Hallo Ed.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Bedenken nicht „an den Mann“ bringen konnte, oder du für meine ironische Überspitzung nicht empfänglich bist. Deine Bemerkungen zu manchen meiner Aussagen sind zwar nicht falsch, gehen aber nicht auf meine eigentliche Intention ein. Z.B. habe ich das Beispiel mit Dieben und Ehebrechern angesprochen um eine Parallele zu ziehen zwischen zwei Formen der Körperstrafe. Das heißt wenn ich Prügelstrafen zur Erziehung befürworte, weil körperliche Strafen zu mehr Ordung erzieht, dann kann dieses Argument ebenso angewendet werden, um damit Körperstrafen wie z.B. Steinigung zur Reduktion von Ehebruch zu rechtfertigen. Die Feststellung, dass auch ein Bibelkonformes Verhalten dazu führen könnte, geht damit aber an der Sache vorbei und ist für diese Diskussion auch relativ irrelevant.
Wenn du jedoch hingegen der Meinung bist, dass der Vergleich von Körperstrafen in der Erziehung von Kindern zur Nötigung eines erwünschten Verhaltens mit Körperstrafen in der Strafverfolgung zur Erziehung von Staatsbürgern durch exemplarische Demonstration der Folgen unerwünschte Verhaltens nicht zulässig ist, dann darfst du gerne den Fehler in diesem Vergleich aufzeigen. In der lapidaren Zuordnung eines solchen Argumentes zu dem früheren sowjetischen System oder den „Feinden Gottes“ kann ich offen gesagt über eine leichte Polemik hinaus aber nur wenig Substanz erkennen.

Zitat von
ed
Karl Marx, Lenin und Mao Zedong wurden nicht mit Prügel erzogen. Stalin und Hitler - schon.
Siehst du bei ihnen großen Unterschied? (Das nur so nebenbei)
Natürlich sehe ich bei ihnen Unterschiede, aber ich weiß nicht inwiefern das von Relevanz ist. Denn es sind völlig belanglose Einzelbeispiele. Ebenso könnte ich den ISIS als Beispiel einer Erziehung mit Körperstrafe anführen – bei dem Terror körperlicher Gewalt fallen nur die wenigsten „aus dem Tritt“. Aber das kann doch nicht ernsthaft die Basis einer Argumentation sein? Meinen Verweis auf umfassende Studien hingegen speist du lapidar mit der Andeutung, dass „wer zahlt auch die Musik bestellt.“ Nimm es mir nicht übel, aber auch wenn ich mich bemühe solche Gedanken ernst zu nehmen, so fällt es mir doch auch schwer diese als qualitative Kritik anzunehmen. Wenn du der Meinung bist, dass diese Studien (von denen es eine Vielzahl gibt) fundamentale Fehler beinhalten, dann wäre jede sachbezogene Kritik willkommen. Es steht dir wie jedem frei die Durchführung solcher Studien sachlich zu kritisieren. Aber sie nach dem Motto „es kann nicht sein, was nicht sein darf“ von vorne herein gar nicht erst ernst zu nehmen bzw. ihnen Voreingenommenheit zu unterstellen, DIESES Denken ist ein Beispiel für dogmatisiertes und im Vorfeld „Ergebnis-bestimmendes“ Denken ebenso wie das Argument „ein Heiliger bleibt ein Heiliger wenn er denn ein Heiliger bleibt, weil er sonst kein Heiliger war“ tautologisch und damit ohne jeden Aussagewert ist. Wenn es denn Heilige in deinem Sinne gibt, dann habe ich sie bisher noch nicht kennengelernt. Wohl aber eine Vielzahl von sehr gewöhnlichen Menschen, die sich selbst dafür hielten.
Auch die Bemerkung, dass uns andere Kinder egal sind – eine für einen Christen übrigens seltsam anmutende Aussage – ist in meinen Augen nur eine sehr schwache Antwort auf meine Frage, warum wir bei allen Menschen ob Erwachsen oder Kinder Körperstrafen ablehnen sollten, nicht aber bei den eigenen Kindern. Ich muss mich allerdings bei dir entschuldigen. Ja, tatsächlich ist es etwas untergegangen, dass du die Körperstrafe gar nicht forderst, sondern nur deren Verbot für bedenklich hältst, weil du ihr u.U. Etwas positives zusprechen kannst. Ich maße mir auch hier mit Sicherheit nicht an über deine Qualitäten als Vater zu urteilen. Ich denke wer heutzutage acht Kinder groß gezogen bekommt und aus ihnen gestandene Menschen machen konnte, der wird hier seinen Teil mit dazu beigetragen haben. Ich habe tatsächlich - auch um deine Frage zu beantworten - bis jetzt nur unseren Erstgeborenen und frage mich jeden Tag aufs neue, wie ich ihn bei all den Missständen unserer Zeit zu einem liebevollen Erwachsenen erziehen soll.
Aber ich sehe nicht wo es helfen könnte, wenn ich ihm mit drakonischen Strafen begegne und in ihm die Angst vor meiner Autorität schüre. Und ich sehe auch ansonsten im Unvermögen der Eltern anders als mit Gewalt zu erziehen keinen Grund, die Kinder für diese mangelnde Befähigung der Eltern die Rechnung tragen zu lassen und ihre Rechte zu beschneiden. Moralische Werte sind universal gültig. Entweder es ist falsch einen Menschen zu schlagen oder eben nicht. Und wenn nicht, dann trifft dies auch bei Kindern und damit auch bei den eigenen zu. Und es darf da meiner Meinung nach keine Ausnahme gemacht werden, die der Willkür der Eltern obliegt und/oder Kindern zum Besitz der Eltern macht. (Nebenbei zu deiner Bemerkung bezüglich dem Besitzrecht …. ich bezog mich da nicht auf die Römer, sondern auf das AT. Ich gehe davon aus, dass wir uns zumindest darin einig sind, dass dieses doch den Israeliten gegeben wurde.^^)
Entsprechend ist es nebenbei auch in unserem Recht geregelt, wie du auf den Angriff eines anderen reagieren darfst. Aber Ed, bitte verzerre hier nicht die Perspektiven. Wir sprechen von Körperstrafen, nicht von Notwehr. Ganz klar ist es eine Notwendigkeit, dass man auch wo nötig mit der Anwendung von Gewalt einen rechtswidrigen Übergriff verhindert und ein Opfer beschützt. Ich war Soldat und als aktiver Reservist sehe ich mich immer noch so – das musst du mir also nicht erklären. Ich lehne auch Gewalt nicht grundsätzlich ab. Trotzdem ist es ein Unterschied, ob ich mit angemessener Gewalt einen Totschläger von seinem Handeln abhalte, oder ob ich in Folge als erzieherische Maßnahme weiter auf ihn eintrete. Notwehr ist ersteres, Körperstrafen letzteres. Und noch dazu in unserem Fall gegenüber einem hilf- und wehrlosen Kind.
Nebenbei – weil du nach einem Namen gefragt hast. Ich denke das Milgram-Experiment ist dir ein Begriff. Es ist zumindest ein sehr populäres Beispiel dafür, dass autoritäre Erziehung und autoritäres Denken nicht unbedingt Opfer vermeidet, sondern eher Täter schafft.

