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  1. #1
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    Standard Jesus, das Gesetz und der Glaube

    Hallo ihr Lieben,

    eigentlich ging es doch in den letzten Threads hier bei uns Gnadenkindern immer wieder um die Frage, wie das Gesetz der Juden zu verstehen sei, inwiefern es für uns Christen noch verbindlich ist und ob es tatsächlich allein der Glaube ist, der den Menschen vor Gott rechtfertigt.

    Ich will mich diesen Fragen nun einmal auf möglichst einfache Art und Weise nähern und deshalb zunächst einmal Jesus zu Wort kommen lassen, der folgendes zum Thema Gesetz sagte:

    Er aber sprach zu ihm: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. "Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

    Jesus ging es also ganz offensichtlich tatsächlich nicht zuvorderst um ein äußeres Verhalten, also nicht etwa darum alle 613 Ge- und Verbote des Talmud in Perfektion zu befolgen, sondern um eine innere Herzenshaltung, also um die Gesinnung des Menschen. Und diese Gesinnung fasst er, wie oben zitiert, in dem Liebesgebot zusammen.

    Die aufrichtige und aus dem Herzen, der Seele und dem Verstand des Menschen kommende Liebe zu Gott und die aufrichtige Liebe zu den Menschen, ist für Jesus also die Voraussetzung, um dem Gesetz gerecht werden zu können. Vielleicht kann man sogar sagen, dass das Liebesgebot für Jesus das Gesetz war?

    Da ist also gar nicht so sehr davon die Rede, dass man dies und das zu tun und zu lassen habe, sondern es geht um ganzheitliche Liebe zu Gott und den Menschen.

    Sicher wird kein Christ diesem Liebesgebot widersprechen und es vollumfänglich auch für seinen Glauben als absolute Notwendigkeit erachten, oder? Und insofern würde sich doch sicher auch kein Christ von diesem Gesetz als befreit empfinden, noch empfinden wollen, oder?

    Wie mir scheint, haben viele Christen aber trotzdem immer wieder ein Problem mit dem Gesetz, weil sie es wohl weniger aus dem oben beschriebenen Blickwinkel heraus betrachten, sondern unter dem "Stichwort Gesetz", eine ganze Latte von Ge- und Verboten vor sich sehen, die einzuhalten, den Menschen aufgetragen wurde, damit sie vor Gott gerecht werden können.

    Und offensichtlich hat das wohl auch Paulus so gesehen, wenn er von Gesetz spricht und in Folge dessen seine "Rechtfertigungslehre aus Glaube" entwickelt. Er hat im Gesetz also weniger das Liebesgebot gesehen, so wie Jesus das Gesetz zusammengefasst hatte, sondern die vielen, vielen, sehr schwer zu haltenden Regeln.

    Ich meine nun, dass es aufgrund dieser unterschiedlichen Vorstellungen von Gesetz, immer wieder, zu mehr oder minder starken, Verwirrungen kommt und die Einen wähnen, allein der Glaube an Jesus würde schon ausreichen, um vor Gott gerecht zu werden, während die Anderen betonen, dass der Glaube allein nicht ausreicht, sondern zum Glauben auch noch entsprechende Werke dazu kommen müssen.

    Ich frage mich nun, ob Jesus und Paulus das tatsächlich so fundamental unterschiedlich gesehen haben? Und meine Antwort, die nun höchstwahrscheinlich den ein oder anderen sehr überraschen wird, lautet, dass letzten Endes auch Paulus nicht der Überzeugung war, dass man allein aus Glaube gerechtfertigt werden könnte.

    Dazu nur ein Vers aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther (1.Korinther 13,2):

    Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts.

    Ist es nicht eigentlich so, dass auch Paulus die Liebe als fundamentale Voraussetzung betrachtet, um vor Gott gerecht werden zu können? Er schreibt ja, dass selbst, wenn er allen Glaube hätte, und zwar so starken Glauben, dass er Berge versetzen könnte, trotz dieses großen Glaubens nichts wäre, wenn er denn keine Liebe hätte!

