Ich denke, woran sich viele stoßen ist, dass in die christliche Lehre vieles eingeflossen ist, das auch aus anderen Religionen bekannt ist.
Es wird auch als die integrative Fähigkeit und Kraft hellenistischer Religion ("Synkretismus") bezeichnet. So konnten die verschiedenen Religionen, alte wie neue, mit Respekt und aus ihnen bestimmte Züge und Praktiken aufgenommen werden, was vor allem auffällig auf östliche und fernöstliche Religionen zutrifft. Darunter fallen z.B. der Hang zu Mysterien, Wunderglaube, Astrologie, Schicksals-Glaube, primitiver Okkultismus u.a. Eine fatale Erbschaft z.B. machte Persien mit seinem Dualismus (Gott und Gegengott, Satansglaube). Auch das intensive Verlangen nach einem Vermittler zwischen Gott und Menschen gehört hierher.
Im Wettlauf mit dem christlichen Glauben stand im 2. und 3. Jahrhundert der persische Mithrasglaube, eine Erlösungsreligion mit Hoffnung auf Totenauferstehung und Verheißung des himmlischen Lebens, außerdem einer Art Taufe mit reinigender Wirkung und einem heiligen Mahl. Kommt uns Christen sehr bekannt vor, nicht?
In vielen religiösen Gemeinden der damaligen Zeit gab es eine große Sehnsucht nach Glückseligkeit und innerem Frieden. In viele dieser Gemeinschaften wurde man durch eine Art Taufe (keine christliche Taufe!) aufgenommen. Man fand sich häufig auch zu sakralen Mahlzeiten (Fisch, Brot, Wein) zusammen. Jeder dieser Kulte gipfelte in einer meist geheim gehaltenen heiligen Handlung, dem Mysterium, das die Vereinigung mit dem Gott oder die Unsterblichkeit vermittelte.
Vieles davon finden wir im NT wieder; die Christenheit hat sie allerdings mit ganz neuem Inhalt gefüllt.
Die Frage ist: was machen wir nun damit? Wer Jesus Christus nicht als Erlöser erfahren hat, wird alles, was den christlichen Glauben ausmacht (Jungfrauengeburt/Gottheit Jesu, Opfertod und Auferstehung u.a.m.) nun aus diesem Zusammenhang heraus deuten und damit in das Reich der Geschichte verbannen. Ebenso, wie man Paulus ohne "Damaskus-Erlebnis" als religiösen, durch seine hellenistische Umgebung geprägten, Eiferer abtun und seine Lehre als seltsam-antiquiert verstehen kann.
Es ist alles eine Frage dessen, was man erlebt hat.
Geli
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