Die Tugend eines Menschens sollte nicht an seinen besonderen Leistungen gemessen werden, sondern an seinem alltäglichen Handeln ------ Blaise Pascal
Hm ...
Fanatismus hat als Wort einen fahlen Beigeschmack. Im Prinzip bedeutet es doch so etwas wie "großer Eifer für etwas". Auch unser Wort Fan leitet sich davon davon ab. Ich kann nichts schlechtes daran sehen, Gott mit großem Eifer zu verehren. Diesen Eifer jedoch gegen andere zu richten, ist sicherlich eine Fehlleitung des Glaubens.
Vielleicht macht Angst den Unterschied. Die (im negativen Sinne) fanatischen Menschen, die ich kennen lernte, waren alle ängstliche Menschen. Alle hatten sie Angst vor Gottes Strafe. Manche bekennen sich eigentlich nur deshalb zu einer Religion, um nach ihrem Tode nicht in der Hölle zu landen. Auch waren sie sehr ängstlich, ihre Glaubensgrundsätze in Frage zu stellen. Als würde Gott sie dafür strafen. Und es scheint mir, als verteufelten sie deshalb alle Anders-Gläubigen, weil diese eben das tun, was sie sich selbst nicht trauen.
Es gibt eine Studie über islamischen Fundamentalismus in Deutschland aus dem Jahre 1997. "Verlockender Fundamentalismus" heißt das Buch. Ein Ergebnis der Studie war, daß Fundamentalismus deshalb so verlockend ist, weil er Orientierung und Halt gibt. Das würde die Angstthese untermauern.
Jedenfalls habe ich bei Menschen, die im positiven Sinne fanatisch sind, die Angst nicht gesehen. Und auch keine Verdammung anderer.
Wenn mein vorläufiger Gedankengang halbwegs stimmt, wäre es in weiten Teilen eine Frage der Sozialisation. Der Begriff "Erziehung" würde wohl zu kurz greifen.
Gruß
LD
Ich glaub das ist ein super Ansatz, könntest echt recht haben.
Ja, Angst behindert ja auch den ganz normalen Glauben. Als ich gläubig wurde, hatte ich viel Angst vor Gott. Erst nach ein paar Jahren konnte ich mich da entspannen. Und ja, da hab ich auch sehr viele komische Sachen gemacht oder gedacht machen zu müssen. Also deine These kann ich am persönlichen Beispiel untermauern ... Es wird ja auch in der Bibel Angst und Liebe entgegengesetzt. Wer Angst hat, ist nicht in der Liebe oder so. Bibelstelle weiß ich grad nicht.
Die Tugend eines Menschens sollte nicht an seinen besonderen Leistungen gemessen werden, sondern an seinem alltäglichen Handeln ------ Blaise Pascal
Ich denke, Fanatismus ist etwas Egoistisches: Die eigenen Vorstellungen und Träume werden auf das Objekt des Fanatismus projiziert und dem rennt man dann gnadenlos hinterher, ohne noch zugeben zu müssen, dass es nur um einen selbst geht.
Ansonsten sind Fanatiker hochexplosive Leute. Man muss wirklich verstehen, wie man sie anpacken und nutzen kann. Kann man das aber, werden sie zu einem ergiebigen Werkzeug. Nun kommt es drauf an - wie bei jedem Werkzeug - ob man es für Gutes oder Schlechtes einsetzt.
Im Endeffekt liegt das Gute oder Böse wieder nur in der Hand dessen, der sich etwas denkt.
Als Fanatismus, von französisch fanatique oder lateinisch fanaticus, bezeichnet man im engeren Sinn das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung ein fanatischer Anhänger einer Ideologie oder einer Gruppierung. Im weiteren Sinn entspricht Fanatismus eine besonders hohe emotionalen teilhabenden Beschäftigung mit bestimmten Tätigkeiten, Interessengebieten oder an Objekten.
Fanatismus entspricht also immer einer Übertreibung und da spielt Inhalt und Anlass keine Rolle.
Begeisterung hingegen ist weder positiv noch negativ. Wenn diese aber wirbt und zwar Nichtbegeisterte zur selben Begeisterung zu bewegen dann wirkt dies fanatisch. Denn Begeisterungen entsprechen Eigenempfindungen, welche man nicht anschüren sollte, sondern wenn schon eher nur wecken darf.
