Bitte entschuldigt, dass ich jetzt so plump diesen einen Satz aufgreife, aber da ich ausgewiesener Experte für unqualifiziertes, pedantisches Dazwischenquatschen bin, möchte ich an dieser Stelle gerne sagen, dass es nicht die Geisteswissenschaften sind, in denen sich die meisten Menschen für Experten halten, sondern die Sozialwissenschaften.
Unter Sozialwissenschaft versteht man nämlich jene Wissenschaften, die Phänomene des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen theoriegeleitet und/oder empirisch untersuchen und diesbezüglich sind wir alle Experten, weil wir ja zumindest empirisch den lieben langen Tag nichts anderes machen, als die Phänomene gesellschaftlichen Lebens zu untersuchen und uns darüber auszutauschen. :-)
Geisteswissenschaften hingegen sind etwas sehr viel Edleres, in denen es nur die Allerwenigsten wirklich zum Experten schaffen und sich dementsprechend auch nicht für einen halten. Es lässt sich selbstverständlich nicht völlig sauber abgrenzen, denn irgendwo sind ja auch die Sozialwissenschaften Geisteswissenschaften, aber ich persönlich setze die Geisteswissenschaft mit der Philosophie gleich, wenn ich mir natürlich auch darüber bewusst bin, dass das außer mir heute niemand mehr so machen würde, weil der zeitgeistige Trend doch klar die Interdisziplinarität der unterschiedlichen Wissenschaftsbereiche betont (und das wohl auch zurecht...) und damit eine klare Unterscheidung eigentlich unmöglich wird.
Ich jedoch packe meinen Zauberstab aus und....simsalabim....Geisteswissenschaft ist Philosophie und nix anderes...:-)
So und mit Philosophie hat doch niemand mehr was zu tun und man will es ja auch gar nicht. Ich habe z.B. jüngst erst eine Reportage über den Physiker Stephen Hawking gesehen, in der der Lümmel doch tatsächlich behauptet, dass die Philosophie unnötig, ja gar tot sei, weil sich alles aus der Physik heraus erklären ließe....
Unverschämtheit sagt da mein provisorisches Herz und kräftigster Protest macht sich in ihm breit, denn wer war denn zuerst da? Die Philosophie oder die Physik? Ja eben, die Philosophie natürlich und jetzt schickt sich die Physik an, quasi Vater/Muttermord an der armen Philosophie zu begehen....? Tstststststs....
Na gut, schnell habe ich mich auch wieder beruhigt und zolle sogar der guten Physik meinen allergrößten Respekt, aber wo kommen wir denn hin, wenn alles nur noch physikalisch betrachtet würde? Dann ist man nicht mehr länger verliebt, sondern Oxytocin macht sich lediglich überstark im Hypothalamus breit und ein Sonnenuntergang ist auch nichts mehr Romantisches, sondern lediglich eine blöde Drehung der Erde um ihr Zentralgestirn, dass den lieben langen Tag nichts anderes macht, als Wasserstoff zu Helium zu fusionieren, wo die Sonne doch, philosophisch betrachtet, die heilige Lebensspenderin ist, über die Platon ein ganz wunderbares
Gleichnis verfasst hat.
Ach, ihr merkt es bereits, das Provisorium leidet unter der "Entzauberung der Welt" und das, obwohl ich doch eigentlich ein großer Freund der Entmythologisierung bin... Aber man steht so schrecklich alleine da, wenn man heutzutage einem idealistischen Weltbild anhängt, wo sich doch eben diese Welt zunehmend auf einen hypothetischen Realismus zu einigen scheint....
Na ja, zumindest bleibt mir dann also noch das Hypothetische, dass ich mit allerlei provisorischen Idealismus füllen kann, aber eins muss ich wirklich mal sagen: Wenn es in dieser Welt tatsächlich einer Reform bedarf, dann kann es für mich nur eine Reform des Herzens sein, eine grundlegende Überprüfung unserer Herzenshaltung.
Wir sind es heute und das nicht zuletzt auch aufgrund unserer "Wissenschaftsgläubigkeit" gewohnt, die Dinge von Außen betrachten zu wollen, also eine Perspektive einzunehmen, die sich von Außen nähert, um z.B. einen Gegenstand zu untersuchen. Könnte es nicht sein, dass mit dieser "Außenperspektive" etwas nicht stimmt, dass wir das Wesen der Dinge und auch das Wesen des Menschen, also ihr Sein und unser Sein, gar nicht richtig fassen können, weil wir irgendwie eine falsche Perspektive einnehmen? Sicher - eine philosophische Frage....:-)
Gott ist allzeit bereit, aber wir sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, aber wir sind ihm ferne; Gott ist drinnen, aber wir sind draussen; Gott ist zu Hause, wir sind in der Fremde
(Meister Eckhart)
LG
Provisorium
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