    Wenn wir also das Gesetz so zusammenfassen würden, wie Jesus es getan hat und also die Liebe zu Gott und den Menschen zu unserem Glaubensmittelpunkt machen würden, dann müsste es uns doch vielleicht gelingen, die gelegentlich aufkommende Verwirrung, aufgrund der so genannten "paulinischen Rechtfertigungslehre" zu entwirrren und Glaube und Liebe würden Hand in Hand unser Leben bestimmen und all unsere Glaubenshoffnungen begründen.

    Wie Paulus sagt:

    Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Größte aber von diesen ist die Liebe.

    Wie seht ihr das? Kann man das so provisorisch sagen, oder liege ich eurer Meinung nach daneben?

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (26.08.2014 um 23:21 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ist es nicht eigentlich so, dass auch Paulus die Liebe als fundamentale Voraussetzung betrachtet, um vor Gott gerecht werden zu können?
    Liebe ist nicht Voraussetzung für Gerechtigkeit, sondern Resultat von Gerechtigkeit. Wir lieben, weil unsere Schuld bezahlt wurde und nicht, um unsere Schuld zu bezahlen:

    "Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt." Lk 7,42-43

  3. #3
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Liebe ist nicht Voraussetzung für Gerechtigkeit, sondern Resultat von Gerechtigkeit. Wir lieben, weil unsere Schuld bezahlt wurde und nicht, um unsere Schuld zu bezahlen:
    Du, das wollte ich damit auch gar nicht sagen. Also ich wollte nicht sagen, dass Paulus liebt, um irgendwelche Schuld zu bezahlen, sondern ich meinte, dass auch für Paulus die Liebe eine Voraussetzung ist, um vor Gott gerecht werden zu können und zwar im Sinne der uns gegebenen Gebote.

    Paulus sagt ja noch mehr zum Thema Liebe:

    Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, sie neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit; sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.

    Liebe ist also nicht "Mittel zum Zweck", man liebt nicht, weil man irgendetwas damit erreichen, oder sich etwas damit verdienen möchte. "Liebe sucht nicht das Ihre", sagt Paulus. Liebe wird im Herzen des Menschen geboren und verfolgt dann nicht irgendeinen Nutzen. Sie ist einfach da, weil Gott da ist und wo Gott ist, ist auch Liebe.

    Man kann deshalb vielleicht sagen, dass wir lieben, weil wir zuerst geliebt wurden (1.Johannes 4,19)? Gott hat also seine Liebe in unsere Seele geboren und wir geben sie sozusagen zurück und nur insofern ist Liebe dann etwas Vorausgesetztes. Nicht, weil wir dadurch gerecht werden wollen, sondern weil Liebe "Teil unseres Wesens" ist.

    Aber trotzdem ist diese Liebe, die Teil unseres Wesens ist (weil Gott uns zuerst geliebt hat); insofern Voraussetzung, um vor Gott gerecht werden zu können, weil wir ohne diese Liebe (nach Paulus) eben nichts wären.

    Wenn ich Gott deshalb lieben würde, weil unsere Schuld bezahlt wurde, wie du meintest, dann wäre diese Liebe doch so eine Art Ausdruck von "Gegenleistung", oder? Also Gott bezahlt unsere Schuld und im Gegenzug schenke ich ihm meine Liebe. Wäre das dann nicht ein Stückweit eine Liebe, die doch das Ihre sucht? Die einen Vorteil sucht, einen Gewinn?

    Aber die Liebe die ich meine, ist eine Liebe, die die Liebe Gottes einfach nur widerspiegelt und nur insofern ist sie Voraussetzung, weil sie eine Form von "Kommunikation" und "lebendigem Austausch" ist...

