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  1. #41

    Standard

    Zitat Zitat von Zeuge Beitrag anzeigen
    Wie ich schon gesagt habe, mir ist es egal, dir aber anscheinend nicht. Sobald du von Russen hörst, steigst du auf die Palme. Das ist Rassismus.
    Auf der palme bringt einem nur posting nr. 5, wo geschichte, politologie und bibelauslegung zu einem unappetitlichem quark zusammengerührt wird.

    Aber vielleicht bist du ja ein autor dieser verschwörungsheftchen? Würde gut passen.

  2. #42
    Zeuge Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Kerzenlicht Beitrag anzeigen
    Denkt bitte daran: Gott ist kein Politiker.
    Seit wann ist denn ein König keine politische Macht?
    "Wenn du in das Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, hineingezogen bist, es in Besitz genommen hast, in ihm wohnst und dann sagst: Ich will einen König über mich einsetzen wie alle Völker in meiner Nachbarschaft!, dann darfst du einen König über dich einsetzen, doch nur einen, den der Herr dein Gott auswählt." (Deut. 17:14,15.)
    Also, wollte Gott auch in der Politik mitmischen. Mehr noch, er wollte sie selbst machen, denn als die Israeliten, sich einen König wünschen, sagt Gott zu Samuel: "Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, daß ich nicht König über sie sein soll." (1Sam. 8:7.)

    Es gibt keinen Bereich in unserem Leben, an dem Gott nicht beteiligt sein will. Sei es Politik oder Wirtschaft, Bildungs oder Gesundheitwesen, Erziehung oder Sozialbereich, alles muß Gott untergeordnet sein.
    Oder meinst du, daß Gott keine Ahnung hat, wie man einen Betrieb leitet, oder eine Stadt verwaltet, oder ein Land regiert?

    Ausserdem:
    Am 4. Januar 1896 wurde Utah als 45. Staat ein voll berechtigtes Mitglied der USA. Mehrere frühere Anläufe, als Bundesstaat anerkannt zu werden, waren an Konflikten der Mormonen mit der amerikanischen Bundesregierung gescheitert, vor allem an Auseinandersetzungen über die Polygamie. Erst nachdem die Leitung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage diese 1890 offiziell abschaffte, war der Weg zum Bundesstaat frei.

    Utah ist eine Hochburg der Republikanischen Partei, was unter anderem auf die ländliche Wohnstruktur und damit auf die Besinnung auf familiäre und kirchliche Werte zurückzuführen ist, da sich die Republikaner meist als Vertreter dieser Werte darstellen. Dies ist allerdings erst seit den 1960er Jahren der Fall, vorher unterstützten die Mormonen, wie die meisten Minderheiten, mehrheitlich die Demokratische Partei.
    Ist das denn keine Politik? Oder meinst du, solange die Politik gottlos ist, ist sie in Ordnung?

    "Sie setzen Könige ein, aber gegen meinen Willen; sie wählen Fürsten, doch ich erkenne sie nicht an." (Hos. 8:4.)

    Aber es wird nicht immer so bleiben, "und die Königsherrschaft wird dem Herrn gehören." (Ob. 21.)

  3. #43

    Standard

    Zitat Zitat von Zeuge Beitrag anzeigen
    Seit wann ist denn ein König keine politische Macht?
    Du kennst doch sicherlich den Begriff Theokratie? Oder die Aussage: mein Reich ist nicht von dieser Welt? Sicherlich kannst du doch eine Theokratie von einer Monarchie, Diktatur oder Demokratie unterscheiden, oder?
    Ein Leben ohne Liebe ist ein Leben gegen das Leben

  4. #44
    Zeuge Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Kerzenlicht Beitrag anzeigen
    Du kennst doch sicherlich den Begriff Theokratie? Oder die Aussage: mein Reich ist nicht von dieser Welt? Sicherlich kannst du doch eine Theokratie von einer Monarchie, Diktatur oder Demokratie unterscheiden, oder?
    Selbstverständlich. Und ich spreche hier doch vom Theokommunismus!

