
Zitat von
Lior
Ob man die Predigt nur unterstützen und befürworten kann, daran habe ich offen gesagt auch meine Zweifel. Außerdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Pastor Latzel hier ein sehr eigenwilliges Geschichtsverständnis besitzt. Wer u.a. Synkretismus und „magische“ Praktiken wie z.B. Talismane als ein Problem der Neuzeit ansieht, der hat eine doch wie ich finde fehlerhafte Schau auf die Geschichte des Christentums bis hin in seine frühesten Wurzeln. Ebenso wer davon spricht, dass der Gott der Präambel des Grundgesetzes nicht Allah ist, zugleich aber gegen den humanistischen Gedanken wettert, in deren Geist eben jene Präambel verfasst wurde. Inwiefern ein solcher Gedanke ernst zu nehmen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich mag seine Überzeugung nicht teilen. Dennoch.... wenn Pastor Latzel der Meinung ist, dass es einem Christ nicht gut ansteht andere Götter oder Götzen neben dem christlichen Gott zu haben, dann hat er dafür biblisch gute Argumente auf seiner Seite. Und wenn er auch in einem Talisman, einer Buddhastatue oder einem Glückspfennig einen Stein des Anstoßes erkennt, dann ist es natürlich sein Recht dieses auch für sich abzulehnen.
Unglücklich finde ich daher weniger seine Überzeugung sofern es seinen Glauben betrifft, als vielmehr die Art der Vermittlung. Nun muss man ihm zugute halten, dass er ganz klar versucht hat bezüglich der Nächstenliebe Stellung zu beziehen – auch und im Besonderen zu Muslimen. Auf der anderen Seite finde ich es dennoch problematisch, dass er das Thema – noch dazu mit so kräftigen Worten - anhand dieser Textstelle erläutert. Denn gerade auch dann, wenn wie in seiner Rede es gilt bei sich selbst zu beginnen ohne aber Grenzen zu benennen, wo die Reinigung zu enden habe, darf man auch die Referenzstelle im 2. König 11,18 und ihren Kontext nicht außer acht lassen, in der eben nicht nur im eigenen Haus alle Götzenbilder zerstörten werden, sondern nebst der Zerstörung eines „öffentlichen“ Tempels auch seine Priester und Gläubigen hinterrücks und hinterlistig getötet bzw. ermordet wurden. Wer hier einen so weitreichenden Kontext in einen so kurzsichtigen und leicht misszuverstehenden Vergleich stellt, darf sich über eine entsprechend Kritik nicht wundern.
Hinzu kommt, dass in seiner Predigt mehr als einmal in polemischer Art und Weise auf den Glauben anderer eingegangen wurde. „Das war so humanistisch“(in einem negativen Zusammenhang als Beleidigung gesprochen; Anmerkung von mir).... „Das Zuckerfest und all der Blödsinn“ der „Reliquiendreck“ oder „kommen wir zum Neuheidentum, dem Dreck da“ sind vier Beispiele, die ich mir notiert habe. Eine solche Wortwahl ist weder notwendig, noch ist sie geeignet den Frieden zu fördern. Denn es mag stimmen, dass ein Eintreten für den Menschen nicht gleichzusetzen ist mit einem Eintreten für dessen Religion. Solches würde ich auch nicht zwingend von Herrn Latzel fordern. Wenn er selbst kein Interesse an der Ökumene hat, so steht es ihm frei diese abzulehnen – ich bin mir sicher die Ökumene wird auf ihn verzichten können. Aber wenn auch ein Eintreten für den Menschen nicht ein Eintreten für dessen Glauben bedeutet, so bedeutet es doch ein Eintreten für sein Recht auf diesen Glauben. Das dies in Herrn Latzels Predigt deutlich geworden ist, dass sehe ich nicht. Natürlich ist es richtig und wichtig für seinen Glauben einzustehen. Auch als Christ. Aber die Worte des 31 Verses der Predigt gelten nicht nur für den Diener Baals wenn es heißt „Wollt ihr für Baal hadern? Wollt ihr in erretten? Wer für ihn hadert, der soll bis morgen sterben! Ist er Gott, so räche er sich selbst.[...]“
In diesem Sinne kann ich an Herrn Latzels Predigt für mich persönlich wenig wertvolles finden. Aber ich finde auch die teils nicht minder hetzerisch wirkende Kritik seinerzeit für überzogen, darin stimme ich dem GnaKi-Team auch zu. Aber bei manchen Christen mit ähnlich radikalen Ansichten und mit Blick auf ihre Art des „Eintretens“ kann ich mich oft nicht des Eindruck erwehren, dass sie eine solche Kritik geradezu zu provozieren versuchen. Denn ohne die Kritik könnten sie ihr eigenes Selbstbild als „verfolgte Stürmer“ ja sonst nicht aufrecht halten......
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