
Zitat von
firefly
wofür hat sich demnach ein ungeborenes nie geborenes entschieden?
Ich denke für's nicht Geborensein/werden. ;-)

Zitat von
firefly
doch weiß ich, dass seine Seele lebt, auch wenn nicht im Hier und jetzt.
Das denke ich auch und auch Eckhart lehrt dies ja. Für ihn ist das Wesen des Menschen, seine Seele, überzeitlich und immer schon in der Einheit mit Gott und er drückt dies unter anderem in den Worten aus:
Denn in dem selben Wesen Gottes, aufgrund dessen Gott oberhalb von Sein und Unterschied steht, da war ich selbst. Und dort wollte ich mich selbst und dort erkannte ich mich selbst als den, der diesen Menschen schuf.
Wenn man sich mit Eckhart beschäftigt, dann muss man wissen, dass er einen Unterschied macht zwischen Gott und der von ihm so genannten Gottheit. Gott ist bei Eckhart der Schöpfergott, der dreieinige Gott, der Gott unserer Vorstellung, der mit allerlei Attributen und Eigenschaften betrachtet werden kann, wie z.B. Allmacht usw.
Die Gottheit ist aber über diesem Gott, hat keinen Namen, ist nicht vorstellbar, noch denkbar und ist mit keiner weltlichen Vorstellung identifizierbar. Deshalb ist die Gottheit z.B. auch nicht gut, wie Eckhart immer wieder mal betont, weil "Gutsein" eine Eigenschaft der Welt ist und die Gottheit ist mit keiner weltlichen Eigenschaft identifizierbar, sie ist also notwendig "Übergut", generell über dem Sein, der Zeit usw.
Diese Vorstellung der Gottheit kommt aus dem Neuplatonismus, wo sie als "das Eine" bezeichnet wurde. Das Eine ist das Höchste was der Mensch denken kann, es ist das Absolute und Übergegensätzliche. Ich könnte das jetzt intensiv ausführen, warum das notwendig so sein muss, aber solch philosophischen Ausführungen gehören meiner Meinung nach jetzt nicht hier hin. Ich habe "das Eine" hier schon öfter mal versucht zu erklären, damit man das neuplatonische Denken verstehen kann, aber das ist halt bisschen schwierig und anspruchsvoll zu verstehen, deshalb passt es jetzt nicht so gut an diese Stelle.
Aber jedenfalls sieht uns Eckhart also in dieser Einheit mit der Gottheit, was wirklich notwendig so sein muss, weil eben alles aus dem Einen kommt, kommen muss.
In dieser Einheit sind wir dann also auch überzeitlich und wenn man so will ewig, auch wenn das eigentlich nicht ganz präzise ist, weil es sich genau genommen nicht um unendlich viel Zeit handelt, sondern um keine Zeit, weil eben über der Zeit. Ewig würde bedeuten, dass man doch wieder in der Zeit ist und damit von ihr bestimmt, was nicht sein kann, weil "das Eine" völlig bestimmungslos ist.

Zitat von
firefly
Es sollte nur ein anderer Blickwinkel sein, angeboten an thalestris, damit die Seele vielleicht nicht nur in Schuld oder Warum sucht.
Die Seele, hat genau wie das Leben, laut Eckhart gar kein "Warum". Sie ist, weil sie ist und sie lebt, weil sie lebt, um ihrer selbst Willen, so wie eben auch Gott (oder besser die Gottheit) kein "Warum" kennt und ist, was er/sie/es ist...
Man muss bei Eckhart immer daran denken, dass er uns ganz grundsätzlich mit der Gottheit in der Einheit sieht, dann wird auch bewusst, wieso Jesus lehrte: Ich und Gott sind eins. Und du bist es auch, zwar nicht als kreatürliches, geschaffenes Wesen, insofern du geboren wurdest, sondern überzeitlich in Gott (also der Gottheit :-))...
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (11.08.2015 um 21:41 Uhr)
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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