Hallo NetKrel,
natürlich darfst auch du dich angesprochen fühlen.^^ Natürlich hast du recht, Terrorist ist eine Zuschreibung der „Betroffenen“ und der „Verurteiler“ - der Terrorist wird sich selbst vermutlich ganz anders sehen. Aber würden nicht auch wir wir Gewalt – notfalls auch tödliche – gegen Terroristen tolerieren ggf. sogar befürworten, um sie an ihrem Handeln zu hindern? Ich für meinen Teil müsste mich dazu bekennen. Das die als Hexen verurteilten Personen nicht wirklich für die ihnen zur Last gelegten Angriffe auf das Allgemeinwohl (z.B. Vernichtung der Ernten) verantwortlich waren, ist rückblickend für die Einschätzung zum Sinn dieser Prozesse wichtig, für ihre damalige Berechtigung hingegen nicht. Und es waren, wenn ich dich hier korrigieren darf, in der Hauptsache eher staatliche Obrigkeiten bzw. Anklagen aus dem Volk, weniger Bestrebungen von kirchlicher Seite aus. Letztere durften meist auch gar nicht die entsprechende Prozesse führen bzw. die Urteile fällen. Zudem erinnere man sich, der Glaube an Hexen war in weiten Teilen ursprünglich aufgrund kirchlicher Lehre verboten. Natürlich gab es auch Vertreter des Klerus, welche heftig mitmischten, oft aufgrund ihrer negativen Einstellung zum Wesen der Frau – man denke an den Autor des Hexenhammers – aber dennoch muss man auch sehen, dass es gerade die Kirche war, die in ihrem Prozessrecht sehr fortschrittlich mit den Anschuldigungen zur Hexerei umging, als auch dass viele namhaften Kritiker der Hexenprozesse aus dem Klerus bzw. dem kirchlichem Umfeld kamen.
Was nun die Inquisition betrifft, ganz ohne Frage hat diese Abweichler teils mit aller Härte verfolgt. (Obschon gerade innerhalb ihres Wirkungsbereiches wiederum kaum Hexenprozesse stattfanden) Und ich würde dir darin zustimmen, dass diese Verfolgung aus heutiger Sicht fragwürdig ist. Aber findet nicht auch heute noch ein „Kampf“ gegen als gefährlich eingeschätzte Ansichten statt? Du selbst führst hier die in deinen Augen berechtigte Kritik an der selbst in diesem Forum vorhandene verbale Gewalt gegenüber anderen Ansichten an, die man nicht bereit ist gleichberechtigt neben sich stehen zu lassen. Und du selbst „streitest“ hier sehr vehement gegen jeglichen Fundamentalismus und gegen „False-Prediger“, also „Irrlehrer“? Nichts anderes aber tat doch auch die Inquisition. :-] Dass zu damaliger Zeit die Verfolgung mit anderen Strafen endete, liegt meines Erachtens eher am damaligen Strafrecht. Davon abgesehen führten auch innerhalb der Inquisitionsverfahren nur ein kleiner Teil zu Todesstrafen – obschon auch dieser kleine Teil natürlich höchst bedauerlich ist.
Recht haben zu wollen war schon immer eine Eigenheit des Menschen – damals wie heute.^^
Lieben Gruß
Lior
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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