Warum diese Bilderauflistung? Sie ist ein optischer Beleg für die religionsgeschichtliche Entwicklung und dessen Einflüsse auf die christliche – religiöse Gestaltungskultur, die sich sehr wohl vorhandener religiöser Motive aus anderen religiösen Kulturkreisen bedient hat. Das anfänglich bilderlose Urchristentum entdeckte ab ca. 120 n. Chr. für sich das Medium Bild, welches längst schon andere antike Religionen für sich nutzten, um Botschaften zu Missionszwecken zu vermitteln. Die antike Welt war eine Welt der Bildinformationen und zugleich auch der Redevermittlung. Sehr viel weniger wurden Schriften für diese Zwecke eingesetzt, was allein schon aus entwicklungstechnischen Gründen, als Massenmedium ungeeignet war.
Die Benutzung gestalterischer Bilder für Botschaften, setzt ein gewisses Wissen über die Symbolhaftigkeit der Darstellung voraus. Wenn wir uns die christlichen Symbole und Bildnisse des Frühchristentums anschauen fällt eins sehr deutlich auf. Es gibt ein unglaubliches Breitenspektrum an Darstellungen, die sich jeweils an der beheimateten Region und Kultur orientiert. So genannte Einheitssymbole sind dem Frühchristentum bis zum 300 Jahrhundert fremd. Ebenso erstaunlich ist, dass die Frühchristlichen Künstler sich ganz bewusst an antiken Darstellungen orientieren und sie regelrecht kopieren. Diese Strategie führte nur wenige Jahrhunderte vorher schon einmal eine Religion aus, die Mithrasanhänger, die gezielt und bewusst ihre theologischen Ansichten örtlichen religiösen Gegebenheiten soweit als möglich anpassten und deren Inhalte für sich vereinnahmten. Mehr noch, dass so genannte Wanderpredigertum stammt in seinen Ursprüngen ebenso von dieser Religionsgruppe ab, die es dadurch schaffte binnen weniger Jahrhunderte ganz Persien, Indien, Arabien, Nordafrika und Europa zu erreichen. Der Erfolg dieser Religion lag in seiner unglaublichen integrativen Kraft, seiner Mobilität, Flexibilität und denkbar einfachen Erlöserbotschaft, die alle Gesellschaftsschichten erreichte. Die Integrative Kraft dieser Religion schaffte es, durch Kaiser Aurelian, sogar eine religiöse Reichseinigung und innerrömische Gesellschaftskrise zu überwinden. Religion und Politik waren, wie nie zuvor in der römischen Geschichte, zu einer Gesellschaftsbestimmenden Einheit verbunden, die für weit über 1000 Jahre beibehalten werden sollte.
Dieses Model war bereits lange vorher in Ägypten, und Persien Reichspolitisch bestimmend und durch die sog. Gottkaiser von Rom, war Rom damit bereits vertraut, doch der Grundgedanke der römischen Republik erlaubte immer nur zeitweise diese oft bei den Römern unliebsame Regierungsform. Das Ende der Religionsfreiheit, die in Folge der Reform von Aurelian erstmals auch massiv das Christentum traf, sollte eine innerchristliche Wende auslösen, in deren Folge sich das Christentum völlig neu positionierte.
Lesezeichen