Einfach mal so als kleines Beispiel: Paulus lehrte, im Gegensatz zu allem anders was in der Bibel steht, dass der Mann das Haupt sei, und die Frau sich unterordnen müsse. Dies will er gar mit der Genesis bestätigt wissen, was aber mitnichten der Fall ist und dort nirgends so beschrieben steht. Gemäss Schöpfung sind Mann und Frau gleichwertig, die Frau ist nicht dem Manne untertan, auch nach dem Ausschluss aus dem Garten Eden legt Gott solches nirgends fest. Die Schöpfungsgeschichte lehrt eher Partnerschaft, auch wenn dies oft nicht ausgelebt wurde
Ein Beispiel dafür, wie sehr Paulus heute mißverstanden wird. Er lehrte eben nicht, dass die Frau sich dem Manne unterordnen müsse. Er lehrt die gegenseitige Unterordnung unter Christus. Man muss nämlich diese Aussage des Paulus im Zusammenhang mit der Aussagen sehen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, der Geist keine Unterschiede zwischen Mann und Frau mache.

Die Aussagen des Paulus, die bestimmte Regelungen und Verhaltensweisen der Frau z.B. im Gottesdienst betreffen, sind aufgrund der kulturellen Situation damals gemacht worden. Gott hat immer in die Situation von Menschen hinein gesprochen. Er hat nie erwartet, dass der Mensch zuerst seine Lebensumstände ändert und sich ihm dann erst zugewand (zum Vergleich: zur Zeit des AT war die Vielehe üblich, dass der Beischlaf mit Sklavinnen und Mägden zweck Kinderzeugung - auch dazu gibt es kein Verbot)

Es ging und geht immer um die Herzenshaltung - äußere Faktoren unterliegend dem Wandel der Zeit. Und genau da kommt die historisch-unterscheidende Methode zum Zuge: ich muss die Aussagen im Kontext mit der Zeit ihrer Entstehung sehen. Sonst werden sie mißverständlich. So ist Paulus schon oft zu Unrecht Frauenfeindlichkeit nachgesagt worden. Aber sowohl bei ihm als erst Recht bei Christus bekommt die Frau für die damalige Zeit unerhörten Respekt, Geltung und Schutz.

Und das meine ich damit, die Bibel im Geiste Gottes zu lesen: wenn ich von seiner Liebe bestimmt bin und alles mit den Augen der Liebe betrachte, komme ich nicht auf die Idee, die Aussagen der Bibel in irgendeiner Richtung als Menschenfreindlich zu deuten. Wenn es so ist, habe ich mit Sicherheit die wahre Aussage noch nicht begriffen.

Das mag für jemanden, der diesen Unterschied nicht kennt, naiv klingen. Aber glaub mir, ich bin alles andere als naiv. Dafür habe ich schon zu viel erlebt. Auch diese Sicht der Dinge habe ich mir mühsam erkämpft.

Geli