  5. #45
    Zeuge Gast

    Standard Messianismus

    Primäre Definitionen
    Heute versteht man unter dem Begriff des Messianismus jede religiöse und aus diesem Grund auch politisch-soziale Heilserwartung, welche ans Ende der Geschichte das Kommen eines Retters und Erlösers setzt. Des Weiteren wird eine primär weltlich geprägte Geschichtsphilosophie vorausgesetzt, welche mit religiösen Vorstellungen verknüpft wird. Hieraus entsteht dann die Transformation, vom Glauben an einen persönlichen Messias, zur Idee eines geschichtlichen Endes, das die Erfüllung von politisch-sozialen Hoffnungen zum Ziel hat.
    • Nach J. M. Hoëné Wronski hat der Messianismus „die Hinführung der Menschheit zu ihrer wahren Bestimmung zum Ziel“. Er unterteilt diese Hinführung in drei Geschichtsepochen. Die erste Epoche umfasst die Zeit von Ägypten bis zur Französischen Revolution, in der die Natur und der Mensch noch in Harmonie miteinander standen. Die Zeit der Französischen Revolution läutet das Ende dieser harmonischen Beziehung ein und somit die zweite Epoche. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass Gefühl und Erkenntnis auseinanderklaffen, d. h. jegliche Art von sittlicher Bindung, Philosophie und Religion wurden durch die Französische Revolution aufgelöst und es gehört zur Aufgabe des Messianismus eine moralisch-geistige Wiedergeburt einzuleiten. Es soll ein Prozess entstehen, bei dem alle irdischen Hindernisse überwunden werden und an dessen Ende die Verwirklichung des Logos im Menschen steht. Dadurch wird es möglich zu erkennen, dass der christliche Offenbarungsgehalt der Vernunft entspricht und aus diesem Grund kommt es zu einer Wiederverbindung von Philosophie und Religion. So bildet die Gegenwart die letzte Geschichtsepoche, an deren Ende der Messianismus die Verwirklichung der absoluten Vernunft bewirkt.
    • Auch für Moses Hess, einen Mentor von Karl Marx, wird der Messianismus zur Grundlage einer Geschichtsphilosophie. Er verwendet jedoch nicht den Begriff „Messianismus“ sondern spricht vielmehr von einer „messianischen Bewegung“. Mit Spinoza begann die „Messiaszeit“ der Gegenwart, mit der Französischen Revolution ist sie ins „weltgeschichtliche Dasein getreten“; mit ihr beginnt die „Wiedergeburt der Völker“. Die letzte Epoche wird durch die messianische Epoche gebildet, in ihr werden die Errungenschaften der modernen Wissenschaft auf die sozialen Zustände angewandt und somit kann auch die Religion neu gestaltet werden.
    • F. Huet sieht in Jesus den letzten und reinsten Vertreter der messianischen Idee Israels, welcher gleichzeitig mit dem religiösen auch das soziale Reich Gottes verkündet. Durch eine Verbindung von geistigen und materiellen Gütern, „soll eine Revolution herbeigeführt werden“.
    • Während Max Nordau seine Begriffserläuterung lediglich auf das Judentum beschränkt, denn für ihn sind der Zionismus und der Messianismus fast zwei Jahrtausende lang identische Begriffe gewesen, erweitert Hermann Cohen den Begriff des Messianismus über die jüdische Religion hinaus. Seine geschichtsphilosophische Betrachtung liegt in der Zukunft, in der Herbeiführung der „Herrschaft des Guten“ in der Welt. Bei ihm stehen nicht Eudämonismus und Utopismus, sondern vielmehr „die Grundzüge des ethischen Sozialismus“ im Vordergrund und es gilt „die Schöpfung der Zukunft als der wahrhaften politischen Wirklichkeit“.
