Sir Lior :)
Ja... an den Film erinnere mich. Auch wenn ich von dem Film nicht ganz so viel in Erinnerung habe weil ich durch andere Dinge etwas abgelenkt war^^Aber grundlegend kann man denke ich das Christentum in seinen Wurzeln aber auch über seine Zeit hinweg von einer gewissen lust- und auch lebensfeindlichen Haltung nicht ganz freisprechen. Und es hat in der Vergangenheit auch zu teils absurd anmutenden Bemühungen geführt, so haben christliche Gemeinschaften wie auch die Kirche über die Jahrhunderte einen Kampf gegen so manches geführt, dass uns Menschen Freude bereitet. Denk nur an den Film „Der Name der Rose“ den du kürzlich gesehen hast…
Ja... das irre an dem Film ist, dass der Inhalt auf Wahrheit beruht...und das ist iwo krass und auch traurig. Und das meine ich auch mit lebensfeindlich... verstehst du. Ich frage mich auch ob Gott es ernsthaft gut findet wenn Menschen sich aus Angst vor seinem Zorn selbst verletzen. Ein liebender Vater würde es auch nicht gut finden, wenn sein Kind Selbstverletzung betreibt...aus Angst?obschon der Roman selbst fiktiv ist, sind es doch sehr viele der Zitate nicht, und tatsächlich gab es sogar ernstzunehmende Bestrebungen das Lachen zu verbieten, weil es die Angst und damit den Kern wahrer GottesFURCHT mindere. Und selbst heute noch gibt es christliche Gemeinschaften, die sich selbst Schmerzen zufügen, weil dies der Buse und der Askese dienen soll. Sexualität ist da also nur ein Aspekt, wenn auch sicherlich einer der Bedeutsameren.
Geringfügig...^^Die Frage wieso das im Christentum so ist, die ist natürlich wieder unterschiedlich zu beantworten. Der Gläubige würde vermutlich dazu festhalten, dass diese Gebote uns aus Liebe Gesetzt sind, d.h. also ein Befolgen der Gebote in unserem Interesse steht und uns zum Besten dient. Von außen betrachtet stellt sich die Sache natürlich geringfügig anders dar.^^
Das ist ja das was mich interessiert.. ob all das was die Gläubigen predigen auch wirklich Gottes Ansichten sind. Oder ob es teilweise nicht doch etwas zu...menschengemacht ist.Eine andere Frage ist nun die, ob diese Sichtweise auch für Gott gilt. Das hängt nun wie du an Adi siehst vom jeweiligen Glaubensverständnis ab.
Ne...sagt mir jetzt grade nix.Einen Gedanken den du auch in der Bibel findest und der wie ich finde bei dem Philosophen Kant sehr nachdrücklich formuliert wird (vielleicht ist dir der oft als "Goldene Regel" missverstandene kategorische Imperativ ein Begriff?)Nein..ich hab das extra so genannt. Mein Leben lang war ich wie gefesselt...die ganzen Dogmen und Gebote die mir aufgezwungen wurden und die angeblich von Gott gewollt sind... immer hatte ich Angst Gott nicht zu genügen, falsch zu sein. Ich will das nicht mehr. Ich bin nur einmal jung und ich will endlich ich selbst sein dürfen. Ohne das die Moralkeule immer im Hintergrund schwebt. Verstehst du das. Darum hab ich ein Wort gewählt was meinen Lebenshunger ausdrückt.Insofern ist deine Wortwahl unglücklich, denn obschon du das vermutlich nicht gemeint hattest, beschreibt doch gerade der Ausdruck „austoben“ eben das, was wie ich finde zurecht kritisiert werden muss. „Toben“ ist ein Verb, das ein wildes, unkontrolliertes, hemmungsloses und rasendes Verhalten beschreibt.
Genau... man hat die Bedürfnisse aus einem guten Grund. Ich wehre mich dagegen das länger als was schlechtes anzusehen. Ich fange endlich an mich selbst zu erkennen und mir auch eigene Bedürfnisse zugestehn zu dürfen... ich will mir nicht einreden lassen dass mich das von Gott entfernt. Gott müsste viel eher sehen das ich endlich beginne mit mir ins Reine zu kommen und anfange glücklich zu werden. Wenn aber seine angeblichen Gebote mir genau das verbieten oder mich zum Sünder erklären dann will ich mit ihm und seinen Regeln nichts zu tun haben...Ob dies allerdings in einem völligen Verzicht enden muss, dass lasse ich mal dahingestellt. Denn wie du sagst, sind uns unsere Bedürfnisse und Neigungen ja auch aus gutem Grund gegeben. Und so wichtig eine Reglementierung der Begierde auch sein mag, so fragwürdig und schädlich scheint es mir doch diese in der ein oder anderen Form zu verdrängen.
