erziehung. Was für uns hier normal ist oder uns mit Freude erfüllt, weckt bei anderen Empörung oder Betroffenheit. Und was anderen womöglich heilig ist, weckt unsererseits vorwiegend Ekel. Auf dieser Ebene also eine gemeinsame Wahrheit zu finden, erscheint mir schwer. Ganz davon abgesehen, dass Gefühle nur schwer vermittelbar sind. Ich meine wir reden zwar über z.B. Liebe oder Schmerz und gehen davon aus, dass der andere weiß wovon wir reden – aber ob du z.B. wirklich dabei dasselbe empfindes wie ich, werden wir nur schwerlich feststellen können. Was denkst du wie oft ich mir schon habe sagen lassen müssen, dass ich nicht weiß was Liebe ist, nur weil ich einen polyamoren Lebensstil pflege.^^
Die Sprache der Vernunft hingegen erscheint mir hingegen „universeller“. Natürlich hast du recht. Nicht jeder ist gleichermaßen vernünftig bzw. diese Sprache. Im Gegenteil gibt es nicht wenige, die sich jeder vernünftigen Argumentation entziehen und diese Ablehnen. Was z.B. auch eines der großen Probleme fundamentalistischer Gemeinschaften ist. Und oft lassen sich auch für ganz unterschiedliche Ansichten vernünftige Gründe finden. Aber dennoch sind die Grundzüge logischer Argumente intersubjektiv und über alle Grenzen der Kultur und der Sozialisierung hinweg vermittelbar. Denk an das Beispiel mit dem A=B etc. Und eben deshalb versuchen wir ja in der Regel unser Gegenüber mit Argumenten zu überzeugen – und du siehst zu wie viel Zwist, Unfrieden und Geringschätzung entstehen kann, wenn wir einfach nur das Gefühl für das Richtige als Maßstab der Wirklichkeit gegen das Gefühl eines anderen stellen. Auch hier im Forum.
Aber wie du sagst, dies soll nur die Erläuterung sein, warum für mich die Vernunft als „Zugangsebene“ zum Göttlichen besser „funktioniert“, ohne dass ich in Abrede stellen möchte, dass es andere Wege gibt. Jeder Mensch hat nun einmal seine ganz individuelle Begegnung mit Gott – und diese nach ihrer Wertigkeit zu ordnen wäre das letzte, was mir in den Sinn käme.

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NetKrel
Wenn ich Dich richtig verstanden habe sagst Du in Deinen Beitrag aus, dass es (fuer Dich) keine 100% Garantie geben kann dass die (vermeintliche) goettliche Inspiration, nach der man fragte/bittete, authentisch ist.
Weder auf Verstandesebene noch auf Emotionaler.
Dazu meine Gedanken:
Es ist, in meinen Augen, ein Lernprozess... ein Schritt fuer Schritt. […]
Wenn man aber sagt: "Nein... das ist mir zu Risikoreich... ich 'traue' dem [mir selbst?] nicht." (in etwa in diese Richtung verstehe ich auch Deine Aussagen... berichtige mich aber bitte falls ich mich irre) ... dann behindert das, in meinen Augen, diesen Lernprozess.
Ich will es dir gerne noch einmal erklären. Ich habe dir ja kürzlich etwas zu meinen Glaubensansichten geschrieben. Ein in meinen Augen wichtiges Element ist dabei, dass Menschen meines Erachtens nicht vollkommen sind. D.h. sie sind auch nicht allwissend. Wenn ich aber nun nicht allwissend bin, folgt daraus (vernünftig bzw. logisch^^), dass es immer etwas geben wird, dass ich nicht weiß. Wenn es aber etwas gibt, dass ich nicht weiß, dann kann ich mich in dem was ich zu wissen glaube auch irren. Folglich kann ich mir in kaum einer Sache wirklich 100% sicher sein, es besteht immer auch die Möglichkeit, dass ich mir etwas einrede o.ä..
Dieser Grundgedanke muss nun aber nicht zur Verzweiflung führen und Angst machen, in dem Sinne, dass man nicht bereit ist zu glauben weil es zu risikoreich wäre. Nein, man kann dennoch glauben (und deshalb sprechen wir ja von Glauben) und einen Lernprozess durchlaufen, der zu einer immer klareren Erkenntnis führt. Aber dieser Grundgedanke nötigt zugleich auch zu einer gewissen Demut und Besonnenheit, denn ihm wohnen drei ganz wesentliche Aspekte bei: 1. Der Umstand, dass der Lernprozess eben nie abgeschlossen ist, man sich also nie mit einer Wahrheit zufrieden geben darf, sondern immer bestrebt sein muss weiter zu lernen. 2. Das dies auch bedeutet, dass man immer bereit sein muss auch sein eigenes Wissen und seine eigene Überzeugung infrage zustellen, was 3. dazu führt, dass man anderen immer mit Nachsicht und Verständnis begegnen sollte – und vor allem in der Einsicht, dass man selbst nicht mehr Anspruch auf DIE Wahrheit hat als der andere und es Verblendung wäre zu glauben, man wisse alles besser als der andere, weil man selbst DIE Wahrheit erkannt habe. Deshalb sehe ich im Verzicht auf eine „100%-Sicherheit“ nicht notwendigerweise eine Schwächung des Glaubens, sondern eine Stärkung.
Ich hoffe ich konnte das verständlich machen.^^
Lieben Gruß
Lior
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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