Lieber Isaak,

ich war lange genug Christ und habe an Paulus und das Johannesevangelium geglaubt. Aber bereits der Umstand, dass Jesus und Paulus gar keine Christen waren hat mich Schlimmes erahnen lassen. Im christlichen neuen Testament steht nämlich, dass aus derselben Quelle nicht salziges und süsses Wasser fliessen kann. Wenn also die Identität des christlichen Jesus (Mithras) schon so an den Haaren herbei gezogen ist - wieviel mehr muss es dann die christliche Heilslehre, Höllenlehre, das Dogma von der Erbsünde, der Dreieinigkeit, Jesu Geburt an Weihnachten, seine Kreuzigung am Karfreitag u. a. sein?!

Mein heutiges Glaubensbekenntnis ist dies: Jeshua war ein Jude und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge. (Luk 4:16) Ich nehme sogar an: Mit Kippa - wie jeder andere Jude auch. Er trug - und es gibt eine Stelle in den "Evangelien", die das dokumentiert - in seinem Dienst ein Talit. Sein Vater hiess Josef und seine Mutter Mirjam - beides waren torahtreue Juden, die niemals ihrem erstgeborenen Sohn den Namen 'Jesus' gegeben hätten. Jeshua feierte an Pessach seine BarMitzva, musste demzufolge an Pessach geboren sein.

Einen Jesus, der ein Produkt aus der dritten Person der Gottheit mit einer heiligen Gottesmutter Maria sein soll, kenne ich heute nicht mehr. Der ist mir viel zu mystisch, als dass ich ihn noch als Herrn bezeichnen könnte. - Für mich ist Jeshua heute mein Bruder und ich gehöre zu den verlorenen Schafen aus dem Haus Israel, zu denen Jeshua gesandt war. Dass das Haus Juda verloren oder gar verworfen sei, hat Jeshua nie gelehrt - die Ersatztheologie ist ein Produkt der Kirche, die von ihrer eigenen Verwerfung ablenken will.

Du schreibst etwas davon, dass man das Christliche nicht als verfehlt bewerten sollte. Der Jude Jeshua hat einmal gelehrt, dass ein Weib einen Sauerteig nahm und mit drei Scheffeln Mehl vermischte, bis dass alles völlig durchsäuert war. Heute weiss ich, wen er mit "Weib" meinte, weiss auch, was er mit "Sauerteig" meinte. Kannst du dir vorstellen, vor Pessach den Brotteig wieder auseinander zu nehmen, was davon ursprünglich Sauerteig und was ursprünglich Mehl war und dann nur noch den Sauerteig wegzuwerfen? Wie könnte ich die christlichen Lehren auf diese Art auseinandernehmen? Wenn wir Brot und Wein nehmen, dann gibt es Knäckebrot, bei dem auf der Verpackung nichts von Treibmitteln steht, z. B. am Sabbat.

2Mo 12:15 Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen; nämlich am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot ißt vom ersten Tage an bis auf den siebenten, des Seele soll ausgerottet werden von Israel.

Beim evangelischen Abendmahl wird Sauerteigbrot genommen und man bekennt: "Jesus sprach: 'Dies ist mein Leib....'" Das heisst doch, dass der christliche Leib Jesu unrein ist - nichts anderes. Und bei der Eucharistie wird die Hostie mystisch in den Leib Christi verwandelt, sie wird in der Transsubstantiation zu "Gott". Das sogenannte Christusmonogramm 'IHS' besteht eigentlich aus den Initialen der heidnischen Gottheiten Isis-Horus-Seth (gemäss Alexander Hislop).

Heute glaube ich, dass Rabbi Shaul vor dem anderen Evangelium gewarnt hat, das der christliche Paulus später einführte.

Du siehst, nicht nur über Sünde mache ich mir Gedanken, sondern über alles, was ich früher so von Menschen eingetrichtert bekommen habe. Und heute unterscheide ich sogar zwischen einem mystischen, katholischen Jesus, der sogar selbst Gott ist und einem jüdischen Rabbiner mit dem Namen Jeshua.

Ich habe leider feststellen müssen, dass man sündigen muss, um überhaupt Christ sein zu können. Als Christ musst du zwingend den Sabbat brechen, obwohl der bereits seit Adam bekannt ist. Es gibt zwar eine Freikirche, die den Sabbat hält, aber das ist die berühmte Ausnahme der Regel. Als Christ darfst du nicht wissen, dass erst der römische Kaiser Konstantin - ein Sonnenanbeter und Heide - den Sonntag, den Sonnentag eingeführt hat. Allerdings verlässt einen Christen seine Logik wenn es denn um die zehn Gebote geht.

Den Sabbat brechen muss man, um nicht "gesetzlich" zu sein und ja nicht aus der "Gnade" zu fallen. Nur müsste man mit derselben Argumentation ja eigentlich auch an das Gebot heran treten "Du sollst nicht morden". Das würde bedeuten, dass jeder Christ, damit er ja nicht gesetzlich ist, morden müsste was das Zeug hält, was dank Gnade auch kein Problem darstellen sollte.

Für mich war die Gesetzlichkeit lange Jahre die grösste Sünde - heute ist es die Gesetzlosigkeit, die Torahlosigkeit. Hier mache ich heute die eigentliche Sünde, die Zielverfehlung (harmatia) aus; denn

Spr 28:9 Wer sein Ohr abwendet, das Gesetz zu hören, des Gebet ist ein Greuel.

L. G. Shomer