Hallo Thalestris
Ich kenne eigentlich keine Religion, in der pauschal Sexualität=Sünde ist.
Wohl aber Religionen, in denen Sex ausserhalb der Ehe = Sünde ist.
Und dort, wo es - in allen Religionen - um Askese geht, gehört Sex mit zu den Dingen, derer man sich enthalten soll. Das verstehe ich so, dass darauf verzichtet wird - zusammen mit den anderen 'Befriedigungen der Sinneslust' - um sich vollständig und ohne Ablenkung auf das 'Eigentliche' zu konzentrieren.
Aber ansonsten gilt: Sex ist eines der schönsten Geschenke Gottes.
Daran soll und darf sich der Mensch erfreuen und es geniessen. Nur eben nicht missbrauchen. ZB indem er der sexuellen Lustbefriedigung einen Stellenwert zumisst, der ihr nicht zukommt, eine Lebenserfüllung sucht, die darin nicht zu finden ist. Oder eben in einer Art und Weise damit umgeht, bei der der Partner und die Kinder darunter leiden. (Es wird zwar allgemein behauptet, dass eine freie Partnerschaft, bei der jeder Sex haben kann mit wem er will, keine Eifersucht oder sonstwie verletzte Gefühle und Zweifel an der echten Liebe aufkommen lassen. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jeder das so cool wegstecken kann und dabei eine innige Liebe und Verbundenheit zum Partner bewahren).
Ausserdem ist die zwischenmenschliche Liebe schon immer ein Symbol für die Liebe zwischen Gott und Mensch gewesen, deshalb steht bspw ja auch das Hohe Lied mit im biblischen Kanon.
Und der Akt der sexuellen Vereinigung wird in der Mystik als Sinnbild für die unio mystica gesehen, zT auch sehr bildhaft beschrieben......
Tatsächlichen Vollzug sexueller Handlungen im rituellen Kontext kenne ich nur von den Vamacharins:
(aus: https://www.yoga-vidya.de/tantra/)Eine andere verbreitete Unterteilung des Tantra ist die in Vamachara(linkshändiger Tantra) und Dakshinachara (rechtshändiger Tantra). Im Dakshinachara Tantra werden vor allem Praktiken ausgeübt, die im Rahmen der gesellschaftlichen Gepflogenheiten sind. Im Vamachara Tantra werden Praktiken geübt, die außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten sind. Dazu gehören dann Meditation auf Friedhöfen und in Krematorien, eventuell sogar auf einer ausgegrabenen Leiche; diverse sexuelle Praktiken, Einnahme von Drogen. Oft wird im linkshändigen Tantra von den fünf M’s (Panchamakara) gesprochen, welche die Verkehrung der fünf vedischen Reinigungsriten sind:
- Matsya [oder Mīna] (Fisch)
- Māmsa (Fleisch)
- Madya (Wein)
- Mudrā (getrocknete Körner, auch Drogen)
- Maithuna (ritualisierter Geschlechtsakt)
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