
Zitat von
Lior
Nun aber genau darum geht es - um die Strafe. In unserer Welt können wir nun einmal beobachten, dass es das Böse gibt - im Sinne von Leid, Ungerechtigkeit etc. Was dazu führt, das Menschen seit jeher eine Antwort auf die Frage suchen, Warum gibt es das Böse? Die Frage lässt sich nun verschiedentlich beantworten - allen Versuchen ist jedoch das Unbehagen gegenüber der Vorstellung gemein, dass Leid willkürlich und ohne jede Gesetzmäßigkeit die Menschen trifftes und es einfach keinen Grund für das Böse gibt. Denn es gehört auch (und nicht nur) zur menschlichen Natur nach Gesetzmäßigkeiten zu suchen, nach einer Möglichkeit unser Schicksal zu beeinflussen. (Ich meine etwas ähnliches hatte ich bereits in der Diskussion um das Karma erwähnt, das ebenfalls in diesem Kontext als menschliches Erklärungsmodell verstanden werden KANN) Und daher es ist nicht selten, dass in einer Kultur sich die Vorstellung von einem göttlichen Gesetz entwickelt, dass fast unmöglich zu halten ist. Denn obschon es gewissermaßen masochistisch wirken mag, ist doch die Möglichkeit die Schuld bei sich selbst zu suchen für viele die deutlich bessere Option gegenüber der Möglichkeit, dass auch das Böse aus dem Wesen Gottes entspringt. Ein Gesetz aber, dass nicht einzuhalten ist, gibt den Menschen beides - sowohl eine Erklärung nach der Ursache des Leids (nämlich die eigene Schuld) als auch eine Hoffnung auf eine Überwindung des Leids (nämlich de Erlösung). Und das beantwortet deine Frage, warum Menschen sich ein Gesetz setzen sollten bzw. warum sich ein solches entwickelt, dass sich unmöglich erfüllen lässt. Es KANN sozusagen als eine kulturpsychologische Überlebens- und Erklärungsstrategie gesehen werden, um die "traumatische" Erfahrung des Leidens zu überwinden.
Die Hervorhebung des KANN in meinen Gedanken betone ich deshalb, weil ich bereits eingangs davon gesprochen habe, dass man die Frage auch unter der Annahme beantworten kann, das Gesetz sei menschengemacht. Ob es das ist, lasse ich dabei offen....
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