    • Walter Benjamin greift den Impuls von Cohen auf und geht sogar darüber hinaus. Er sucht die Verkündung nicht in der unendlich fernen Zukunft, sondern im Jetzt, sprich in der jeweiligen Gegenwart. Diesem Gedankengut entspringt die Idee, dass jeder Augenblick seine „revolutionäre Chance mit sich trägt“ und Marx kann als der Begründer der Säkularisierung der messianischen Zeit genannt werden.
    • Martin Buber merkt an, dass Marx diesen transformierten Messianismus von Hegel übernommen hat und anschließend zu seinem Glauben machte. Die Transformation des Begriffs des Messianismus liegt bei Hegel darin, dass er den Messianismus aus der Welt des Glaubens in die Welt der evidenten Überzeugungen überträgt.
    • Max Scheler sieht in der so entstandenen marxistischen Idee der klassenlosen Gesellschaft eine „wissenschaftlich verbrämte und unterbaute Hoffnung“.
    • Für Leszek Kolakowski ist jede Art von Revolutionsideologie erstens eine verfehlte „weltliche Variante des religiösen Messianismus“ und zweitens sind die Hoffnungen nur unvollständige Wiedergaben der religiösen Eschatologien.
    Sekundäre Definitionen
    Neben dem Marxismus gibt es noch weitere Arten politischen Heilsglaubens, welche auch unter den Begriff „Messianismus“ fallen. Zu nennen sind sowohl die Idee des Nationalismus`, als auch das besondere russische und panslawische Sendungsbewußtsein, welches manche im Bolschewismus wiederauferstehen sehen.
    • Jacob Talmon hat den Messianismus als einen „harmonischen Endzustand voller individueller Selbstverwirklichung und sozialer Integration zugleich“ beschrieben. Zu erkennen ist auch, dass der politische Messianismus sowohl bei Fichte und Marx als auch bei den europäischen Nationalbewegungen stets ein Ausdruck der Spannung zwischen dem abstrakten, universalistischen Glauben und dem entgegengestellten Widerstand der Wirklichkeit darstellt.
    Des Weiteren wird der Begriff Messianismus auch als religionswissenschaftliche Kategorie begriffen. In ihm werden die unterschiedlichen Messias-Ideen zusammengefasst, um sie anschließend historisch-kritisch miteinander zu vergleichen.
    • Franz Rosenzweig nannte die Erlösung des Christentums eine geistige Umkehr des Einzelnen, „eine geheime Verwandlung der Seele“, wohingegen er in bezug auf das Judentum von einer „messianischen Politik“ sprach.
    • Nach Gershom Scholem liegt das Spezielle des jüdischen Messianismus`darin, dass dieser sich „in der Öffentlichkeit vollzieht, auf dem Schauplatz der Geschichte und im Medium der Gemeinschaft“. Im jüdischen Messianismus bildet das Leben „im Aufschub“, das Warten und Hoffen auf das Kommen des Erlösers, sowohl die Stärke als auch die Schwäche, so wird das Warten mit einem Leben des Provisorischen und Vorläufigen bezahlt.
    • Für Theodor W. Adorno wird die oberste Prämisse nicht durch das Warten auf die Erlösung gebildet, sondern vielmehr durch die Antizipation, denn es handelt sich um die Philosophie, welche „im Angesicht der Verzweiflung einzig zu verantworten ist“. Adorno meint damit den Versuch alle Dinge so zu betrachten, wie sie im „Messianischen Lichte“ erscheinen würden.

