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net.krel
"Strebt/Sucht/Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und alles andere wird euch gegeben."
Ja ganz genau! Das Streben nach dem Reich Gottes ist auch meiner Überzeugung nach ein Weg nach innen, der sich aber auch immer in äußeren Werken ausdrückt, denn wenn es heißt, dass Gott uns frei macht, dann finde ich, macht er uns zuvorderst gar nicht frei von der Sünde, sondern er macht uns frei, um anderen Menschen ein Segen sein zu können/dürfen. Denn lebendige Spiritualität, lebendiger Glaube drückt sicher meiner Meinung nach ganz grundsätzlich und immer in sozialen Taten (so sagen wir wohl heute?) aus.
Ein gläubiger Mensch, der nicht zu sozialen Engagement findet, sondern stattdessen vielleicht viel lieber christliche Veranstaltungen zur eigenen Erbauung besucht (da fallen mir z.B. die vielen christlichen Konferenzen, Zeltmissionen und Heilungsgottesdienste ein. Oder auch solche Veranstaltungen wie die von Joyce Meyer Ministries), ist meiner Meinung nach noch sehr tapsig und "babyhaft" im Glauben. Ich benutze das Bild des Babys, weil Paulus (ich glaube zumindest, dass es Paulus war) einmal meinte, dass manche Gläubige noch keine feste Nahrung verdrügen, sondern noch auf Milch angewiesen sind. :-)
Meister Eckhart hat bzgl. dieses Themas mal eine schöne Predigt über Maria und Martha geschrieben und da steht Maria auch eher für das Baby im Glauben und Martha für die spirituell reifere Frau, die schon über die Kontemplation hinaus, zur Aktivität gefunden hat. Denn lebendiger Glaube ist ganz sicher ein aktiver Glaube.

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net.krel
In meinen Augen wurde unsere Seele, aller Menschen, von Gott "erschaffen"... besser gesagt: Wir entsprangen und entspringen jede Sekunde aus dem Geist Gottes heraus... oder wie Du es (sinngemaes) schriebst: Ohne Gott in uns, wuerden wir sofort Tod umfallen... wuerde sich der Geist Gottes aus uns substantiell entfernen... was man sich eigentlch gar nicht vorstellen kann...
Es gibt da ja das schöne Bild, die schöne Vorstellung, dass wir Menschen wie Wassertropfen sind und Gott ist der Ozean. Ein einzelner Tropfen ist ein Tropfen, er hat also durchaus auch sein ganz eigenes Wesen und seine ganz eigene Gestalt, aber im Ozean, da ist jeder einzelne Tropfen unterschiedslos und eins in Wellen und Strömung miteinander verbunden. Ich finde das Bild sehr passend.

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net.krel
"Wo ist den Gott nicht?" Gibt es ueberhaupt irgendeinen "Ort" wo Gott nicht ist/sein_kann?
Nein, solch einen Ort kann es nicht geben, denn nichts kann außerhalb und unabhängig von Gott Sein haben und für sich selbst bestehen. Dann müsste man schon noch einen weiteren Gott annehmen und dann wäre Gott sowieso gar nicht mehr richtig Gott, weil er dann nicht mehr Bedingung und Grundlage von Allem wäre. Also ich würde einen solchen Gott jedenfalls nicht Gott nennen und ihn als Gott begreifen können.

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net.krel
Bzgl. der ganzen - in meinen Augen ziemlich verzerrten - von den Paulusbriefen abgeleiteten Sache bzgl. "Mensch=Hoffnungsloser Sklave der Suende und es gaebe nur den Glauben an den Kreuztod der einem von dieser 'Knechtschaft' befreien wuerde"... ich bin der Ansicht dass es sich hier theologisch um ein ziemliches Missverstaendnis handelt (gelinde gesagt)...
Das genau würde ich ja so gerne herausfinden! Denn ich halte es ja auch durchaus für möglich, dass Paulus da ganz einfach schon seit vielen vielen Jahren falsch interpretiert wird. Besonders die "evangelische und evangelikale Theologie" scheint mir da z.B. im hohen Maße dafür verantwortlich sein zu können.
Denn "Luther und sein Gefolge" waren sich meiner Meinung nach nicht wirklich darüber bewusst, was sie da mit ihrem Biblizismus eigentlich anrichteten. Fortan hielt und hält sich jeder für einen "Schriftkenner", der lesen kann. Aber um die Bibel wirklich verstehen zu können, sollte man meiner Meinung nach schon bisschen mehr "drauf haben", als nur lesen zu können. Ganz wichtig sind z.B. geschichtliche und philosophische Kenntnisse, wie auch fundiertes Wissen über das (damalige) Judentum. (Diesbezüglich vermisse ich Alef und all die anderen jüdischen Ex-User der Gnadenkinder, denn es war immer sehr interessant zu erfahren, wie ein Jude über das Christentum und das was im NT steht denkt!)
Angesichts des heutigen Biblizismus bin ich sogar der Meinung, dass die RKK gar nicht so völlig falsch damit lag, dass sie die Bibelauslegung allein zur Angelegenheit der Theologen machte und das Volk vermittels dieser Theologen dann lehrte und unterrichtete. Mir ist aber schon klar, dass man das aus guten Gründen heraus auch ganz anders sehen kann! :-)
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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