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Baum-Darstellung

  1. #5
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    Liebe (Amazonen)Königin,

    ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Glaubenskrisen genauso zum (Glaubens-) Leben gehören, wie Momente und Phasen allergrößter Glückseligkeit, wenn man sich zutiefst mit Gott verbunden und in ihm geborgen fühlt.

    Manchmal hat man also den Eindruck, dass Gott hartnäckig schweigt, oder sogar gar nicht mehr da ist und manchmal sieht man ihn in jeder Wolke, die über den Kopf hinweg zieht, in jeder Welle, die die Enten im Fluss, paddelnd mit ihrem Füßen, erzeugen und in jedem Lächeln, dass uns ein völlig Fremder im Vorübergehen schenkt.

    Das, was wir hinsichtlich Gott denken und spüren, ist jedoch immer unser subjektives Empfinden, also sozusagen unser "gedachter Gott". Und wie das mit der Subjektivität und dem Denken nun einmal so ist, ist das alles höchst wandelbar, vielleicht von unserer Stimmung und Laune abhängig und auch davon, in welcher Atmosphäre wir uns gerade bewegen?

    Viele Gläubige fühlen sich Gott deshalb zum Beispiel ganz besonders während einer Messe, oder eines Gottesdienstes nah, weil sie sich dort in Gemeinschaft auf Gott "konzentrieren" und eben die dort entstandene Stimmung und Atmosphäre genießen können.

    Andere suchen hingegen vielleicht bewusst die Einsamkeit im stillen Kämmerlein, schließen ihre Augen und horchen intensiv in sich hinein, ob sich vielleicht im eigenen Inneren und in der Stille des Augenblicks Gott finden ließe...?

    Aber ganz egal, wie die jeweilige, individuelle "Herangehensweise an Gott" auch immer aussehen und sich vollziehen mag, immer sind wir Menschen es, die sich Gott mal näher, mal ferner fühlen.

    Gott selbst aber, ist immer gleich nah da und bewegt sich kein bisschen, nicht das kleinste Bisschen von deiner Seele hinweg.

    Meister Eckhart hat zu diesem Thema einmal gesagt:


    "Gott ist immer in uns, nur wir sind selten zu Hause."

    Und tatsächlich ist das auch "das Geheimnis", der Grund meines persönlichen Glaubens. Ich habe mich in der Welt häufig sehr fremd gefühlt, war als Kind immer ganz besonders schüchtern, fast schon scheu und irgendwie hatte ich immer das Gefühl, nicht zu Hause zu sein.

    Das hatte übrigens auch ganz handfeste Gründe, denn als meine Urgroßmutter starb, hatte meine Familie das Haus, in dem meine Uromi lebte, geerbt und deshalb sind wir in dieses Haus gezogen. Ich war damals gerade erst einegeschult worden und musste dann mit, in eine fremde Stadt, eine andere Schule, mit ganz anderen Kindern.

    Ein Stückweit hatte mich dieses Ereignis tatsächlich entwurzelt und mich meiner vertrauten Umgebung entrissen und weil das Provisorium nun einmal so schrecklich scheu und schüchtern war, fiel es ihm sehr sehr schwer in der neuen Umgebung zurecht zu kommen, neue Freunde zu gewinnen und "Anschluss zu finden".

    Unter dieser Situation hatte ich wirklich zu leiden! Ich war sehr einsam und das nicht nur in meinem Herzen und trauerte den alten Zeiten nach (hehe, das hört sich an, als wäre ich damals schon ein alter Opa gewesen, aber ich war gerade einmal sechs oder sieben Jahre alt).

    Na ja, ich habe dann natürlich viel Zeit mit mir selbst verbracht und "dem Loch in meiner Seele" nachgespürt. Und in dieser Situation habe ich dann einen neuen Klassenkameraden kennen gelernt, der aus einem sehr frommen Elternhaus stammte. Da wurde dann vor dem Essen gebetet und die Bibel gelesen und ich fand das nur ganz kurze Zeit etwas komisch und kurz darauf dann richtig super!

    Also habe ich fortan nur noch die Bibel gelesen und gebetet und dabei peu a peu gespürt, dass ich langsam nach Hause komme...

    Na ja, so war das beim Provisorium in Kurzfassung und so hat wohl jeder seine individuelle Glaubensgeschichte...

    Aber was ich mit all dem sagen will ist, dass du dir dein Herz nicht verdunkeln lassen solltest, wenn du mal in eine Glaubenskrise gerätst. Ich hatte auch sehr viele Krisen und Momente großer Verzweiflung. Manchmal geht man durch Wüsten und ist zur Wüstenwanderschaft "verflucht". Aber Gott geleitet dich immer nach Hause, er ist dein Zuhause - selbst wenn dich dein Leben mal auf Wüstenwanderschaft schicken sollte...

    LG
    Provisorium



    Geändert von Provisorium (28.08.2014 um 00:58 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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