
Zitat von
starangel
Danke erst mal für den sachlich geschriebenen Beitrag.
Bitteschön! :-)

Zitat von
starangel
Bezüglich göttliche Weisheit und Kreuzigung Jesu bin ich auf folgende Stellen im 1. Korintherbrief gestossen. 2.7 sondern wir reden von der heimlichen verborgenen Weisheit Gottes, welches Gott verordnet hat vor der Welt zu unserer Herrlichkeit 2.8 welche keiner von den Obersten der Welt erkannt hat. Denn so sie die erkannt hätten HÄTTEN SIE DEN HERRN DER HERRLICHKEIT NICHT GEKREUZIGT.
Solche Worte von Paulus, dem man sozusagen die Kreuzigung Jesu als Sühneopfertod in " das Wort vom Kreuz " hineingedichtet hat. Was spricht gegen die Inschrift die Jesus zum König der Juden erhebt, was seine Mörder als Torheit sehen? Jene sind klar die Verlorenen Schafe, die dem Guten Hirten nicht folgen wollen. Wie siehst du 1.Kor 2.8?
Mhmm, also für mich persönlich ist das jetzt eigentlich nicht so klar, inwiefern die Mörder Jesu, wie du sie nanntest, die Inschrift über dem Kreuz als Torheit betrachtet haben sollen? Vielleicht habe ich dich diesbezüglich aber auch nicht richtig verstanden? Jedoch ist mir hinsichtlich der Inschrift nur die Stelle aus Johannes 19, 19-21 bekannt und dort heißt es:
Pilatus aber schrieb eine Überschrift und heftete sie an das Kreuz; und es stand geschrieben: »Jesus, der Nazarener, der König der Juden«. Diese Überschrift nun lasen viele Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt, und es war in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache geschrieben. Da sprachen die obersten Priester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern daß jener gesagt hat: Ich bin König der Juden.
Aus dieser kurzen Szene ist jetzt ja nicht ersichtlich, dass die Inschrift von irgendjemandem als Torheit betrachtet wurde. Und wenn man die bereits besprochene Stelle aus 1.Kor. 1,18ff dahingehend interpretieren möchte, dass mit dem Ausdruck "das Wort vom Kreuz" tatsächlich die Inschrift gemeint ist, dann würde diese Textstelle zwar aussagen, dass die Inschrift denen eine Torheit ist, die verlorengehen, aber damit wären dann nicht die obersten Priester aus Johannes 19 gemeint und auch nicht die verlorenen Schafe, die dem guten Hirten nicht folgen wollen, wie du es nanntest, sondern das Verlorengehen bezieht sich auf die Weisheit der Weisen und den Verstand der Verständigen.
Ich zitiere nochmal 1.Kor 1,18+19, damit das vielleicht deutlicher wird was ich meine:
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft; denn es steht geschrieben: »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«. Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit?
Die Aussage: "Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft", steht ja nicht einfach so isoliert und ohne nähere Erklärung, quasi als abgeschlossene Behauptung da, sondern Paulus erläutert diese Aussage anhand eines Verses aus dem AT. Dieser Vers aus dem AT wird auf diese Weise sozusagen "zum Zeugen berufen", damit das, was Paulus hinsichtlich des Wortes vom Kreuz aussagt, eine "Untermauerung" und "nähere Bestimmung" erhält.
Man könnte auch sagen, dass sich Paulus auf die Autorität des Alten Testamentes beruft, um zu verdeutlichen, weshalb er davon überzeugt ist, dass das Wort vom Kreuz den einen eine Torheit, anderen aber eine Gotteskraft ist. Und vermöge der Autorität des AT's sagt er dann: denn es steht geschrieben: »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«.
Das ist ein Zitat aus Jesaja 29,14 und komplett steht dort geschrieben: ...siehe, so will auch ich künftig mit diesem Volk wundersam, ja überaus wundersam und verwunderlich umgehen; und die Weisheit seiner Weisen soll zunichte werden und der Verstand seiner Verständigen unauffindbar sein.
Genau das ist dann auch der Grund, weshalb Paulus sagt, dass das Wort vom Kreuz manchen wie eine Torheit vorkommt. Es kommt ihnen töricht vor, weil der Augenblick gekommen ist, in dem mit dem Volk wundersam und verwunderlich umgegangen wird und die Weisheit der Weisen des Volkes zunichte wurde und der Verstand der Verständigen verloren ging, respektive unauffindbar wurde. Die Prophezeiung des Jesaja hat sich also erfüllt (...denn es steht geschrieben...).
