
Zitat von
Plueschmors
Hallo Kasper,
ich habe mich ein wenig bemüht, nicht zu pauschalisieren, sondern ein einigermaßen klares Bild zu zeichnen von dem, was ich mitsamt der Allgemeinheit unter christlichem Fundamentalismus verstehe.
Hallo Plueschmors,
entschuldige falls der Eindruck entstanden sein sollte, ich wolle mich mit meinen Ausführungen gegen deine Darstellung richten. Das war von mir etwas unglücklich formuliert. Tatsächlich habe ich meine gedankliche Ausschweifung vor meinem Eindruck der im Internet vorherrschenden Kritik auf der einen und meinen persönlichen Erlebnissen auf der anderen Seite formuliert. Denn auch Fundamentalisten mit einer Orientierung an der Chicago-Erklärung konstruieren ja nicht alle in Andersdenkenden Feindbilder hinein. So wie ich ihnen in der Hoffnung, dass sie ihren Irrglauben früher oder später erkennen werden, mit Freundlichkeit und ehrlichem Interesse begegne, halten sie es meist umgekehrt nicht anders.^^
Aber ich gebe dir recht – auch für meinen Geschmack wird hier die Schrift zu sehr zum Götzen erhoben, anstatt Gott hinter der Schrift und nicht zwischen den Buchdeckeln zu suchen. Und die ganz offensichtliche praktische Problematik der individuellen Auslegung wird entweder ignoriert oder meines Erachtens mit einer Flucht in die Esoterik bei gleichzeitiger Ablehnung alternativer Auslegungen zu retten gesucht. Und dann drehen sich die Diskussionen oftmals gar nicht mehr um das Wesentliche für einen Christen (nämlich Jesus), sondern wird vielmehr versucht mit den beim Gegner abgelehnten Mitteln der Vernunft „Beweise“ („nach innen“) für die Richtigkeit der eigenen Auslegung, bzw. („nach außen“) für die Richtigkeit biblischer Aussagen in ihrer wortwörtlichen Beschreibung zu finden.
Trotzdem würde ich nicht soweit gehen dem jüdischen Theologen Lapide zuzustimmnen, der sagte, dass man die Bibel wörtlich nehmen kann, oder ernst. Denn die meisten Bibel-Fundamentalisten sind meinem Eindruck nach durchaus bemüht die Schrift ernst zu nehmen – nur leider sind sie oft sehr einseitig informiert, bzw. schöpfen ihr Wissen aus längst überholten oder widerlegten Darstellungen, während sie gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit den Argumenten des Gegenübers ablehnen und zum Teil aus programatischen Gründen gar nicht dazu in der Lage sind, ihre eigenen Standpunkte zu überdenken - was an der selbstreferentiellen Struktur und der Ablehnung alternativer Bezugssysteme liegt. Die ewig mühselige Debatte um Kreationismus beispielsweise ist hier ein gutes Beispiel, wie ich finde. Oder wie denkst du darüber.
Aber wir alle irren uns in dem ein oder anderen, ist es nicht so? Und keiner von uns ist bisher am Ende seiner Suche angelangt. Wir alle lernen tagtäglich hinzu, machen Fehler, entdecken neue Perspektiven und bewegen uns doch auf eben jenem Pfad, den wir für uns auf unserer Suche nach fortwährend tieferen Einsicht offensichtlich brauchen bzw. der für uns offensichtlich der gangbare Weg sowohl in der Gemeinschaft Gottes als auch hin zur (zunehmenden) Gemeinschaft Gottes ist. Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ob der aktuelle Weg dabei eine Sackgasse ist und uns zur Umkehr zwingen wird, dass sehen wir meines Erachtens am besten in den Früchten. Ein Fundamentalismus der Hass und Gewalt mit sich bringt, der geht wie ich denke fehl – egal ob er glaubt sich auf die Schrift oder auf Jesus zu gründen.
Lieben Gruß
Kaspar
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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