Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
Wie mir scheint, haben viele Christen aber trotzdem immer wieder ein Problem mit dem Gesetz, weil sie es wohl weniger aus dem oben beschriebenen Blickwinkel heraus betrachten, sondern unter dem "Stichwort Gesetz", eine ganze Latte von Ge- und Verboten vor sich sehen, die einzuhalten, den Menschen aufgetragen wurde, damit sie vor Gott gerecht werden können.

Und offensichtlich hat das wohl auch Paulus so gesehen, wenn er von Gesetz spricht und in Folge dessen seine "Rechtfertigungslehre aus Glaube" entwickelt. Er hat im Gesetz also weniger das Liebesgebot gesehen, so wie Jesus das Gesetz zusammengefasst hatte, sondern die vielen, vielen, sehr schwer zu haltenden Regeln.
Warum schreibt er dann?: "Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Gal. 5:14)

Das Prinzip des Gesetzes ist die Liebe. Was ist aber Liebe?
Was ist Liebe?

Ganz allgemein gesehen ist Liebe erst einmal nichts weiter als ein Gefühl der Zuneigung gegenüber einer Sache, eines Dings, einer Person, welches der Mensch und letztendlich ebenso höher entwickelte Tiere psychisch empfinden. Die Betonung liegt hier auf psychische bzw. emotionale Empfindungen, da psychische Empfindungen gegenüber physischen Empfindungen nur unsere sinnlichen Wahrnehmungen beeinflussen und in unserer Gedankenwelt eingreifen, allerdings mit konkreten physischen Auswirkungen verbunden sind, teilweise auf diesen fußen und nicht losgelöst von diesen zu betrachten.

Liebe ist somit eine Emotion. Nicht irgendeine, sondern eine Emotion, die wir mit etwas Angenehmen und für uns Guten und Wertvollen verbinden. Je angenehmer und wertvoller etwas für uns ist, umso mehr sind wir dieser Sache, diesem Ding oder dieser Person zugeneigt. Somit ist für uns Menschen Liebe und Zuneigung ein und dieselbe Empfindung.
http://www.meridianerland.com/verhal...-ist-liebe.htm

Da die Liebe/Zuneigung zu Mitmenschen mit konkreten physischen Auswirkungen verbunden ist, fordert das Gesetz diese Auswirkungen. Und zwar das Mindestmaß, angepaßt an die jeweilige Situation.
Um dieser Aufgabe gerecht zu sein, hat das Gesetz einen mehrdeutigen Sinn: einen buchstäblichen, und einen tieferen/übertragenen.

Was aber wenn man keine Liebe/Zuneigung zu einer bestimmten Person (oder mehreren) empfindet? Dann wird das buchstäbliche/oberflächliche Erfüllen des Gesetzes zur Heuchelei.
Wer liebt, bedarf des Gesetzes nicht. (Oder informiert sich ein/e liebende/r bei einem Anwalt, wie er/sie dem/der Liebespartner/in seine/ihre Liebe zeigen soll/kann?)
Wo es des Gesetzes bedarf, als Mindestmaß der Auswirkungen der Liebe, da mangelt es an Liebe. Man liebt nicht, sondern will nur das Nötige tun, um nicht als Verbrecher bestraft zu werden. Dann ist man sehr stolz auf sein Erfüllen des Gesetzes.

Wer liebt, gibt sich mit dem buchstäblichen Sinn des Gesetzes nicht zufrieden. Er genügt ihm nicht. Er sucht nach tieferem Sinn desselben Gesetzes. Natürlich nur wenn er an die göttliche Inspiration des Gesetzes glaubt.
Glaubt er an sie aber nicht, wird er nur den Buchstaben des Gesetzes sehen. Und die tiefere Liebe anderswo suchen.

Um richtig zu lieben, muß man Liebe erfahren. (Wie oft antworten Frauen auf Liebesgeständnisse der Männer?) Liebe erzeugt Liebe.
Und in Jesus hat Gott uns eine Beispillose Auswirkung Seiner Liebe zu uns gegeben. Durch den Glauben an diese Liebe Gottes werden wir gerechtfertigt. Aus Gnade! Ein Geschenk! Was für eine Liebe!
Diese Liebe erzeugt in uns Liebe, die nicht ohne entsprechende Auswirkung/Werke bleiben kann. Werke der Liebe, angepasst an die jeweilige Situation.

Wer aber weiterhin durch Werke des Gesetzes, durch das Erfüllen des geforderten Mindestmaßes der Auswirkungen der Liebe, gerechtfertigt werden sucht, der glaubt an die Liebe Gottes nicht. Er glaubt nicht an das Geschenk Gottes. Er glaubt Gott nicht.
Dann hilft gar nichts. Denn wer an diese Liebe Gottes nicht glaubt, der kann selbst nicht wirklich lieben.