Lieber Isaak,

ich merke schon, dass du ziemlich sensibel auf das Thema "Klischees" reagierst. Ehrlich gesagt passiert es mir nicht das erste Mal, dass ich ein Klischee, in das ich angeblich Juden gesteckt habe, in dem Moment zum ersten Mal höre, in dem es mir vorgeworfen wird! Ich bin Gott sei Dank von antisemitischen Klischees in meiner Erziehung bewahrt worden und ihnen auch sonst selten begegnet. Ich weiß, dass man Juden gerne als geldgierig hingestellt hat und habe schon über das Buch "die Weisen von Zion" etwas gelesen, aber das wars dann mit Vorurteilen, die mir bekannt sind auch schon. Also bitte vermute nicht so leicht irgend ein Schubladendenken oder Verurteile meinerseits. Ich habe wenn überhaupt dann positive Vorurteile dem jüd. Glauben gegenüber. Da muss dein Herz nicht irgendwie komisch schlagen.

Außerdem hast du dich in dem Punkt vielleicht auch ein kleines bisschen verlesen.

Weiter schreibst du, dass weil es bei uns Juden anders sei wir uns besser auf unsere Schrift stützen könnten und würden, der Christ aber, welcher nur seinen Glauben als wahr und richtig verstehen kann, deswegen eher auf Beziehung etc, ausgerichtet wäre.
Nein, ich habe geschrieben, dass ein Christ, der den jüdischen Glauben als gleich richtig stehen lassen kann mehr auf Beziehung ausgerichtet ist. Nicht "mehr" als ein Jude, sondern "mehr in Beziehung als auf das NT", d.h. ein Christ, der das Judentum so anerkennen kann, dass Juden genauso gerettet werden und ihren eigenen Weg zu Gott haben, dem ist oft die Beziehung zu den Juden wichtiger als das das NT ihm wichtig ist, meiner Meinung nach. Wenn er das NT ernster nimmt als die Beziehung zu den Juden, dann kann er den jüd. Glaube nicht als "genauso rettend" ansehen.
Im Judentum ist das anders. Ein Jude kann AUCH wenn er sehr religiös ist und ganz genau die jüdischen Schriften auslegt, glauben, dass Christen auch gerettet werden.
Damit wollte ich einfach nur sagen, dass im Christentum es mit der gleichwertigen Anerkennung schwieriger wird je genauer es jemand mit dem NT nimmt, m.E.
Hoffe, damit sind die Missverständnisse beseitigt. Ich habe damit nicht gemeint, dass es im Judentum weniger gelebte Beziehungen gibt und habe von diesem Vorurteil nun zum ersten Mal gehört.

nun die Mission, welche ja in sich selbst nicht ausschließlich christlich ist, sondern genau so gut sich außerhalb von Religion und Glauben bewegt, wie aber auch vom Buddhismus und dem Islam betrieben werden, als einen Akt, einer Bewegung der Fürsorge und Liebe zu umschreiben, bedarf schon mächtiger Überzeugung, im Anbetracht unserer gemeinsamen geschichtlichen Erinnerung.
Na klar, das Wort Mission ruft Gedanken an die blutige christliche Geschichte wach. Das kann ich verstehen. Allerdings reden wir ja von heute lebenden Menschen, von den vielleicht freikirchlichen Christen oder landeskirchlich eher pietistisch angehauchten Christen, die "Jesus allein" predigen. Ich bin bei meiner Schilderung mit der Motivation natürlich vom besten Fall ausgegangen. Ich denke, es gibt da tatsächlich verschiedene

- Leute, die relativ eingebildet sind, meinen, "die Wahrheit mit dem Löffel gefressen zu haben" und nicht verstehen können, warum andere anders denken als sie
- Leute, die sich schuldig fühlen, wenn sie es dir nicht sagen (Stichwort Himmel und Hölle) sehr häufig
- Leute, die Gott lieben und so ihren "Auftrag an sie" erfüllen wollen
- Leute, die dich einfach gern haben und dir helfen wollen
- Eine Mischung aus allem. auch sehr häufig

Ich denke, dass du doch recht oft mit dem Positiven rechnen kannst. Weißt du, das sag ich nicht, dass du eine bessere Einstellung zur Mission bekommst sondern die Tatsache, dass du dich hier angemeldet hast, das zeigt doch, dass du dich für ein Gespräch mit Christen interessierst. Es ist mehr als Tipp gedacht, wie ich gerne mit solchen Situationen umgehe, wenn jemand mir seine Wahrheit um die Ohren haut. Weil ich so dachte und sie so dachte ist auch die Freundschaft mit meiner jetzt besten Freundin was geworden. Wir sind immer von unserer gegenseitigen Motivation ausgegangen und haben versucht sie zu verstehen. Im Internet kann man natürlich Leute auch nur schwer einschätzen.

Wenn du natürlich hier so sagst, dass christliche Mission oder das sagen, dass Jesus der eine Weg zu Gott ist für dich wie lästige Fliegen sind, dann sollte das auch umgekehrt an die Christen ein Signal sein, dass du es vernommen hast, es dich stört und man halt deswegen mit dir nur über anderes spricht. Das verlangt der Respekt dir gegenüber.

Liebe Grüße, Schalom

+Eliza+