Shalom
Isaak
Geändert von Isaak (08.01.2009 um 19:55 Uhr)
Isaak, ja, da hast du wohl Recht. Das Wort habe ich jetzt so verwendet, wie es an mich herangetragen wird. Ich bin schon des öfteren alsl Fanatiker bezeichnet worden, nur weil mir die Religion wichtig ist und ich mein Leben auch entsprechend danach ausrichte. Keine Angst, ich schmeiße keine Bomben :-) aber heutzutage wird man schon u.U. als Fanatiker bezeichnet, wenn man nur als Beispiel sagt, dass man nicht mit seinem Freund zusammenziehen wird bevor man verheiratet ist oder dass man mehrmals in der Woche eine kirchliche Aktivität hat. Ich wurde auch schon als Fanatikerin bezeichnet, nur weil ich der Meinung bin, dass Gott die Regeln macht, die dann in mein Leben sprechen dürfen und diei Religion für mich nicht nur ein Mittel ist, das ich benutze, um glücklich zu sein, z.B. Gott als lieber Opa, gut an ihn zu glauben, weil es hat schön ist wenn es einem mal schlecht geht, aber dass ich mir reinreden lasse in mein Leben - lieber nicht. (Oh, ich muss aufpassen mit der Themenverfehlugn ... da könnte ich jetzt noch Stundenlang weitermachen und eine Predigt halten ... ).
Also als Fanatiker wird man ggf. schon ziemlich leicht bezeichnet. So ...sagst du, beschreibt man Fanatismus.bezeichnet man im engeren Sinn das Besessensein von einer Idee, Vorstellung oder Überzeugung ein fanatischer Anhänger einer Ideologie oder einer Gruppierung. Im weiteren Sinn entspricht Fanatismus eine besonders hohe emotionalen teilhabenden Beschäftigung mit bestimmten Tätigkeiten, Interessengebieten oder an Objekten.
Wenn nun jemand "besessen ist" von der Liebe Gottes z.B., so wie das z.B. Mutter Theresa war, die ihr ganzes Leben für die Armen gelebt und gegeben hat, kann man das dann als Fanatismus bezeichnen?
Und wieso würdest du eine besonders hohe emotionale Beschäftigung mit bestimmten Interessengebieten (z.B. Religion oder Gott) automatisch als negativ bewerten? Das muss es doch nicht sein. Auch im Judentum würde ich fast mal sagen, dass sich die religiösen Juden doch auch besonders hoch und sicher auch emotional mit dem Interessengebiet Religion beschäftigen, sind sie Fanatiker? Sind sie es in einem negativen Sinne, deiner Meinung nach?
Nach deiner Beschreibung und Definition des Wortes kann ich zu dieser
Schlussfolgerung nicht unbedingt kommen. Wer definiert, was übertrieben ist? Wofür man Zeit, Energie, Geld, Gefühl, Hingabe investieren "darf" ohne zu übertreiben? Wieso "dürfen" Menschen für ihren eigenen Egoismus so viel investieren, ohne Fanatiker zu sein, bei allen anderen Themen gilt man als Fanatiker und Übertreiber? Wer legt da das Maß fest und mit welchem Recht?Fanatismus entspricht also immer einer Übertreibung und da spielt Inhalt und Anlass keine Rolle.
Ok also Fanatismus ist für dich negtiv besetzt. Wahrscheinnlich hast du trotz allem Recht, es wird einfach nur negativ benutzt, daher kann man es schlecht positiv verwenden. Begeisterung ist für dich neutral, gut.Begeisterung hingegen ist weder positiv noch negativ. Wenn diese aber wirbt und zwar Nichtbegeisterte zur selben Begeisterung zu bewegen dann wirkt dies fanatisch. Denn Begeisterungen entsprechen Eigenempfindungen, welche man nicht anschüren sollte, sondern wenn schon eher nur wecken darf.
anschüren - wecken, find ich gut. Da gebe ich dir Recht. Aber wirklich begeisterte kann man auch echt schlecht bremsen, die sind einfach so "drin", positiv oder negativ.
LG +Eliza+
Die Tugend eines Menschens sollte nicht an seinen besonderen Leistungen gemessen werden, sondern an seinem alltäglichen Handeln ------ Blaise Pascal
@ luxdei Ich finde, da hast du vollkommen Recht. Die Angst ist ein wesentlicher Bestand des Glaubens, denke ich, und das finde ich sehr schlimm. Einen Glauben ohne Angst gibt es eigentlich gar nicht, von Anbeginn an wurde mit Hölle, Fegefeuer, Verderben, Strafen, Vernichtung gedroht, wo Gott war/ist, ist auch Satan zur Stelle, der die Menschen verführt und für immer von Gott entfernt. Gruselig dieser Gedanke. Und je primitiver die Menschen aus früheren Zeiten und je unaufgeklärter sie waren, desto mehr ließen sie sich von dieser Angst leiten. Ganz Schlaue haben diese Strategie schon zu allen Zeiten für sich ausgenutzt (kann man ganz gut im Pfaffenspiegel nachlesen). Die meisten fanatischen, angeblich ganz fest im tiefen Glauben stehenden Menschen sind ängstlich, davon bin ich überzeugt. Auch wenn sie sich noch so aufplustern und Säbelrasseln ihren Glauben verteidigen. Im Grunde ihres Herzens sind sie vor Angst zerfressen.
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Rigide Systeme werden meistens von ängstlichen Menschen bevorzugt. Psychisch kräftigere Menschen können mit Unsicherheiten und Variablen leben.Zitat von Lelia
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