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (27.08.2014 um 00:29 Uhr)
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  4. #4

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Man kann deshalb vielleicht sagen, dass wir lieben, weil wir zuerst geliebt wurden (1.Johannes 4,19)? Gott hat also seine Liebe in unsere Seele geboren und wir geben sie sozusagen zurück und nur insofern ist Liebe dann etwas Vorausgesetztes. Nicht, weil wir dadurch gerecht werden wollen, sondern weil Liebe "Teil unseres Wesens" ist.
    Ja, so kann man das sagen. Aber:

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Gott hat also seine Liebe in unsere Seele geboren ...
    Wann und wie ist das passiert?

    LG
    Frau Shane

  5. #5
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Wann und wie ist das passiert?
    Du, das genaue Datum kann ich dir leider nicht sagen und "die Technik", wie Gott seinen Sohn in das Herz des Menschen gebiert, ist mir bedauerlicherweise auch unbekannt, aber in 1.Mose 1, 26+27 wird davon berichtet:

    Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen! Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.

    Wir sind also Männer und Frauen, oder Söhne und Töchter Gottes, wir sind seines Geschlechts, wie auch Paulus sagt (Apostelgeschichte 17, 26-29):

    Und er hat aus einem jede Nation der Menschen gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, wobei er festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, dass sie Gott suchen, ob sie ihn vielleicht tastend fühlen und finden möchten, obwohl er ja nicht fern ist von jedem von uns. Denn in ihm leben wir und bewegen uns und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: Denn wir sind auch sein Geschlecht.
    Da wir nun Gottes Geschlecht sind, sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Gold und Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.

    Wir sind Gottes Geschlecht, seine Söhne und Töchter, in seinem Bild geschaffen. Wir leben, bewegen und sind in ihm und ohne ihn sind und wären wir nicht! Unsre Existenz, unser Sein hängt allein an Gott! Gott hat das Sein und also auch unser Sein geschaffen und in Kolosser 1, 15-17 heißt es:

    Er (der Sohn) ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: Alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn.

    Und Meister Eckhart sagt dazu:

    Ich sage ferner, dass eine Kraft in der Seele ist, die nicht Zeit noch Fleisch berührt, sie fliesst aus dem Geiste und bleibt in dem Geiste und ist ganz geistig. In dieser Kraft ist Gott allzumal grünend und blühend in aller Freude und in aller Ehre, wie er in sich selber ist. Da ist so herzliche Freude und so unbegreiflich grosse Freude, dass niemand genug davon sagen kann. Denn der ewige Vater gebiert seinen ewigen Sohn in dieser Kraft ohne Unterlass, so dass diese Kraft den Sohn des Vaters mitgebären hilft und sich selber denselben Sohn in der einigen Kraft des Vaters.

    Gott gebiert seinen Sohn ohne Unterlass in unsere Seele und deshalb sind wir seines Geschlechts, leben und bewegen wir uns in ihm und alles was geschaffen ist, das Sichtbare wie das Unsichtbare ist durch und zu ihm hin geschaffen und alles besteht nur durch ihn.

    Wie das zu verstehen ist, erklärt Meister Eckhart folgendermaßen:

    Der Vater gebiert seinen Sohn ohne Unterlass, und ich sage mehr noch: Er gebiert mich als seinen Sohn und als denselben Sohn. Ich sage noch mehr: Er gebiert mich nicht allein als seinen Sohn; er gebiert mich als sich und sich als mich und mich als sein Sein und als seine Natur.

    Das ist Einheit mit Gott! Wir sind eins mit Gott, seine Söhne und Töchter...

