Liebe Mirjamis, wenn diese Frage so leicht zu beantworten wäre, dann würde sich nicht ein ganzes Heer von Berufswissenschaftlern um diese Schriften kümmern. Was man sagen kann, dass in den letzten 60 Jahren sehr viel an Erkenntnissen gewonnen wurde, die doch das Wissen um die Zeit Jesu, kulturelle und religiöse Hintergründe erheblich erweitert haben. Insbesondere die Entdeckung von Qumran hat erheblich Licht in diese Zeit gebracht.
Des Weiteren kann man nur begrüßen, dass in den letzten 30 Jahren besonders die Linguistik zu der Schriftklärung herangezogen wurde. Nicht nur ich sehe gerade hier die größten Erfolge und es zeigen sich heute schon entscheidende Fortschritte auf, welche doch die gigantischen Massen an griechischen Ausgangstexten deutlich erhellen.
Weiterhin sei auch auf die Forschung auf dem Sektor der Archäologie hingewiesen, der noch immer viel zu wenig Beachtung findet und dessen Ergebnisse kaum in die Wertungsarbeit einfließen.
Insgesamt tut sich sehr viel auf dem Gebiet, doch leider gehen diese Erkenntnisse nur all zu oft an der Basis vorbei. Das heißt, es kommt beim „Kirchenvolk“ kaum an. Das kann ich dahingehend auch behaupten, denn Bildungsveranstaltungen gerade in Bezug auf erwähnte Thematik wird doch nur dürftig vom Laienpublikum besucht. Zudem sinkt auch immer mehr die Bereitschaft Geld in entsprechende Forschungsprojekte fließen zu lassen. Das mag nicht nur daran liegen, dass das religiöse Interesse an der Bibel und am Christentum abnimmt, sondern auch daran, dass die Kirchen selbst – inklusive ihrer Bibelanstalten, nur noch eingeschränktes Interesse an der Forschung zeigen (einmal ganz zu schweigen davon, dass man kaum bereit ist im größeren Stil Forschungsergebnisse aufzugreifen und einzuarbeiten).
Man kann heute unmöglich nur Stichpunkte aufzählen, es ist gerade ganz wichtig zu erklären, warum dies oder jenes so sein kann oder nicht. Zudem fragt man sich, ob es überhaupt eine öffentliche Bereitschaft gibt, sich diesen Ergebnissen zu stellen? Da für viele Menschen der Glaube und Schriftaussagen eine Einheit bilden, ist dies ein ganz brisantes Thema.
Ich persönlich gehe davon aus, dass in spätestens 20 Jahren wir eine Fassung der synoptischen Aussagen Jesu haben werden, die als verlässlich angesehen werden kann. Insbesondere die Q-Studien sind schon soweit, dass man sehr gut eingrenzen kann, was aus der späteren Theologie entstammt und was aus dem Mund Jesu. Eventuell kommt ja doch noch einmal ein Fünkchen Glück hinzu, wie im Fall Qumran und man kann durch Schriftauffunde diesen Sachverhalt noch mehr erleuchten und klären. Das auffinden der hebräischen Quellschrift (Zitatensammlung Jesu und historische Kurzbiographie), die Mehrfach durch Kirchenväter belegt ist, wäre in der Tat eine große Sensation.
Bis dahin gilt und auch danach gilt, suche Gott und er wird sich finden lassen, denn er ist da.
Absalom
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