
Zitat von
net.krel
Also in meinen Augen hast Du das schon laengst "herausgefunden"... also ganz generell zum einen. Paulus hin oder her. Selbst wenn Paulus das wirklich so lehrte wie es die (ich nenne sie) "ungeistlichen" Theologen so "raus lesen"... nur angenommen: Selbst wenn. Was dann?
Fuer mich zumindest waere das nicht relevant. Er war, so oder so, nicht "das unfehlbare Wort Gottes" den "Kirche" und "Bibelfundaemntalismus" aus ihn gemacht haben... Du siehst das ja auch so wenn ich das noch (sehr) gut in Erinnerung hab oder?
Ja also bzgl. der Bibel und dem Stellenwert, dem ich ihr persönlich zuschreibe, hatten wir uns ja bereits vor einiger Zeit unterhalten und da hat sich bis heute auch nichts an meiner Meinung geändert.
Aber ich finde es trotzdem nicht irrelevant, was Paulus nun konkret meinte (selbst wenn wir es nie wirklich herausfinden können) und vor allem ist mir halt wichtig, was der Einzelne darüber denkt und was er eben persönlich glaubt. Das ist mir deshalb so wichtig, weil die persönlichen Vorstellungen ja immer auch einen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des (in diesem Fall) christlichen Glaubens haben werden. Und ich bin wirklich gespannt darauf, wohin die Reise im Christentum gehen wird.
Was man in der Vergangenheit ja bereits verstärkt beobachten konnte, ist einerseits eine allgemeine Abkehr von den traditionellen Landeskirchen, entweder in Richtung freier christlicher Gemeinschaften (wohl am häufigsten Evangelikale "amerikanischer Prägung"), oder in Richtung Atheismus und Agnostizismus (also zumindest in Europa).
In der Richtung "Evangelikal" ist und wird auch ganz sicher in Zukunft der Biblizismus eine herausragende Rolle spielen, weshalb man meiner Meinung nach keinesfalls ignorieren darf, wie die "klassisch biblizistisch, evangelikale Vorstellung" z.B. auch der Paulusbriefe ausschaut und in Zukunft ausschauen könnte. Man darf dabei nämlich nicht ignorieren, dass durch die Unruhen im islamischen Raum dieser Welt, auch die christliche Religion vor neue Fragen und Aufgaben gestellt wird. Denn so wie heute ja an vielen Orten z.B. eine "Neuinterpretation des Koran, bzw. des Islam" gefordert wird, damit das schreckliche Morden aufhört, wird auch die Bibel, die an vielen Stellen ja ebenfalls sehr grausam ist, in Frage gestellt werden.
Denn die Vorstellungswelt eines überzeugten IS-Kämpfers und die Vorstellungswelt eines biblizistischen Christen ist ja zumindest insofern sehr sehr ähnlich, dass beide der festen Überzeugung sind, dass ihre Heilige Schrift "buchstabengetreu" verstanden und auch umgesetzt werden muss. Und wenn da nun z.B. steht, du sollst die Ungläubigen töten wo du sie findest (9.Sure, 5.Vers), dann ist das für den "radikalen Muslim" eben genauso eine selbstverständliche Forderung Allahs, wie es für den "bibeltreuen Christen" selbstverständlich ist, das z.B. Homosexualität schwere Sünde sei und entsprechend therapiert gehört.
Da prallen also radikal religiöse Vorstellungen und unterschiedliche Kulturen und Selbstverständnisse aufeinander und das in einer globalisierten und zurzeit politisch massiv destabilisierten Welt, in der die Gesetze des Marktes und des Geldes herrschen und ein gigantischer Konkurrenzkampf um Ressourcen und das "größte Stück vom Kuchen" stattfindet. Ich finde da kann es einem als gläubigen Mensch nicht wirklich völlig egal sein, welches Selbstverständnis denn nun auch die eigene Religion in die Zukunft tragen möchte. Weißt du, man ist ja keine Insel, sondern immer auch ein Teil des Kontinents und also spielt es eine sehr wichtige Rolle was um einen herum geschieht.
Abschließend mag ich deshalb die Vermutung äußern, dass auch die Frage nach "der Macht der Sünde" eine in Zukunft bestimmende Frage sein wird, ganz egal, ob man das nun institutionsgebunden "klassisch religiös", spirituell, oder auch Moralphilosophisch betrachten mag. Denn z.B. gerade aktuell stehen wir ja vor der großen Herausforderung, wie wir mit den vielen Millionen Flüchtlingen umgehen wollen/müssen. Jetzt brennen sogar Flüchtlingsheime und schon wieder zeigt zumindest ein Teil Deutschlands sein ganz hässliche Seite. Da sind Fragen wie die nach der "Macht der Sünde" doch eigentlich topaktuell, auch wenn man im gesellschaftlichen Diskurs natürlich nicht von "Sünde" spricht, sondern eher der Frage nachgeht, woher wohl der Hass dieser Flüchtlingsgegner kommen mag? Grundsätzlich gehört das aber durchaus in ein Themengebiet, weil man sich in beiden Fällen mit der Frage auseinandersetzt, was den Menschen in seinem Inneren bewegt, wie er zu Entscheidungen und Einstellungen findet und welchen Werten er folgen mag. Na ja und daran bin ich eben allgemein sehr interessiert.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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