    LG
    Provisorium

    PS: Oje, ich schreibe mich hier um Kopf und Kragen! Jetzt hab' ich doch schon wieder zweimal Paulus zitiert. Jetzt glaubt mir doch kein Mensch mehr, dass ich den eigentlich nicht so gut leiden kann...;-)

    Na ja, ich hab' ja zumindest gleich zweimal Eckhart "nachgeschoben"! Insgesamt ist der Post also hoffentlich provisorisch geblieben und wird, noch hoffentlicher, provisorisch aufgefasst...:-)




    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  6. #6

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Du, das genaue Datum kann ich dir leider nicht sagen und "die Technik", wie Gott seinen Sohn in das Herz des Menschen gebiert, ist mir bedauerlicherweise auch unbekannt, ...
    Bei mir wars der 28. November 2008. Die Technik, die Gott dazu benutzte, war sein Wort, die Bibel, und einen Bypass (die englische Sprache), da in meinem speziellen Fall noch ein Passagehindernis überwunden werden musste (Vorurteile, die mit der deutschen Sprache verknüpft waren).

    Dass dir in deinem Fall Datum und Technik unbekannt sind, lässt darauf schließen, dass du die Erfahrung wahrscheinlich nie selbst gemacht hast.

  7. #7
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Liebe ist nicht Voraussetzung für Gerechtigkeit, sondern Resultat von Gerechtigkeit. Wir lieben, weil unsere Schuld bezahlt wurde und nicht, um unsere Schuld zu bezahlen:
    Ich stell mir das gerade mal vor:


    Ein Mensch beschließt an Gott glauben zu wollen. Warum? Wenn nicht aus Liebe, dann wohl aus egoistischen Grundmotiven. Das ist wohl auch in Ordnung so? Er glaubt dann halt mal an Gott, den er auch nicht lieben muss. Die Einstellung: „Ich kann Gott nicht leiden, aber es gibt ihn wohl“, genügt, um Gerecht zu sein.
    Danach kommt dann automatische die Liebe, oder wie? Ich muss mich dann gar nicht weiter bemühen, ich bin gerecht und mit der Zeit auch voller Nächstenliebe.


    Das scheint aber nicht sehr gut zu funktionieren. Ich lese seit Jahren Gnadenkinder mit und bin auch privat in einer christlichen Diskussionsrunde. Gerade die Freikirchlichen Christen, die diese Meinung vertreten, sind, und das ist meine rein persönliche Erfahrung, intolerant, ausgrenzend und herablassend gegenüber anderen Christen.


    Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Toleranz, finde ich vor allem bei den Christen, die nicht die These „Gerechtigkeit durch Glauben“ vertreten.


    An erster Stelle des Christentums steht die Liebe.


    1. Korinther 13 …… und hätte allen Glauben, also dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.

    Markus 12, 28-44 Hört, ihr Israeliten! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. 30 Ihn sollt ihr von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe, mit eurem ganzen Verstand und mit all eurer Kraft.‹ 31 Ebenso wichtig ist das andere Gebot: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‹ Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.«
    Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
    doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

    (1. Korr. 13,13)

  8. #8

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    Zitat Zitat von Renate Beitrag anzeigen
    Ich stell mir das gerade mal vor:


