Lieber Isaak,
was für ein tolles Posting!
So ganz bin ich bei diesem Punkt nicht mit dir einversanden. Ich verstehe ihn aber von deinen Erfahrungen her. Ich habe jahrelang ganz fest dieses "nur" geglaubt, um es kann sein, dass ich es auch wieder so glauben werde, ich weiß es nicht. Trotzdem ist meine beste, jahrelange Freundin, die wie eine Schwester für mich ist, keine Christin. Man kann so etwas glauben und trotzdem den anderen respektieren und miteinander reden. Ich glaube viele Christen haben das Gefühl, sie "müssen" dem anderen sagen, dass Jesus der einzige Weg ist, weil sie sonst irgendwie dran schuld sind, dass die Person vielleicht in der Hölle landet, so blöd es sich anhört. Daher habe ich mit meiner Freundin auch öfters über Jesus als Weg gesprochen - bis ich mir sicher war, alles gesagt zu haben. Dann war es für mich einfach ihre Entscheidung. Man darf den anderen nicht drängen oder verurteilen. Man kann sich gegenseitig seinen Glauben erklären und manchmal, wenn es eine enge Beziehung ist, rückt man automatisch ein Stück näher zum anderen mit der Zeit, so ist es auch bei mir und meiner Freundin passiert, von beiden Seiten. Vielleicht kannst du das ja, wenn jemand dir sagt, es geht nur über Jesus, das als eine Art Kompliment aufnehmen, dass du dem anderen so wichtig bist, dass er selbst riskiert, dass du auf ihn sauer wirst, um dir diese Botschaft zu sagen, die in seinen Augen dich retten kann. Dieser Person bist du offensichtlich nicht egal. Vielleicht kannst du ja statt der Botschaft, die sich sehr intolerant anhört, die gute Motivation hören und darauf stattdessen reagieren. Du kannst dir ja zur Botschaft deinen Teil denken.Dass dabei die welche das NUR glauben NUR unter ihres Gleichen Frieden finden und andere ungewollt als falsch glaubend klassifizieren und dass aber die welche diese das NUR nicht als zwingend erkennen, auch mit Fremdgläubigen gemeinsam auf G“tt zugehen, bzw. den Ewigen in sich und miteinander begegnen können, das ist sicher verständlich. Und dass wo zwei NUR über (Jesus - oder den einzigen Propheten Alla) Glaubende sich begegnen und nicht ausweichen können, dass da Krieg und Tod entsteht, das ist sicher ebenfalls klar.
Da magst du Recht haben. Im Bezug auf das Christentum kommt aber noch ein zweites dazu. Wenn man nämlich nach innen schaut und sich mit dem eigenen Glauben bzw. den eigenen Schriften (NT) näher beschäftigt, dann kann man weniger die verschiedenen Glauben nebeneinander stehen lassen. Im Judentum ist weniger so. Wer sich da mit den Schriften beschäftigt, der findet, dass die Juden eine besondere Berufung haben und die anderen Völker "ihr eigenes Ding" machen dürfen, das ist ja verbrieft in den jüdischen Schriften. Daher kann ein Jude sich sehr auf seine Schriften stützen und Christen gegenüber immernoch sehr tolerant sein. Je mehr aber ein Christ sich auf das NT stützt, desto mehr ist er überzeugt, dass der christliche Auftrag die Mission ist. Diesen Unterschied habe ich vorher auch gemeint gehabt. Daher glaube ich, dass es im Christentum meistens Menschen sind, die mehr in Richtung Beziehung etc. denken und weniger ihren Glauben auf die Schriften stützen, die die Religionen als gleich richtig nebeneinander stehen lassen können. Mit einem relativ wörtlichen NT Glauben ist dies nicht möglich.Natürlich gibt es jüdische Glaubensbrüder und –schwestern, welche die christliche Religion als eine neben ihrem eigenen Glauben sehen und stehen lassen können. Dazu ist aber dann eine große Distanz notwendig, denn wenn man näher in die Nachbarreligion hineinschaut, in den glaubenden Menschen und auch in die Theologie und Lehre, dann wird es immer schwieriger den Nachbarglauben neben dem seinigen stehen lassen zu können.
Du bringst es exakt auf den Punkt. Das ist ganz genau das Problem jeden Dialogs. Da ist es sicher interessant, einmal mehr darüber zu reden bzw. mal ein Thema dazu zu eröffnen.Nun ist es ausgerechnet noch so, dass unser jüdischer Glaube komplett ohne den Christlichen selbst tragend bestehen kann, aber der Christliche den Jüdischen bedarf, auch wenn dieser sich, in meinen Augen, abgespalten hat. Diese christliche Abspaltung und zwar vom Jüdischen klappt aber nicht, denn es wäre wie ein absägen eines Tischbeines von einem dreibeinigem Tisch. So also müss, in meinen Augen, das Christentum unseren jüdischen Glauben umdeuten und bietet dazu mehrere Möglichkeiten an.
Ich finde es toll, dass du da bist und uns auch ein Stück die jüdische Sicht der Dinge hineinkucken lässt!
Lieben Gruß,
+Eliza+
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