Liebes Provisorium,
du hattest geschrieben:
... und ich glaube dir, was du an Net.Krel geschrieben hast bezüglich dessen, was du beim Schreiben des Posts an Ed gefühlt hast, und auch, dass das dein Herz war. Gefragt hatte ich aber nicht nach deinem allgemeinen Gefühl beim Schreiben dieses Posts, sondern nach deiner Herzenshaltung in einem ganz bestimmten Moment. Kuck mal:
"Diese (die von mir kopierten) Dinge" waren diese hier:
Wie sah es in deinem Herzen aus, in dem Moment, wo du das an Ed geschrieben hast? (Eine Frage, die nur im Raum stehen sollte, die keine Antwort erfordert).
...
Ich habe nach unserer Schweigeverabredung jedenfalls getan, was ich versprochen hatte: Ich habe mich dafür geöffnet, mich von Gott ansprechen und gegebenenfalls auch korrigieren zu lassen. Ich habe den PC ausgemacht, mir den Hund geschnappt und habe einen provisorischen Spaziergang gemacht. (Der Hund war Nebensache. Es ging um dich).
Ich möchte dir nun von meinem Spaziergang erzählen: Ich lief los (die übliche Runde ums Feld): ein Stück an der Hauptstraße hoch, über die Straße, den Fahrradweg am Waldrand entlang, dann links ins Feld - eine große Runde und zurück. Auf dem Fahrradweg angekommen, wurde plötzlich mein Weg versperrt, und zwar von einem riesigen Spinnennetz direkt vor meinem Gesicht. Die eine Seite an der Laterne befestigt, die andere an einem hervorragenden Zweig. Mitten im Netz saß eine dicke, fette Kreuzspinne - und zwar mit dem Gesicht nach unten, sodass mir bei ihrem Anblick ein umgedrehtes Kreuz vor Augen stand. Ich beobachtete die Spinne einen Moment lang, dann sagte ich zu ihr: "Dreh dich um, du sitzt falsch rum". Witzigerweise drehte sich die Spinne tatsächlich - aber leider einmal im Kreis, sodass sie am Ende doch wieder falsch rum saß. Als sie nach einem kurzen Moment der Stille dann fortfuhr, sich zu drehen, ging ich geduckt unter ihrem Netz durch und zog meines Weges, in der Hoffnung, dass sie, wenn ich zurück komme, mit ihrer Spinnerei fertig ist und richtig rum sitzt. Saß sie aber nicht. Wieder stand ich vor dem Spinnennetz und hatte ihr umgedrehtes Kreuz vor der Nase. Also predigte ich ihr auch noch das Evangelium. Ich war darin allerdings recht befangen, vielleicht, weil ich mich von den vorbeifahrenden Autos so komisch beobachtet fühlte. ;) Naja, jedenfalls schien die Botschaft auch nicht bei ihr angekommen zu sein. Etwas betröppelt darüber ging ich nach Hause. Vor der Haustür fiel mir plötzlich ein: Scheiße, ich hab vor lauter Liebe zu der Spinne die Liebe zu den Fahrradfahrern vergessen! Wenn ich als Fußgänger schon fast in das Netz gelatscht wäre, dann hat aber ein Fahrradfahrer, der ja noch eine viel höhere Geschwindigkeit drauf hat als ich, das Netz erst recht im Gesicht. Was sollte ich also machen? Ich bin zurück gegangen, habe einen Zweig vom Boden aufgehoben und das Netz mitsamt Spinne entfernt. Das war kein gutes Gefühl. Es tat mir wirklich leid. Ich hab noch nie so viel für eine Spinne empfunden (so viel Gutes). Aber ich konnte nicht anders. Mich drängte eine höhere Perspektive, eine höhere Liebe.
Das war mein Spaziergang. Ich will ihn nicht zerreden. Ich wollte dir nur davon erzählen.
Liebe Grüße
Frau Shane
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