    Ein Mensch beschließt an Gott glauben zu wollen. Warum? Wenn nicht aus Liebe, dann wohl aus egoistischen Grundmotiven. Das ist wohl auch in Ordnung so? Er glaubt dann halt mal an Gott, den er auch nicht lieben muss. Die Einstellung: „Ich kann Gott nicht leiden, aber es gibt ihn wohl“, genügt, um Gerecht zu sein.
    Danach kommt dann automatische die Liebe, oder wie? Ich muss mich dann gar nicht weiter bemühen, ich bin gerecht und mit der Zeit auch voller Nächstenliebe.
    Nein, so ist das natürlich nicht :) Man kann nicht "beschließen" an Gott zu glauben, wenn man ihn "nicht leiden kann". Mit der Liebe zu und der Entscheidung für Gott, das sehe ich ein bisschen wie im praktischen Leben, wenn man sich verliebt und irgendwann heiratet: Irgendwo läuft man sich erstmalig über den Weg. Es kommt zu ein paar ungewollten, aber interessanten Begegnungen. Man wird auf den anderen aufmerksam und beginnt, die Begegnungen ganz bewusst zu suchen, irgendwann gemeinsam zu genießen. An diesem Punkt kann man dann natürlich auch für den Rest des Lebens stecken bleiben. Ist ja auch schön. Man hat einander ja; man spürt einander ja. So kann ich natürlich auch mit Gott leben. Aber als mittlerweile glücklich verheiratete Frau kann ich dir sagen: Die Ehe ist schöner als die Zeit der schönen Begegnungen. Die gegenseitige Annahme ist tiefer. Das war natürlich nicht von Anfang an so. Ganz im Gegenteil: Ich habe mein Ja-Wort gegeben ("Ja, ich will dich annehmen") und dann kam der Prozess des echten Annehmens überhaupt erst richtig in Gang. Je genauer ich mir meinen Mann angesehen habe mit dem Wissen, dass ich mich ihm lebenslang verschrieben habe, desto wahnsinniger wurde ich an den scheinbar unvereinbaren Unterschiedlichkeiten. Und mit Gott läuft´s doch genauso: Man begegnet ihm hier und da im Leben, irgendwann dann öfter und bewusster, dann genießt und sucht man die Begegnung, und irgendwann entscheidet man sich für den Bund und sagt: "Ja, ich will dich annehmen". Aber dann geht´s los: Die darauf folgenden Wortgefechte ("Wort-Gottes-Gefechte" ;)), die entstehen, wenn man Gott wirklich annehmen will (oder die halt nicht entstehen, wenn man der Auseinandersetzung ausweicht, weil der Kampf zu hart ist und man sich dann lieber arrangiert), sind h-e-f-t-i-g. Zumindest meiner Erfahrung nach. Und das gilt in meinem Fall sowohl für meine Beziehung zu Gott als auch für meine Beziehung zu meinem Mann. Deshalb sind bei mir auch Bibel wie Ehering anfangs häufiger durch die Gegend geflogen. ;) Mittlerweile ernähre ich mich aber von den guten Früchten dieser mühseligen Saat und behaupte deshalb: Die Liebe der Ehe ist nicht dieselbe, wie die Liebe, mit der man sich entscheidet. Weil im Bund mit Gott leben auch einfach nicht dasselbe ist wie ohne Bund mit Gott leben. Es ist sicher möglich, auch ohne Bund mit Gott zu leben - vielleicht ist es sogar trotzdem derselbe Gott. Aber dann ist man eine von Davids Nebenfrauen und nicht seine Braut!
    Geändert von FrauShane (28.08.2014 um 18:40 Uhr) Grund: Ergänzung

