Wie kommst du auf die absurde Idee, dass es hier um eine Minderbewertung der Frau ging? Dem ist bei weitem nicht der Fall.
So geben ja auch Frauen keinem anderen als dem Ehemann die Hand. Bewerten sie dadurch auch die Männder minder und wer ist dann minderer als minder?
Nein, das die Hand nicht gegeben wird, hat nichts damit zu tun, dass das Gegenüber als minder angesehen wird, noch als unrein, wie auch oft zu lesen, sondern einfach darin, dass es strenge Regeln gibt, welche jeglichen körperlichen Kontakt zwischen den beiden Geschlechtern alleine auf die Familie und Ehe beschränken. So kann bspw. der Vater seiner Tochter sehr wohl die Hand geben und noch mehr, vom Ehemann will ich erst garnicht sprechen ;-)
Auch die Morgenbitte sollte im Kontext gesehen werden. Es wird ja nicht nur dafür gedankt, nicht als Frau geboren worden zu sein, sondern zuerst nicht als Nichtjude, dann als Sklave und dann als Frau. Dieses ist alleine eine Reihenfolge der Verpflichtungen, wobei der jüdische, freie Mann eben die meisten erfüllen muss. Und da dieses mit recht viel Arbeit und Aufwand verbunden ist (das Morgengebet dauert in der Regel fast 1 Stunde, an Rosch Chodesh, Schabbes und Feiertagen noch viel länger) dann verstehen viele dieses als Ansport vor der Arbeit, sich dessen bewusst zu werden, warum man nun diese "Arbeit" auf sich nimmt.
So ist richtig, dass die Frauen im orthodoxen (auch konservativen) Judentum nicht gleichberechtigt sind (wie auch umgekehrt) aber sehr wohl gleichwertig. So gibt es ja auch einige Pflichten von denen der Mann ausgenommen ist. Letztlich gilt aber in der Orthodoxie, dass die Frau sogar nach vielen Lehren über dem Mand steht, heiliger ist als der Mann.
Ein paar Beispiele:
- wer oder was wurde als letztes, als am G'tt nähsten erschaffen? die Frau
- wegen wem wurde der Mensch aus dem Paradies vertrieben? Adam und nicht wegen Chawa.
- wegen wem würden die Juden aus Mitzrajim zu der Zeit erlöst? Wegen der Frauen
- wer wird den kommenen Moschiach bringen? die Frauen
- wer bekommt viele Versprechen (einschl. sexueller Befriedigung) für die Ehe als Vertrag? die Frau
usw.
Und in der Praxis kann man dieses in vielen orthodoxen Familien erfahren, dass es hier doch anders aussieht, als viele Vorurteile behaupten. So viel gegenseitige Liebe, Respekt, Dank, Hilfe fand ich bislang in liberalen oder sekulären Familien selten.
In diesem Sinne würde ich die anfängliche Behauptung in der Frage sogar umkehren und behaupten, dass der gegenseitige Resepkt und Liebe in der Orthodoxie am meisten ausgelebt wird.
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