Natürlich jeder nach seinen Möglichkeiten. Niemand muss sich dabei selbst überfordern, das ist entweder keine wirksame Hilfe oder es schadet auf Dauer dem Helfenden. Und wer selber hilfsbedürftig ist, kann natürlich nur sehr eingeschränkt (wenn überhaupt) für andere tätig sein. Aber das meine ich eigentlich gar nicht.
Und wenn es keine erkennbaren Früchte gibt? Wenn jemand lamentiert "ich finde das so ungerecht, was in der Welt passiert, und die Menschen tun mir so leid", dann sind das sicher rechtschaffene und barmherzige Gedanken. Wenn jetzt aber keine Taten folgen, weil derjenige meint, mit seinem guten Glauben genug getan zu haben, und schließlich sei ja "der Glaube alles und das Werk nichts", dann kann ich dem nicht zustimmen.Warum? Wenn das Herz erst rechtschaffen und barmherzig ist, wie sollte es möglich sein, das die Taten dieses Herzens nach außen unrechtschaffen und unbarmherzig sind? Ist das Herz erst rechtschaffen und barmherzig, so sind auch alle Früchte dieses Herzens rechtschaffen und barmherzig.
Ich weiß, dass es Christen gibt, die dieses "sola fide" absolut wörtlich nehmen und meinen, man müsse wirklich nur glauben und könne sich ansonsten zurücklehnen und auf die Rückkehr des Herrn warten. Meiner Meinung nach liegen die falsch, das wäre Luther so nie eingefallen.
Ich hab jetzt keine Zeit, den Römerbrief zu lesen und drüber nachzudenken. Aber wenn das wirklich so gemeint ist, dann muss ich Paulus widersprechen: Es gibt definitiv auch gute Werke von nicht-gläubigen Menschen.Und wie soll wohl der rechtschaffen und barmherzig sein, der zwar streng nach dem Buchstaben lebt, aber keinen Glauben hat? Paulus lehrt Röm 14,23, daß alles Sünde ist, was nicht dem Glauben entspringt. Das ist auch wahr, denn nicht darum ist ein Ding gut oder schlecht, weil es einen gewissen Namen hat - z.B. "Geld spenden für eine gute Sache ist gut" -, sondern erst der Glaube macht ein Ding gut oder schlecht.
Dem stimme ich - von meinem christlichen (?) Standpunkt aus - zu. Ich begrüße es aber ausdrücklich, wenn andere Leute, die einen anderen oder gar keinen Glauben haben, aus anderen Motiven Gutes tun. Hauptsache, sie tun es. Übrigens ist das auch nicht das, worüber wir bisher gesprochen haben. Und wenn doch, dann haben wir aneinander vorbeigeredet.Summa: Wer gute Werke tun will, der tue sie Gott zur Ehre und danke ihm fürs gute Gelingen, aber er setze nicht sein Vertrauen darauf, als habe er Gott damit die Gnade abgekauft oder nur Gutes getan, um sich vor den Menschen ein Ansehen zu geben.
Gruß,
Sunigol.
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