Heute wäre das zum Glück undenkbar. Das ist jawohl ein Witz... das man die Person die einem das Leben zerstört hat auch noch heiraten soll. Und sie jeden Tag sehen muss. Und schlimmer noch, diese Person auch noch weiterhin an den eigenen Leib zu lassen. Das ist ekelhaft.Also grundsätzlich gibt es durchaus Ansichten, die sich vor tausenden Jahren so ergeben haben, die ich auch heute noch ganz nützlich finde. Z.B. die grundsätzliche Ächtung einen Menschen zu ermorden.^^ Insofern ist es doch gar nicht wesentlich, wann etwas einmal beschlossen wurde. Nur ob es heute noch Sinn macht. Betrachtet man die Gebote der Bibel, dann mag man das natürlich ambivalent beurteilen. Sicherlich gibt es viele Gebote, die uns auch heute noch recht und gut dünken. Andere Gebote hingegen lassen den Menschen heute erst einmal ungläubig staunen. Als Beispiel wäre hier die Verhaltensnormen bei der Vergewaltigung einer (Jung)frau zu nennen. Ist diese bereits versprochen bzw. verheiratet, und hat sie damit einen Mann, der sie versorgt, dann wird sie freigesprochen und nur das Leben des Vergewaltigers gefordert. Ist sie aber unverheiratet wurde gefordert, dass der Vergewaltiger sein Opfer ehelicht. Eine Vorstellung, die heute nur als grotesk zu bezeichnen wäre.
Ja.. darüber haben wir ja am Telefon schon gesprochen :) Die gute Endzeit...wie lange ist eig nun schon Endzeit....Nicht anders verhält es sich mit Ansichten im NT. Vieles davon mag zu seiner Zeit sinnvoll und dem Menschen dienlich gewesen sein. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die ersten Christen und die Apostel noch damit rechneten, dass das jüngste Gericht bereits noch zu ihren Lebzeiten kommen wird.
Ich möchte in Gott einen liebenden und vernünftigen Gott sehn. Keinen wütenden und immer strafenden. Ich hoffe das Gott unabhängig von den Geboten in das Herz und die Seele eines Menschen schaut und den Menschen danach beurteilt und nicht danach, ob und wie Gebote eingehalten werden.Die Frage muss also an dich zurück gehen und könnte meiner Ansicht nach in einer extremen Verkürzung also wie folgt zusammengefasst werden:
Was ist Gott für dich? Ein gerechter Monarch, der ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Zeit und der Menschen die Einhaltung seiner Ordnung fordert? Oder ist er ein liebender und um eine Beziehung bemühter Gott, der dem Menschen von jeher Regelungen an die Hand gab, die zu ihrer Zeit vernünftig und dem Menschen zu Nutzen waren? Kurz… ist Gott wesentlicher Wesenszug die des Richters und Despoten? Oder die der Liebe und der Vernunft?
Jetzt zum interessantesten Teil :D
Wie ich mit diesen Themen umgehe? Meistens schweige ich dazu in christlichen Foren. ;-D
Da hast du recht. Aber bei privaten Infos bin ich immer vorsichtig. Vor allem wenn es nicht um mich selbst geht. Ich will ja nicht vll gegen deinen Willen was erzählen das du nicht selbst entschieden hast preizugeben. Vor allem weil alles was einmal in Netz steht nicht mehr rückgängig zu machen ist. Darum die Vorsicht.Nein, im ernst…. Ich weiß, dass du erst gezögert hast mich direkt zu fragen, weil du dir nicht sicher warst, ob ich diese Information von mir im Forum sehen möchte. Für deine Rücksicht danke ich dir, aber du darfst ganz offen fragen. Müsste ich mich in diesen Dingen schämen oder mich verleugnen, dann wäre das finde ich mehr als bezeichnend.^^
Das kann ich gern nochmal erklären. Ich frage mich, ob die Gebote in den Religionen, die sich auf Sexualität beziehen, heute überhaupt noch zeitgemäß und nützlich sind oder ob sie nicht eher die Seele einengen und ein eher negatives Licht auf diese Bedürfnisse werfen. Und weil ich weiß das du eine offene Monogamie lebst, obwohl du auch gläubig bist, dachte ich, ich frag dich mal wie du dieses Beziehungsmodell mit deinem Glauben in Einklang bringst. Weil es ja streng genommen laut Glauben Ehebruch ist...Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich genau verstehe, was du meinst. Ich weiß natürlich, dass die meisten und gerade auch Christen hier eine ganz andere Ansicht haben als ich. Das respektiere ich. Und ich denke, dass da jeder für sich entscheiden muss, mit welcher Lebensform er am ehesten Gott die Ehre geben und tugendhaft leben kann.
