Hallo Ihr Lieben,
im Allgemeinen gehen die meisten Menschen, wenn die Rede auf Gott kommt, von einem persönlichen Gott aus.
Das Christentum scheint diese Vorstellung auch zu fördern. Aber immer wenn ein persönlicher Gott ins Spiel kommt, steht der Mensch vor unlösbaren Widersprüchen und oft genug hat man das Gefühl, jede Diskussion geht mehr oder weniger an der Lebenswirklichkeit vorbei.
Deshalb meine Frage: Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass Gott (christl. gesprochen "der Vater") unpersönlich sein könnte?
Wenn es in der Apg. heißt, "das wir in ihm eben, leben und sind", dann ist doch darunter der Kosmos zu verstehen, der natürlich nicht nur materiell gedacht ist, sondern belebt ist, und ein ewiges Zentrum hat.
Die Menschen der vergangenen Jahrtausernde lebten im gleichen Kosmos, wie wir, nur dass sie ihn eben anderes interpretierten, nämlich anthropomorph. Auf Grund ihres damaligen Entwicklungsstandes konnte das nicht anders möglich sein. Man erlebte also zwangsläufig alles, was die Natur einen im Guten und Bösen antat aus der menschlichen Perspektive, und schrieb der Natur persönliche Eigenschaften zu. Als man noch nicht so weit war, ein gemeinsames Zentrum der Natur zu erkennen, schrieb man den Göttern - also den Personifikationen von Wind, Wasser usw. - ein persönliches Verhältnis zum Volk oder einzelnen Menschen zu. Wenn also das Jagdglück einem nicht hold war, hatte man einen Tabubruch (Sünde) gegen den betreffenden Gott begangen.
Während eben im Polytheismus, der bekanntlich dem Monotheismus voranging, die Götter zornig waren und man sie mit Opfern versöhnen musste, musste nun der einzige Gott versöhnt werden, weil er zornig war.
Das tatsächliche Verhältnis, was aber dem Menschen zu schaffen macht, ist nicht eine vermeintliche Eigenschaft Gottes, sondern eben das Missverhältnis von menschlichem Wunsch und einer Natur, dem dieses menschliche Wünschen schnurzpiep egal ist.
Die eigentliche Aufgabe ist also, dass der Mensch lernt, sich von den Wechselfällen des äußeren Lebens, die gar nicht ausbleiben können, nicht negativ beeindrucken zu lassen.
Eine solche Forderung wäre aber völlig unsinnig, wenn der Mensch sich weiter als ein Wesen begreift, das per se von den äußeren Bedingungen abhängig ist und bleiben muss.
Es geht also um die Frage: Wer ist der Mensch wirklich? Wer bin ich?
Und da sind wir so weit, sagen zu können, wir sind alle ewige Wesen, und deshalb ist es in diesem Bewusstsein möglich, jene Abhängigkeiten sukzessive zu überwinden.
Das ist auch die Lehre aller Erlösungsreligionen.
Unter diesem Gesichtspunkt sind alle Diskussionen über ein Verhalten Gottes hinfällig. Nur wir verhalten uns falsch, zu dem, was ist, weil wir uns nicht klar sind, wer wir selbst sind.
LG,
Digido
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