  6. #46
    Zeuge Gast

    Standard Zwei Konzepte

    Nationalismus:
    Universitätsgermanisten der zwanziger Jahre beschworen Novalis, der sich in seiner 1799 gehaltenen Rede über "Die Christenheit oder Europa" als Herold des kommenden Reiches ausgewiesen habe und deshalb mithelfen sollte, "den Glauben an eine Berufenheit und die prophetische Verheißung einer Zukunft des Deutschen" zu stärken. "Das 'Neue Reich'", prophezeite der nationalrevolutionäre Edgar Jung in seinem Buch über die 'Herrschaft der Minderwertigen', "das in den Büchern der Ahnen, in der Geschichte des Deutschen verheißen und vorgebildet ist, wird ein Reich sein, in dem Gott und Leib, Geist und Macht, Tugend und Schönheit wieder eins sind". Auf Grund seiner geistigen, ethischen und politischen Verfaßtheit sei das Reich dazu berufen und legitimiert, Demokratie, Liberalismus und Parlamentarismus, die politischen "Lebensordnungen des neunzehnten und achtzehnten Jahrhunderts" zu überwinden und als übernationales Staatsgebilde eines höherwertigen Volkes die Führung in der europäischen Völkergesellschaft zu übernehmen.
    Ist von Erfüllungen die Rede, kommen heilsgeschichtliche Vorstellungen ins Spiel, die auf Verheißungen und Berufungen durch höhere Mächte hinweisen. Johannes Haller hieß in seinen 1922 erschienenen "Epochen der der deutschen Geschichte" seine Hörer und Leser hoffen - auf den "rechten Mann zur rechten Zeit", der alle Gebrechen der Zeit "mit der Wunderkraft des Genius" zu heilen versteht. Sein gläubiges Hoffen auf "den rechten Mann zur rechten Zeit" kleidete der Tübinger Historiker in die prophetische Verheißung: "Es wird kommen der Tag". Im Jahre 1933 hielt er die Zeit und den Tag erfüllter Verheißungen für gekommen. Im Vorwort der damals fälligen Neuauflage schrieb er: "Was Glaube und Hoffnung war, ist Wirklichkeit geworden, der Tag ist gekommen". Auf Das Ilias-Zitat, das bislang das Titelblatt seines Buches geziert hatte, konnte verzichtet werden.
    Die begeisterte Hinwendung zu Heldengestalten und Führerfiguren im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war keine Besonderheit der Deutschen. In diesem Punkt gibt es keinen Sonderweg deutscher Geschichte. Den Deutschen blieb es vorbehalten, sich als Erfüllung ihres Sehnens, Hoffens und Wartens einen Führer und Retter zu wählen, der sie in die Katastrophe führte.
    Kommunismus:
    Gemäß der falschen, weitverbreiteten Auffassung, die systematisch von sämtlichen Sprachrohren der bürgerlichen Ideologie, von der Sensationspresse bis hin zu den Professoren der Akademien, aufrechterhalten und ausgestreut wird, bedeutet der Kommunismus eine Gesellschaft, in der alles vom Staat geregelt wird. Die ganze Identifizierung des Kommunismus mit den stalinistischen Regimen geht auf diese Annahme zurück.
    Und noch immer ist dies eine vollkommene Lüge, bei der die Wahrheit auf den Kopf gestellt wird. Für Marx, für Engels, für all die Revolutionäre, die in ihre Fußstapfen traten, bedeutete der Kommunismus eine Gesellschaft ohne Staat, eine Gesellschaft, in der die menschlichen Individuen ihre Angelegenheiten ohne eine über ihnen stehende Zwangskraft, ohne Regierungen, Armeen, Gefängnisse und nationale Grenzen regeln.
    Natürlich hat die bürgerliche Weltsicht auf diese Version des Kommunismus eine Antwort parat: Ja, ja, dies sei jedoch nur eine Utopie, die niemals eintreten werde; moderne Gesellschaften seien zu groß, zu komplex; die Menschen seien nicht vertrauenswürdig genug, zu gewalttätig, zu gierig nach Macht und Privilegien. Die ganz Raffinierten (Professoren wie J.Talmond, Autor von The Origins of Totalitarian Democracy, zum Beispiel) setzen uns gar davon in Kenntnis, daß der Versuch, eine staatenlose Gesellschaft zu gründen, nur zu einer Art monströsen leviathanischen Staat, wie er in Rußland unter Stalin entstanden war, führen könne.
    Aber halt: Wenn die Vision eines staatenlosen Kommunismus nichts anderes ist als eine Utopie, als ein edler Traum, warum spenden die gegenwärtigen Meister des Staats soviel Zeit und Energie für die Wiederholung der Lüge, daß Kommunismus gleich Staatskontrolle über die Gesellschaft ist? Kann es daran liegen, daß die authentische Version gegenwärtig eine subversive Herausforderung für die existierende Ordnung darstellt und daß sie mit den Notwendigkeiten einer wirklichen Bewegung korrespondiert, die unvermeidlich dazu gezwungen wird, den Staat und die Gesellschaft, die er beschützt, zu konfrontieren?
    Wenn der Marxismus der theoretische Standpunkt und die Methode dieser Bewegung ist, der Bewegung der internationalen Arbeiterklasse, dann wird es schnell ersichtlich, warum die bürgerliche Ideologie in all ihren Formen - nicht zuletzt jener, die sich selbst als Marxisten etikettieren - immer danach getrachtet hat, die marxistische Theorie des Staates unter einer riesigen Halde intellektueller Verweigerung zu begraben. Als Lenin 1917 ‘Staat und Revolution’ schrieb, sprach er über die Notwendigkeit, die marxistische Position zum Staat vom reformistischen Schutt zu befreien. Heute, wo im Gefolge all der bürgerlichen Kampagnen der stalinistische Staatskapitalismus als Kommunismus identifiziert wird, muß dieses Werk fortgesetzt werden.
    So haben wir zwei Konzepte des Messianismus.