Anders ausgedrückt: Sind die Umstände im Volk erst einmal wundersam und verwunderlich, deren Weisheit zunichte geworden und zudem der Verstand verschwunden, dann ist es ja nur logisch, dass diese Menschen nicht mehr klar sehen und dass sie vieles nicht mehr verstehen können, womit Paulus seine Erklärung gefunden hat, weshalb manche das Wort vom Kreuz für eine Torheit halten. Sie müssen es für eine Torheit halten, weil Jesaja einst prophezeit hatte, dass die Dinge verwunderlich werden, die Weisheit verloren geht und der Verstand nicht mehr auffindbar ist.
Kannst du das nachvollziehen, weshalb ich diese Bibelstelle auf diese Weise interpretiere? Sicherlich wird die überwiegende Mehrheit der Leser dieser Stelle "die Schwerpunkte" anders gewichten als ich es tue und deshalb wahrscheinlich eher herausstellen, dass da welche verlorengehen und verlorengehen bedeutet, dass die Sache für diese Menschen gar nicht gut ausgehen wird und sie schlussendlich in der Hölle landen, aber von Hölle steht im Kontext dieser Bibelstelle rein gar nix, sondern dort steht, dass Weisheit und Verstand verloren gehen, das Kreuz als töricht erachtet wird und das ein Volk sich ganz arg verwundern wird. Und ich persönlich habe mich schon oft über verschiedene Dinge arg gewundert und mit meiner Weisheit ist es auch nicht immer zum besten bestellt, geschweige denn mit meinem Verstand. Jedoch werde ich deshalb doch hoffentlich nicht gleich in der Hölle landen, oder? :-) Also das fände ich dann aber wirklich töricht....:-)
So , nun wolltest du von mir noch gerne wissen, wie ich die von dir zitierten Bibelversen aus 1.Kor 2, 7+8 sehe. Und da steht:
...sondern wir reden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor den Weltzeiten zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat, die keiner der Herrscher dieser Weltzeit erkannt hat — denn wenn sie sie erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt —,
Hier ist meiner Meinung nach ganz ähnlich wie zuvor bereits in 1.Kor 1,18ff wieder davon die Rede, dass da eine Gruppe von Menschen ("die redende Gruppe", zu deren Herrlichkeit etwas vorherbestimmt wurde) etwas erkennen durfte (Gottes Weisheit), was die andere Gruppe (die, der Herrscher der Welt) nicht erkannt hat. Auch hier finden wir also wieder "Gegensatzpaare". Das Kreuz steht nun aber in einem anderen Kontext. Es erscheint den Herrschern der Welt nun nicht als Torheit, sondern es wird sofort deutlich, dass diese Herrscher das Kreuz als Mordinstrument benutzt haben. Dies taten sie wohl deshalb, weil bei ihnen wieder ein eklatanter "Weisheitsmangel" vorlag?
Mhmm, also ich kann da jetzt leider gar nichts mehr großartiges zu sagen. Paulus führt da meiner Meinung nach ganz einfach nur konsequent die Linie fort, die er im ersten Kapitel zu zeichnen begonnen hatte. Immer geht es ihm um die Weisheit Gottes auf der einen Seite und die (sehr eingeschränkte und teils auch verblendete) Weisheit des Menschen auf der anderen. Das Kreuz scheint für ihn dabei immer sowas wie eine Zumutung für den "gesunden Menschenverstand" (ich nenn' das jetzt einfach mal so...:-)) zu sein, weshalb er auch nicht mit Polemik in Richtung der Juden, Griechen und "Herrscher der Weltzeit" spart.
Mir persönlich sagt das ehrlich gesagt nicht wirklich viel und es nährt auch nicht sonderlich meinen persönlichen Glauben, weil in diesem das Kreuz eine doch eher geringere Bedeutung hat. Mir persönlich ist da das, was Meister Eckhart mit "Gottesgeburt im Seelengrund" umschrieb, sehr viel bedeutsamer und auch näher. Und wenn ich an dieser Stelle dann auch mal polemisch werden darf, würde mich ganz grundsätzlich mal interessieren, was mir diese Lehre vom Kreuz und vom gekreuzigten Jesus, also das, was man als Kreuzestheologie bezeichnet, eigentlich nützen soll, wo es doch letztlich viel bedeutsamer ist, dass das Kreuz und damit verbunden der Tod, überwunden wird, damit Gott in mir und ich in ihm lebendig sein kann...?
LG
Daniel
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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