Aus der Aidlinger Bibellese:
Professor Adolf Köberle erzählte einmal eine Begebenheit aus seiner Tübinger Studentenzeit: "Mir ist eine Weihnachtsfeier besonderer Art in Erinnerung geblieben. Eine kleine Schauspiel-Gruppe hatte eingeladen in die kleine Schlosskirche, die auf dem Berg über der Stadt liegt. Wir bekamen nicht eines der alten Krippenspiele zu sehen, sondern es wurde das aus dem Mittelalter überlieferte Paradies-Spiel dargestellt, wie der Mensch mit Gott brach und darüber die Heimat des Ursprungs verlor. Zuletzt tritt der Cherub mit dem blitzenden Schwert in der Hand vor Adam und Eva hin und weist sie aus dem Garten des Lebens.
Auf das alte, ernste Spiel hin folgte eine längere Stille in der nächtlichen Kirche. Dann wurden die Lichter an den Christbäumen zu beiden Seiten des Altars angezündet, und wir sangen miteinander in großer Freude den Liedvers: 'Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis, der Cherub steht nicht mehr dafür. Gott sei Lob, Ehr und Preis!'
Der Abend damals hat uns Studenten viel bedeutet, weil er an die letzten Hintergründe gerührt hat, von denen her das Geschenk der Heiligen Nacht allein recht verstanden wird."
Wir können der Weihnachtsgabe Gottes erst dann in tiefer Dankbarkeit froh werden, wenn uns die Augen dafür aufgegangen sind, wie weit wir uns alle mit unserem Leben von Gott entfernt haben. Das Christuskind aber ist uns die große, herrliche Garantie: Die Tür zum Vaterhaus Gottes ist nicht verschlossen. Sie hat sich weit für uns aufgetan, wir dürfen alle kommen und wieder heimkehren.
"Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr." (Georg Weissel)
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