    Im Nationalismus ist der Superstaat, mit einem ausserordentlichen Führer an der Spitze, das Heilmittel, was voll und ganz dem Bild des Antichristes in der Bibel entspricht. Und im zweiten Weltkrieg hat dieses Tier eine tödliche Wunde durch das Schwert erhalten. Sollte diese Idee aber wieder an die Macht gelangen, dann haben wir den Salat.

    Im Kommunismus dagegen, wird dem Staat, als einem notwendigen Übel, nur in der Übergangsphase, im Sozialismus, Platz eingeräumt.
    Zum Aufbau so einer Gesellschaft bedarf es aber eines neuen Menschen. Eines Menschen, der im Einklang mit dem Schöpfer und der gesammten Schöpfung steht. Und da kommen wir zum N.T., gemäß dem Gott uns in Jesus Christus zur neuen Schöpfung macht (was durch die Trinitätslehre für lange Zeit geschwächt war).

    So kann der Nationalismus sehr gut ohne Gott funktionieren, denn in ihm wird ein Mensch als Gott verehrt.
    Der Kommunismus dagegen, kann ohne Gott nicht mal aufgebaut werden, geschweige denn funktionieren.
    Geändert von Zeuge (29.01.2009 um 16:30 Uhr)

  7. #47
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    Standard

    Hi Zeuge..

    ...was willst du mit deinem text sagen? versteh das nicht ganz.

    Lily

  8. #48
    Zeuge Gast

    Standard

    Zitat Zitat von LilyMorgan Beitrag anzeigen
    Hi Zeuge..

    ...was willst du mit deinem text sagen? versteh das nicht ganz.Lily
    Richard Wurmbrand hat geschrieben, daß keine christliche Denomination ein Konzept hat, nach dem das Reich Gottes aufzubauen geht. Und darin hat er recht.

    Nun, hier versuch ich so ein Konzept zu finden.

  9. #49
    Zeuge Gast

    Standard Individuum oder Gemeinschaft?

