Nationalismus:
Kommunismus:Universitätsgermanisten der zwanziger Jahre beschworen Novalis, der sich in seiner 1799 gehaltenen Rede über "Die Christenheit oder Europa" als Herold des kommenden Reiches ausgewiesen habe und deshalb mithelfen sollte, "den Glauben an eine Berufenheit und die prophetische Verheißung einer Zukunft des Deutschen" zu stärken. "Das 'Neue Reich'", prophezeite der nationalrevolutionäre Edgar Jung in seinem Buch über die 'Herrschaft der Minderwertigen', "das in den Büchern der Ahnen, in der Geschichte des Deutschen verheißen und vorgebildet ist, wird ein Reich sein, in dem Gott und Leib, Geist und Macht, Tugend und Schönheit wieder eins sind". Auf Grund seiner geistigen, ethischen und politischen Verfaßtheit sei das Reich dazu berufen und legitimiert, Demokratie, Liberalismus und Parlamentarismus, die politischen "Lebensordnungen des neunzehnten und achtzehnten Jahrhunderts" zu überwinden und als übernationales Staatsgebilde eines höherwertigen Volkes die Führung in der europäischen Völkergesellschaft zu übernehmen.
Ist von Erfüllungen die Rede, kommen heilsgeschichtliche Vorstellungen ins Spiel, die auf Verheißungen und Berufungen durch höhere Mächte hinweisen. Johannes Haller hieß in seinen 1922 erschienenen "Epochen der der deutschen Geschichte" seine Hörer und Leser hoffen - auf den "rechten Mann zur rechten Zeit", der alle Gebrechen der Zeit "mit der Wunderkraft des Genius" zu heilen versteht. Sein gläubiges Hoffen auf "den rechten Mann zur rechten Zeit" kleidete der Tübinger Historiker in die prophetische Verheißung: "Es wird kommen der Tag". Im Jahre 1933 hielt er die Zeit und den Tag erfüllter Verheißungen für gekommen. Im Vorwort der damals fälligen Neuauflage schrieb er: "Was Glaube und Hoffnung war, ist Wirklichkeit geworden, der Tag ist gekommen". Auf Das Ilias-Zitat, das bislang das Titelblatt seines Buches geziert hatte, konnte verzichtet werden.
Die begeisterte Hinwendung zu Heldengestalten und Führerfiguren im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war keine Besonderheit der Deutschen. In diesem Punkt gibt es keinen Sonderweg deutscher Geschichte. Den Deutschen blieb es vorbehalten, sich als Erfüllung ihres Sehnens, Hoffens und Wartens einen Führer und Retter zu wählen, der sie in die Katastrophe führte.
So haben wir zwei Konzepte des Messianismus.Gemäß der falschen, weitverbreiteten Auffassung, die systematisch von sämtlichen Sprachrohren der bürgerlichen Ideologie, von der Sensationspresse bis hin zu den Professoren der Akademien, aufrechterhalten und ausgestreut wird, bedeutet der Kommunismus eine Gesellschaft, in der alles vom Staat geregelt wird. Die ganze Identifizierung des Kommunismus mit den stalinistischen Regimen geht auf diese Annahme zurück.
Und noch immer ist dies eine vollkommene Lüge, bei der die Wahrheit auf den Kopf gestellt wird. Für Marx, für Engels, für all die Revolutionäre, die in ihre Fußstapfen traten, bedeutete der Kommunismus eine Gesellschaft ohne Staat, eine Gesellschaft, in der die menschlichen Individuen ihre Angelegenheiten ohne eine über ihnen stehende Zwangskraft, ohne Regierungen, Armeen, Gefängnisse und nationale Grenzen regeln.
Natürlich hat die bürgerliche Weltsicht auf diese Version des Kommunismus eine Antwort parat: Ja, ja, dies sei jedoch nur eine Utopie, die niemals eintreten werde; moderne Gesellschaften seien zu groß, zu komplex; die Menschen seien nicht vertrauenswürdig genug, zu gewalttätig, zu gierig nach Macht und Privilegien. Die ganz Raffinierten (Professoren wie J.Talmond, Autor von The Origins of Totalitarian Democracy, zum Beispiel) setzen uns gar davon in Kenntnis, daß der Versuch, eine staatenlose Gesellschaft zu gründen, nur zu einer Art monströsen leviathanischen Staat, wie er in Rußland unter Stalin entstanden war, führen könne.
Aber halt: Wenn die Vision eines staatenlosen Kommunismus nichts anderes ist als eine Utopie, als ein edler Traum, warum spenden die gegenwärtigen Meister des Staats soviel Zeit und Energie für die Wiederholung der Lüge, daß Kommunismus gleich Staatskontrolle über die Gesellschaft ist? Kann es daran liegen, daß die authentische Version gegenwärtig eine subversive Herausforderung für die existierende Ordnung darstellt und daß sie mit den Notwendigkeiten einer wirklichen Bewegung korrespondiert, die unvermeidlich dazu gezwungen wird, den Staat und die Gesellschaft, die er beschützt, zu konfrontieren?
Wenn der Marxismus der theoretische Standpunkt und die Methode dieser Bewegung ist, der Bewegung der internationalen Arbeiterklasse, dann wird es schnell ersichtlich, warum die bürgerliche Ideologie in all ihren Formen - nicht zuletzt jener, die sich selbst als Marxisten etikettieren - immer danach getrachtet hat, die marxistische Theorie des Staates unter einer riesigen Halde intellektueller Verweigerung zu begraben. Als Lenin 1917 ‘Staat und Revolution’ schrieb, sprach er über die Notwendigkeit, die marxistische Position zum Staat vom reformistischen Schutt zu befreien. Heute, wo im Gefolge all der bürgerlichen Kampagnen der stalinistische Staatskapitalismus als Kommunismus identifiziert wird, muß dieses Werk fortgesetzt werden.
Im Nationalismus ist der Superstaat, mit einem ausserordentlichen Führer an der Spitze, das Heilmittel, was voll und ganz dem Bild des Antichristes in der Bibel entspricht. Und im zweiten Weltkrieg hat dieses Tier eine tödliche Wunde durch das Schwert erhalten. Sollte diese Idee aber wieder an die Macht gelangen, dann haben wir den Salat.
Im Kommunismus dagegen, wird dem Staat, als einem notwendigen Übel, nur in der Übergangsphase, im Sozialismus, Platz eingeräumt.
Zum Aufbau so einer Gesellschaft bedarf es aber eines neuen Menschen. Eines Menschen, der im Einklang mit dem Schöpfer und der gesammten Schöpfung steht. Und da kommen wir zum N.T., gemäß dem Gott uns in Jesus Christus zur neuen Schöpfung macht (was durch die Trinitätslehre für lange Zeit geschwächt war).
So kann der Nationalismus sehr gut ohne Gott funktionieren, denn in ihm wird ein Mensch als Gott verehrt.
Der Kommunismus dagegen, kann ohne Gott nicht mal aufgebaut werden, geschweige denn funktionieren.
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