Zitat von
ed
Die Geschichte der Juden zeigt aber daß mit hilfe des Gesetzes kein Mensch, und kein Volk besser wird.
Und die Geschichte des Christentums zeigt, dass es auch im Glauben an die Auferstehung und die Sündenvergebung durch Jesus keine Garantie dafür gibt. Es sei denn wir machen es weder wie oben und zählen nur die uns angenehmen Beispiele – ein Christ ist ein Christ wenn er dem entspricht, von dem ich denke dass es einen Christ ausmacht.
Ja, der Mensch ist in seinem Wesen oft von wenig sozialen Begierden zerrissen. Aber zum Glück haben wir auch die Vernunft uns darüber zu erheben. Manchen mehr, manchen weniger.

Zitat von
ed
Aber wenn ich nach einer Flasche Wodke gewalttätig werde, Geschirr zerschlage, meine Frau und Kinder grundlos verprügel, u.s.w. u.s.f., weil ich dann halt anders nicht kann? Es mache ja nicht ich, sondern die Wodka in mir. Sollte man dann den Alkohol nicht komplett verbieten?Aber genau so macht ihr es mit der Körperstrafe. Das einige dabei aus Emotionen handeln, keine Grenze kennen, pauschalisiert ihr auf alle.
Diese Frage finde ich nun interessant. Nun, wenn du selbst Probleme mit Alkohol hättest, wäre es klug sich diesem zu entziehen. Aber ihn deshalb für alle verbieten? Gott bewahre – Nein. Selbst dann, wenn du Gefahr läufst andere in diesem Zustand zu verletzen. Bestraft wirst du dann nicht für den Alkoholkonsum, sondern für die Tat die du begehst. Wenn ich aber aufgrund jeder nur geringen potentiellen Gefahr etwas verbieten würde, wo würden wir die Grenze ziehen? Dann müsste ich in logischer Konsequenz auch ein Verbot für klassische Musik erwirken, weil es manche aggressiv macht. Oder die MEinungsfreiheit für manche Menschen, weil deren Ansichten andere in Erregung versetzen. Und natürlich vorneweg das Christentum verbieten, denn es gibt immer auch einige Wenige, die unter Berufung auf die Schrift Gräueltaten begehen. Und lieber Ed.... das – nämlich ein Verbot für alle aufgrund deines hypothetischen Unvermögens – wäre eine Pauschalisierung.
Körperstrafe lehne ich hingegen nicht etwa deshalb ab, weil manche in ihrer „Zucht“ zu weit gehen, sondern weil ich es per se als Verletzung der Rechte eines anderen ansehe, wenn man diesem Gewalt antut. Deshalb habe ich auch geschrieben, dass dieses dein Beispiel hinkt, denn du vergleichst ein potentiell schädliches Verhalten dir selbst gegenüber mit dem Verhalten einem anderen Gegenüber. Wenn du etwas für dich potentiell schädliches tust, (z.B. Alkohol trinken) dann ist das bis zu einem gewissen Grad dein gutes Recht. Aber daraus leitet sich nicht dein Recht ab Alkohol einem anderen aufzuzwingen.

Zitat von
ed
Und ihr meint mit diesen Gesetzen bessere Menschen geworden zu sein? Jetzt braucht ihr Gott nicht. Jetzt wißt ihr alles besser.
Ein vorsichtges Ja zur ersten Frage, ein klares Nein zur zweiten und ein "kommt darauf an" zur Dritten. Vorsicht in der ersten Frage, weil ich nicht denke, dass wir als Menschen besser geworden sind, aber wohl, dass wir uns mit diesen Gesetzen als Menschen besser verhalten und dank der uns von Gott gegebenen Vernunft und der wachsenden Einsicht in sein Wirken immer wieder reflektieren und damit entwickeln können. Und zur Dritten Frage kann ich nur sagen, dass es davon abhängt, im Vergleich mit wem wir es besser wissen. Im Vergleich mit Gott ganz sicher nicht. Im Vergleich mit den Schreibern der Schrift schon. Und ich persönlich würde da sagen, Gott sei Dank dafür.
Lieben Gruß
Kaspar
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
Lesezeichen