    Heinz Abels: Individuum oder Gemeinschaft?
    Anmerkungen zur Sozialisationskultur in Russland und in Deutschland (Sommeruniversität 2001)

    In seinem Bericht über die „Reise zu den Moskowitern“ imJahre 1526 vermerkt der österreichische Diplomat Sigismund zu Herberstein, „das einfache russische Volk“ liebe „die Dienstbarkeit mehr als die Freiheit“ und selbst, wo reiche Leute auf dem Sterbebett ihren Dienstleuten die Freiheit gäben, verkauften sich die Freigelassenen „bald wieder gegen gutes Geld in eine andere Dienstbarkeit.“ (Herberstein, S. 140) Fehlt dem einfachen russischen Volk nun ein Gespür für individuelle Freiheit, oder fehlt dem Westeuropäer das Gespür für das Bedürfnis nach einer Bindung - wie immer sie auch aussehen mag? Immerhin hat Herberstein, dessen Berichte das Bild von Russland in Westeuropa wesentlich bestimmt haben, auch etwas zweites, scheinbar Absonderliches gehört: Diener beklagen sich, wenn der Herr sie nicht regelmäßig schlage, denn sie hielten das für ein Zeichen von Ungnade. (Herberstein, S. 153) Also noch einmal: statt Freiheit - was immer sie auch sein mag - lieber die regelmäßige soziale Zuwendung, wie sie enger (und auch schmerzhafter!) nicht sein kann!

    Fast fünfhundert Jahre später sinnieren Soziologen und Politiker darüber, warum soziale und ökonomische Reformen in Russland unter Putin so schwer in Gang kommen. Und wieder wird eine Erklärung geliefert, die wenig mit dem Gedanken von Individualität und Freiheit, viel aber mit Massenbewusstsein und sozialer Gewohnheit zu tun hat: der russische Mensch lasse sich nicht gern als Einzelner in die Pflicht für die Zukunft nehmen, sondern gehe lieber als Teil eines „wir“ die vertrauten Wege, auf denen auch alle anderen seit je gehen. Der russische Soziologe Boris Dubin spricht von einem Mangel an „sozialer Differenzierung“ und einer „Armut an gesellschaftlichen Beziehungen“. (zit. nach Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.3.2001) Bei dieser Erklärung scheint natürlich das Bild der Moderne auf, die ihren scheinbaren Siegeszug eben dieser sozialen Differenzierung und den damit gebotenen gesellschaftlichen, d. h. sachlichen und zweckrationalen Beziehungen verdankt.

    Ich will nun den Blick von dieser russischen „Mangelhypothese“ weglenken und die Frage stellen, ob nicht umgekehrt ein westlicher Mangel - der an gemeinschaftlichen Beziehungen – mindestens ebenso zu bedenken wäre. Eine Antwort versuche ich dadurch zu geben, dass ich die Sozialisationskulturen in Russland und in Deutschland vergleiche. Ich möchte zeigen, warum in Russland der Gedanke der Individualität und in Deutschland der Gedanke der Gemeinschaft zu kurz kommen.

