Wenn ich mich bitte mal kurz "dazwischen schalten" darf, bzgl. des Themas "Geburt des Menschen", "sein Lebensweg/plan" und "Reinkarnation", auch hinsichtlich der Erfahrung net.krels und der Kommentare von thalestris und firefly, dann weiß ich zwar nicht, ob das, was ich zu sagen habe, besonders erhellend ist, aber ich versuch's trotzdem mal. :-)
Wenn ich mich frage, was könnte es wohl sein, das eine Seele wählt, wenn sie in einen Körper "reinkarniert", dann fällt mir dazu immer Meister Eckhart ein. Der sagte mal:
Es ist kein Ding so begehrlich unter allen Dingen als Leben. Und es ist kein Leben so böse und so beschwerlich, der Mensch möchte dennoch leben. ... Warum isst du? Warum schläfst du? Darum dass du lebest. Warum begehrst du nach Gut und Ehren? Das weißt du gar wohl. Aber warum lebst du? Um des Lebens willen, und weißt doch nicht, wozu du lebst. So begehrlich ist das Leben in sich selber, dass man es um seiner selbst willen begehrt.
Bevor der Mensch geboren ist, hat seine Seele "nur" Sein und mit der Geburt bekommt dieses Sein Leben und wenn es also stimmt was Meister Eckhart sagt und nichts ist so begehrlich wie das Leben, dann ist es eben Leben, das die Seele sucht und nach dem sie trachtet.
Weiter sagt Eckhart:
Leben ist edeler denn Sein: der Baum lebt, der Stein dagegen hat nur ein Sein.
Wäre ich in einer Wüstenei allein, wo es mich graute, und ich hätte da bei mir ein Kind, so verginge mir alles Grauen und ich fände Kraft: so edel und froh ist das Leben.
Kann es vielleicht sein, dass das, was wir wollten, bevor wir geboren wurden, ganz einfach nur das Leben war? Das wir uns bewusst für das Leben entschieden und es deshalb gar keinen Sinn macht von "selbst schuld" zu sprechen, wenn das Leben mal schwer und mühsam und vielleicht auch gemein und ungerecht ist, weil unser Schatz und Begehren das Leben ist/war und seine Umstände nur sekundär, weil wir eben insgesamt einst zum Leben "Ja!" sagten? "Ja!" um seiner selbst Willen - Leben als Selbstzweck, ohne Warum...!
Eckhart gibt in seiner Armutspredigt (da, schon wieder geistige Armut;-)) noch einen weiteren Hinweis zu diesem Thema, den ich aber einfach nur unkommentiert, wenn auch mit Hervorhebungen, die zum Thema passen, zitieren möchte:
Also lehren wir, der Mensch solle so arm dastehen, dass er keine Stätte sei und keine Stätte habe, in der Gott wirken könnte. Wo der Mensch noch eine solche Stätte behält, dort hält er am Unterschied fest. Darum also bitte ich Gott, dass er mich ablöse von Gott, da mein wesentliches Wesen oberhalb Gottes steht, sofern wir Gott begreifen als den Ursprung der Geschöpfe. Denn in dem selben Wesen Gottes, aufgrund dessen Gott oberhalb von Sein und Unterschied steht, da war ich selbst. Und dort wollte ich mich selbst und dort erkannte ich mich selbst als den, der diesen Menschen schuf.
Darum bin ich Ursprung meiner selbst, nach meinem Wesen, das ewig ist, nicht nach meinem Werden, das zeitverloren ist. Aufgrund des Werdens bin ich geboren, und sofern ich geboren bin, kann ich sterben. Sofern ich ungeboren bin, bin ich ewig gewesen, bin ich jetzt und werde ich ewig dauern. Was an mir geboren ist, das wird sterben und zunichte werden, denn es ist zeitverloren, darum muss es in der Zeit zugrunde gehen.
Bei meiner Geburt, da wurden alle Dinge geboren, und ich war Ursprung meiner selbst und aller Dinge, und hätte ich gewollt, so wäre ich nicht entstanden und alle Dinge wären nicht entstanden...
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (11.08.2015 um 19:29 Uhr)
Grund: provisorische Ergänzung und Präzison ;-)
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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