OH, ich sehe, dass euch dieses Thema wieder bewegt... :-) Ich war jetzt schon lange nicht mehr im Forum und weiß auch nicht, welche Grundstimmung hier herrscht. Hab mich einfach auf diesen Thread eingeklickt und reingelesen. Bei all dem frage ich mich immer, wie man für sich beanspruchen kann, die absolute Wahrheit zu kennen. Und ich frage mich, wie man jemandem sagen kann, er sei "zu ewigen Qualen verurteilt, wenn nicht..." Es gibt nichts Menschenunwürdigeres.

Als Ex-Christin weiß ich in etwa, wie Christen denken. Ich weiß, dass die meisten dem Gegenüber mit ihrer Missionierung nichts Böses wollen. Man ist ja tief davon überzeugt, dass Jesus die Erlösung ist, und aus Nächstenliebe wünscht man dem Gegenüber diese Erlösung. D.h. der Grundgedanke ist doch gut. Dabei wird aber vergessen, dass der Gegenüber für sich einen Un-/Glauben entdeckt hat, mit dem er klar kommt. Ob es nun gut, richtig, falsch oder schlecht ist, ist nicht unsere Sache, sondern die von jedem Einzelnen und dem Allmächtigen. Dass das Christen nicht so sehen, weiß ich. :-)

Wie manch andere hier würde ich mir von Herzen wünschen, dass mehr Toleranz und Akzeptanz für mir fremdes Gedankengut (ein anderer Glaube, eine andere Religion z.b.) gelebt werden würden. Dazu würde für mich gehören, dass man erkennt, wenn der andere mit seinen Ansichten glücklich ist - ob sie richtig oder falsch sind, können wir nicht sagen.

Ich glaube, die Juden sagen eines: "Jeder Mensch ist eine Welt für sich", und ich erinnere mich an ein Zitat "Jeder Mensch ein anderes Land". "Liebe ist einen Menschen zu sehen, wie Gott ihn sich gedacht hat," d.h. einen Menschen einfach annehmen, so wie er ist, ohne ihn verändern zu wollen. Jemandem sagen, "er sei auf dem falschen Weg" empfinde ich als entwürdigend und wenig liebevoll, weil es mich verändern möchte und impliziert, ich selber weiß es nicht besser, sprich ich selber bin "doof" und lüge mich an.

Warum überlassen wir dem allmächtigen Schöpfer nicht Seine Aufgaben? Und warum schreiben wir IHM nicht seine Allmacht zu?

Wenn man das Bedürfnis hat, von Jesus zu erzählen, ist das doch erstmal ok. Ich habe auch manchmal das Bedürfnis, etwas anzupreisen, was ich toll finde; das ist doch ein natürliches, menschliches Verhalten. Wenn es aber zum Druck wird, ist das nicht mehr ok. Wenn ich weiter mache mit dem Anpreisen, obwohl ich merke, dass der Gegenüber nicht interessiert ist, kann das Verärgerung hervorrufen. Wenn ich dann immer noch weiter mache, Ablehnung und im Ernstfall Verachtung und Hass. Ganz abgesehen davon, dass es wenig effizient ist, es ist verachtend. Es ist nicht ausschlaggebend, was wir glauben, wie unsere Worte verstanden werden, es ist ausschlaggebend, wie der Gegenüber sie versteht. Wenn jemand meine Wünsche und Vorstellungen konsequent verurteilt und ablehnt, distanziere ich mich von ihm. Überrascht das jemanden?