  9. #9
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Nein, so ist das natürlich nicht :) Man kann nicht "beschließen" an Gott zu glauben, wenn man ihn "nicht leiden kann". Mit der Liebe zu und der Entscheidung für Gott, das sehe ich ein bisschen wie im praktischen Leben, wenn man sich verliebt und irgendwann heiratet: Irgendwo läuft man sich erstmalig über den Weg. Es kommt zu ein paar ungewollten, aber interessanten Begegnungen. Man wird auf den anderen aufmerksam und beginnt, die Begegnungen ganz bewusst zu suchen, irgendwann gemeinsam zu genießen. An diesem Punkt kann man dann natürlich auch für den Rest des Lebens stecken bleiben. Ist ja auch schön. Man hat einander ja; man spürt einander ja. So kann ich natürlich auch mit Gott leben. Aber als mittlerweile glücklich verheiratete Frau kann ich dir sagen: Die Ehe ist schöner als die Zeit der schönen Begegnungen. Die gegenseitige Annahme ist tiefer. Das war natürlich nicht von Anfang an so. Ganz im Gegenteil: Ich habe mein Ja-Wort gegeben ("Ja, ich will dich annehmen") und dann kam der Prozess des echten Annehmens überhaupt erst richtig in Gang. Je genauer ich mir meinen Mann angesehen habe mit dem Wissen, dass ich mich ihm lebenslang verschrieben habe, desto wahnsinniger wurde ich an den scheinbar unvereinbaren Unterschiedlichkeiten. Und mit Gott läuft´s doch genauso: Man begegnet ihm hier und da im Leben, irgendwann dann öfter und bewusster, dann genießt und sucht man die Begegnung, und irgendwann entscheidet man sich für den Bund und sagt: "Ja, ich will dich annehmen". Aber dann geht´s los: Die darauf folgenden Wortgefechte ("Wort-Gottes-Gefechte" ;)), die entstehen, wenn man Gott wirklich annehmen will (oder die halt nicht entstehen, wenn man der Auseinandersetzung ausweicht, weil der Kampf zu hart ist und man sich dann lieber arrangiert), sind h-e-f-t-i-g. Zumindest meiner Erfahrung nach.
    Ich glaube dir gerne, dass deine "Wort-Gottes-Gefechte" heftig waren. Das liegt wahrscheinlich daran, dass du versuchst die Bibel wörtlich zu nehmen. Das muss Gefechte geben und Kompromisse, da sich die Bibel meines Erachtens immer mal widerspricht.
    Bei mir ist das anders: Ich gehe den Weg der Nächstenliebe, der guten Werke und des Verzeihens, so gut ich eben kann. Ich mache dabei Fortschritte und auch Rückschritte. Und ich begegne Gott dabei. Er hilft mir meinen Weg zu gehen, er verzeiht mir, weil ich mich bemühe auch zu verzeihen und solange ich mich ernsthaft bemühe, steht er mir zur Seite. So, und nur so, will und kann ich leben und glauben. Wenn ich noch nie etwas von Gott gehört hätte, möchte ich doch nur so leben, auf der Suche sein, nach der Reinen Liebe, die ich nur in Gott finden kann.
    Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
    doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

    (1. Korr. 13,13)

  10. #10

    Standard

    Zitat Zitat von Renate Beitrag anzeigen
    da sich die Bibel meines Erachtens immer mal widerspricht.
    Darin unterscheiden wir uns. Ich glaube, dass sich die Widersprüchlichkeiten auflösen lassen. Nicht, dass ich sie schon alle aufgelöst hätte, aber dass sie alle auflösbar sind. Und zwar mit der Bibel selbst und indem man alles von der Liebe her zu verstehen versucht, denn die Liebe ist Gottes Wesen. Und wenn die Bibel Gottes Wort ist, dann entspricht sie seinem Wesen, denn er ist sich selbst treu.

    Für mich ist die "Liebe" ohne eine Selbstoffenbarung (ich sehe die Bibel als Selbstoffenbarung Gottes) ein Ding, das jeder anders definieren kann. Weißt du, als ich meinen Mann näher kennenlernte und er sagte: "Ich liebe dich" und ich antwortete: "Ich liebe dich", du glaubst gar nicht, was das für ein riesen Missverständnis war!!! Das Missverständnis fing schon an bei "Ich". Wer ist das? Wer bin ich und wer bist du? Wie bin ich und wie bist du? Wie liebe ich und wie liebst du? Wie drücke ich praktisch Liebe aus? Kennst du nicht das Problem, dass du etwas gut meinst und der andere nimmt es als schlecht wahr? Oder dass der andere dir was Gutes tut in seinem Sinne, aber dir bekommt das gar nicht oder du siehst es überhaupt nicht? Das hat damit zu tun, dass jeder anders liebt. Man muss sich kennenlernen, um Liebe austauschen zu können, die sich nicht nur auf das Einfachste und Oberflächlichste beschränkt, das einen sowieso nicht wirklich tief berührt. Aber wie lernt man sich kennen, wenn nicht durch selbstoffenbarende Worte?

    Diese Worte sind mir unbeschreiblich wichtig. Nicht wichtiger als die Liebe, sondern um der Liebe willen wichtig. Darum nehme ich sie so ernst.


 

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