Zitat Zitat von Lior Beitrag anzeigen
Hallo Digido,

Ian Stevenson ist mir natürlich bekannt, und ich finde seinen Beitrag zu diesem Thema sehr interessant und durchaus lesenswert. Deinen Hinweis mich besser informieren zu sollen, nehme ich mal zur Kenntnis. Aber ich glaube behaupten zu dürfen, dass ich mich bereits ein ganz kleines bischen mit der Materie und der Thematik beschäftigt habe.^^ Vielleicht darf ich dich daher auf ein zwei Aspekte hinweisen, die in meinen Augen nicht unproblematisch sind.

1. Als wissenschaftlich allgemein anerkannt kann man seine Theorien kaum beschreiben. Wenn du dich allerdings mit der Thematik so eingehend beschäftigt hast, dann wird dir sicherlich nicht entgangen sein, dass seine Forschung durchaus umstritten ist. Zudem wirst du den Begriff Reinkarnation in keinem der mir bekannten Lehrbücher für Psychologie als wissenschaftliche Tatsache erwähnt sehen.

2. Soweit mir bekannt hat Stevenson selbst nie von Beweisen gesprochen, lediglich von Belegen, die Reinkarnation als Phänomen nahelegen. Aber falls du eine andere Aussage von ihm kennst, wäre ich dir für die Quellenangabe nicht undankbar.
Hallo Lior,
freut mich, dass Du Stevenson kennst. Das Zitat von Stevenson, ich habe es geprüft, geht so: „In meiner Abhandlung am Ende dieses Buches erörtere ich, dass einige der Fälle über das bloße Nahelegen der Wiederverkörperung weit hinausgehen; sie scheinen sie mir ausreichend zu beweisen.“ (Stevenson "Reinkarnation", 1966)

3. Gibt es soweit mir bekannt durchaus Möglichkeiten, viele der beobachteten Sachverhalte anders zu erklären. Gerade Phänomene im Zusammenhang mit unseren Erinnerungen sind meines Wissens nach sehr problematisch. Und da ich keinen Fall kenne, bei dem Stevenson ganz zufällig vor Ort war, als eine Spontanäußerung stattgefunden hat, sind alle Fälle zudem retrospektiv – es ist also durchaus fraglich, welche Einflussnahme ggf. bereits zuvor stattgefunden hat.
Wenn Du sein Buch gelesen hast, müsstest Du aber wissen, wie Stevenson vorgegangen ist. Alle Quellen, aus denen vermeintliche Erinnerungen hätten hervorgehen können, wurden berücksichtigt. Nur die Fälle galten als Beleg, wo alle anderen Quellen nicht in Frage kamen.
4. Selbst wenn wir die Richtigkeit der von ihm geschilderten Phänomene akzeptieren, ist deine Formulierung, dass etwas „nicht anders als durch Reinkarnation erklärt werden kann“ in meinen Augen ein klassisches Beispiel für einen logischen Fehlschluss. Nur weil etwas (noch!) nicht anders erklärt werden kann, ist es kein Beweis für die Richtigkeit einer spekulativen Theorie. Das würde voraussetzen, dass alle anderen möglichen Erklärungen bereits bekannt sind und in Zukunft keine andere Erklärung mehr gefunden werden kann. Es lässt die Theorie möglicherweise als plausibel oder als ein gegenwärtig sinnvollstes Erklärungsmodell bestehen – mehr aber auch nicht. Was...
Ja, alle möglichen Erklärungen sind bekannt. Es werden auch in Zukunft keine anderen Erklärungsmöglichkeiten ergeben. Es ist wie die Umdrehung der Erde um die Sonne. Daran wird sich auch nichts mehr ändern, obwohl doch jeder sieht, dass sich die Sonne um die Erde dreht... Auf Punkt 5 einzugehen, erspare ich mir...

LG,
Digido