Das finde ich sehr faszinierend deine Einstellung.Aber ich gehöre auch zu den Menschen, die Gott im Wesentlichen als die Vervollkommnung der Liebe, der Wahrheit und der Vernunft sehen. Also frage ich mich fortwährend, was uns unsere Freiheit und unsere Vernunft (die uns beide von den Tieren abhebt und somit für mich zu den wesentlichen Aspekten des göttlichen Funkens in uns gehört) und die Einsicht in die Liebe Gottes lehrt.
Warum ist ein traditionelles Beziehungskonzept für dich unmoralisch? Wie kamst du eigentlich dazu, dich für ein offenes Konzept zu entscheiden?Und mein bisheriges Stückwerk an Erkenntnis hat mich an den Punkt geführt, dass ich gute Gründe habe das traditionelle Beziehungsmodell als unmoralisch abzulehnen und ein offenes Beziehungskonzept zu befürworten. Wobei die Befürwortung sich für mich auf eben vernünftige Gründe stützt, nicht auf das Begehren. Tatsächlich beschreibt „offen“ in diesem Kontext auch erst einmal eine Freiheit, die ich zwar habe und viel wichtiger, die ich auch gebe, die ich aber nicht nutzen muss.
Das finde ich schön...wie du das beschreibst. Das dir das kommunikative Gegenüber dann fehlt... wie sieht in dem Fall denn Kommunikation aus? Das ist bestimmt eine ganz intensive Ebene.. und ich kann mir einfach nicht vorstellen das Gott gegen sowas etwas hat... auch wenn es ausserhalb einer Ehe passiert.Daraus resultiert natürlich, dass ich auch viele Aspekte der Sexualität (dich ich im weiten Sinne als alle Körperlichkeit zwischen zwei Menschen verstehe) ganz anders sehe als wieder andere. Z.B. lehne ich Selbstbefriedigung nicht ab und es kommt – das gebe ich offen zu – auch bei mir zu Momenten, in denen ich einer gewissen Notwendigkeit folgend mich ihrer bediene, aber diese sind sehr selten, weil mir das kommunikative Gegenüber fehlt und sie mir daher nicht wirklich viel gibt.
Das habe ich sowieso noch nie verstanden. Wenn im Hochsommer leicht bekleidete Jungs an mir vorbei gehen dann fühle ich mich ja auch nicht gereizt oder provoziert und sehe das als Rechtfertigung sie anzuspringen...Und ich kann z.B. nur sehr kopflastig nachvollziehen, dass mancher sich von den Reizen eines weiblichen Körpers angezogen oder belästigt fühlt.
Das hört sich romantisch an :) es sollte mehr Menschen mit deiner Einstellung geben.Da aus meiner Überzeugung Sexualität körperliche Ausdrucksform einer emotionalen (geistigen) Zuneigung ist, nehme ich Frauen tatsächlich erst dann bewusst als sexuelle Wesen wahr, wenn sich bereits eine intime Freundschaft anbahnt.
Ja... verrückt. Das was manche krampfhaft versuchen zu vermeiden reizt am Ende am meisten :D Das ist einer der Gründe warum ich mich frage, ob diese strengen Gebote wirklich in der Form Sinn machen...Da aber meine Lust nichts ist, dass ich meinem Partner zuliebe oder aufgrund von moralischem Druck Verdrängen oder Verleugnen muss, sondern die ich offen annehmen darf, muss ich auch nicht den ganzen Tag darüber nachsinnen und Verdrängungsarbeit leisten, sondern kann mich vielmehr auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren.^^ Es ist wie mit Nacktheit… vor alem jene die sie in welcher Form auch immer als „unsittlich“ empfinden, werden von ihr erregt. An einem FKK-Strand aber ist es nichts besonderes und du wirst nur seltenst einen Mann sehen, der im körperlich sichtbaren Zustand der Erregung umher spaziert.
Wow... klingt schön. So würde ich das gerne auch mal erleben :)Die Lust an der Sexualität ist wie Provisorium schon gesagt hat nicht das wichtigste auf der Welt. Viel wichtiger ist mir die Begegnung und die Gemeinschaft mit dem Menschen, die auch durch sie möglich wird und die eben jenen Funken der Liebe in sich trägt, der das Wesen Gottes für mich ausmacht.
Konntest duKonnte ich mit meinen Gedanken ein wenig auf deine Fragen eingehen?
Herzliche Grüße
Lior![]()
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