    1. Genügsamkeit, Opferung und die Verhinderung von Individualität
    Der Blick auf den Menschen in Russland war jahrzehntelang durch zwei Theorien bestimmt: Nach der Totalitarismustheorie war der einzelne total unterdrückt, isoliert und machtlos; nach der „revisionistischen“ Geschichtsschreibung ging es nicht um das einzelne Individuum, sondern um kollektive Subjekte. Der Historiker Jochen Hellbeck hat nun russische Tagebücher, Memoiren und Autobiographien aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus Russland bzw. der Sowjetunion ausgewertet und kommt zu einem anderen Urteil. Er bezweifelt eine Dichotomie von Öffentlichem und Privatem in Russland. Für die Schreiber in der Zeit der Sowjetunion könne man sogar sagen, dass sie ihr Selbst genau dadurch zum Ausdruck brachten, indem sie es mit dem Kollektiv zu verschmelzen suchten. (zit. nach Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.1.2001)
    ...
    Nachdem sich die Russen von fast 200 Jahre währender Mongolenherrschaft befreien konnten und sich die Moskauer Rus im 13. und 14. Jh. herausbildete, entwickelte sich eine ökonomische Praxis, die man als „geschlossene Hauswirtschaft“ (domaschni) bezeichnet. Ein weiteres Kennzeichen dieser ökonomischen Praxis ist ihr „gemeinschaftlicher“ (obschtschina) Charakter.
    ...
    Das soziale Prinzip der obschtschina war also nicht das einer Gesellschaft, sondern das einer Gemeinschaft. Die Gesellschaft ist nach dem Prinzip der Sachlichkeit, der überindividuellen Funktionalität und generalisierter Verhaltenserwartungen organisiert. Die Gemeinschaft hingegen lebt von einer gefühlsmäßigen Verbundenheit zwischen Personen, die sich als Teil eines größeren Ganzen und damit als Repräsentanten einer kollektiven Identität verstehen. Ihr Verhältnis zueinander ist von Zuneigung und Vertrauen in die Gesamtheit der Person geprägt.
    ...
    Deshalb stand auch Reichtum an sich nicht in hohem Ansehen. „Wesentlich höher im Kurs stand die Ruhmestat“. (Boronoev und Smirnov 1998, S. 83) Reichtum war nur insofern von Wert, als man ihn freigebig bei Festen und Gelegen verschwendete. Der Reichtum, den sich die Großbauern, die Kulaken, erwarben, indem sie für einen Markt produzierten, galt als unmoralisch. Sie hatten sich nämlich aus der obschtschina gelöst, die Gemeinschaft also aufgegeben, und arbeiteten nach rationalen, marktwirtschaftlichen Prinzipien, vor allem aber als Individuen. Wer das aber tat, konnte kein guter Mensch sein! Etwas von der Verachtung individueller Anstrengung hat sich bis heute erhalten. Umgekehrt hat die kommunistische Ideologie nahtlos an dieses kollektivistische Denken anschließen können. Ja, man kann sogar sagen, dass die obschtschina durch diese Ideologie eine Aufwertung bekommen hat, die einerseits den Traum der Gleichheit und inneren Verbundenheit mit einer Gemeinschaft wahr werden ließ, die andererseits aber den Zwang zur Individualität, wie sie im Westen gefordert wurde, für dekadent und das Prinzip Gesellschaft für falsch erklärte.
    Geändert von Zeuge (05.02.2009 um 07:26 Uhr)

  10. #50
    Zeuge Gast

    Standard

    2. Individualisierung: die Ausweisung aus der Gemeinschaft und der Zwang, für sich allein zu stehen.

    Blicken wir auf die Sozialisationskultur in Deutschland. Der deutsche Soziologie Ulrich Beck hat einen neuen „Modus der Vergesellschaftung“, eine Art Gestaltwandel im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft festgestellt, den er als ,Individualisierung‘ bezeichnet. (Beck 1986, S. 205) Diese Entwicklung zeichnete sich schon am Ende des 19. Jahrhunderts ab und gewann in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg an Fahrt. Nach Beck hat die Moderne zu einer dreifachen Individualisierung geführt: „Herauslösung aus historisch vorgegebenen Sozialformen und - bindungen im Sinne traditionaler Herrschafts - und Versorgungszusammenhänge (,Freisetzungsdimension‘), Verlust von traditionalen Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen (,Entzauberungsdimension‘) und - womit die Bedeutung des Begriffes gleichsam in ihr Gegenteil verkehrt wird – eine neue Art der sozialen Einbindung (,Kontroll- bzw. Reintegrationsdimension‘).“ (Beck 1986, S. 206)

    Was Entzauberung meint, liegt auf der Hand: es gibt keine verbindlichen Sinnsysteme mehr, auf die sich alle bezögen. Das wurde nicht erst durch die Aufklärung in Gang gesetzt, erhielt aber dort seine moralische und politische Rechtfertigung. Ganz entscheidend haben im 20. Jahrhundert die Medien, und hier vor allem das Fernsehen, dazu beigetragen, dass aus der Darstellung der Fülle des Lebens für alle ein Schluss herauskam: Für fast alles gibt es gute Gründe, und kein Wert und keine Norm, kein Geheimnis und kein Glaube ist im Prinzip besser oder schlechter als ein anderer. Entzauberung heißt denn auch, dass naives Vertrauen auf irgendeinen Sinn nicht mehr möglich ist. Das Individuum muss im Grunde ohne Netz und doppelten Boden alles selbst erfinden, entscheiden - und vor anderen rechtfertigen! In dieser Hinsicht trifft es den einen mehr und den anderen weniger. Der eine ist zu einem solchen Verhalten mehr in der Lage als ein anderer; dieser ist in soziale Beziehungen eingebunden, die eine relative Sicherheit in dieser Hinsicht geben, und jener ist ratlos auf sich gestellt. Der soziale Wandel besteht in einem Mentalitätswandel, in dem es auch um emotionale Sicherheit und Gewissheit der eigenen Person und die Stellung zur Gesellschaft geht.

    Als einen Kristallisationspunkt der zweiten Dimensionen der Individualisierung, der Freisetzung, nennt Beck die „Herauslösung aus ständisch geprägten sozialen Klassen“ (Beck 1986, S. 208). An die Stelle von Ständen und Klassen, aber auch geschlossenen Milieus, in denen sich Individuen gemeinschaftlich verbunden fühlen, sind lockere und wechselnde Verbindungen getreten, in denen sich Individuen in jeweiligen Rollen und mit sachlichen Absichten gegenüberstehen. Beck bezeichnet die Gesellschaft sogar als Loseblattsammlung von Individuen!
    Einen zweiten Kristallisationspunkt der Freisetzung sieht er in der Veränderung im familialen Beziehungsgefüge. Auch hier ist es so, dass sich die Individuen immer seltener als ganze Person aufgehoben und gefordert fühlen, sondern jeder Einzelne trägt seine zahlreichen Rollen und Identitäten, die sich alle einer differenzierten gesellschaftlichen Funktionalität verdanken, mit sich herum. Warum brauchen sie überhaupt eine Familie? Beck gibt eine scharfe, desillusionierende Antwort: In der Familie gehen sie „ein eigenartig widerspruchsvolles Zweckbündnis zum geregelten Emotionalitätsaustausch auf Widerruf“ (Beck 1986, S. 208f.) ein! Aus der Sicht einer älteren, kritischen Theorie könnte man sagen: die gesellschaftlichen Verhältnisse, die durch Funktionalität und Entfremdung der Person gekennzeichnet sind, schlagen auf die Familie als Idee ursprünglicher Gemeinschaft durch und reproduzieren dort gleiche Sozialisationsstrukturen. Das Individuum wird freigesetzt von einer Gemeinschaft und in seiner Fähigkeit beansprucht, sich immer und überall in seinen gesellschaftlichen Rollen zurechtzufinden. Das allein ist schon schwer genug. Noch schwerer ist aber die Forderung, angesichts der Pluralität und Widersprüchlichkeit dieser Rollen so etwas wie eine unverwechselbare Identität zu zeigen. Wahrscheinlich erhalten wir uns auch nur die Phantasie, dass wir das könnten, weil wir sonst die Vertreibung aus der Geborgenheit dieser und anderer Gemeinschaften nicht ertragen könnten!
    ...
    Ein Ziel des neuen Denkens dürfte allerdings klar sein: Der Widerspruch zwischen Institutionen und individuellen Lebenslagen schreit geradezu danach, das Dritte zu suchen: Gemeinschaft.
    ...
    An die Gesellschaft sind wir durch Funktionalität gekettet. Das macht sie trotz aller Komplexität und Widersprüchlichkeit in gewisser Weise kalkulierbar und aushaltbar.
    An Gemeinschaften können wir uns binden, weil sie jenseits sachlicher Funktionalität stehen. Sie funktionieren nach dem Prinzip des Vertrauens. Dafür gibt es keine rationale Begründung und keine einklagbare Garantie. Aber es tut der Seele gut.


 

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