Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
Du ed, da hatte ich bereits vor einiger Zeit folgendes zu dir geschrieben:

Weißt du, wir alle haben bestimmte Vorstellungen davon, was für uns Wahrheit ist und das rechte Verständnis von irgendwas, aber tatsächlich müssen wir immer die Möglichkeit einräumen, dass wir komplett daneben liegen könnten. Deshalb leben wir doch unter anderen im Glauben!

Aber wir machen ja auch unsere Erfahrungen im Glauben und gewinnen dadurch sowas wie Gewissheit und Sicherheit. Wir spüren und sind innerlich überzeugt, dass der Weg, den man gewählt hat, ein gangbarer ist und letztlich stellt man sich ja auch bewusst unter die Führung Gottes und was tun, wenn er einem im Leben z.B. zu Eckhart führt, oder wie dich zum Evangelikalismus der Baptisten (hab' ich doch richtig mitbekommen, oder?)?
Nicht ganz. Wenn du meinen letzten Beitrag gelesen hast, dann muß dir klar sein daß Gott mich zu Jesus geführt hat. Zu dem Jesus, der in der Bibel beschrieben ist.
Und dann weg vom Baptismus, in dem ich dank äußeren Umständen anfangs war (meine Familie).

Nein, ich muss nicht zuerst alles wissen, aber ich muss doch ehrlich zu mir selbst sein und wenn ich das bin, dann muss ich mir eingestehen, dass die Bibel aus Menschenworten besteht. Worte, die gläubige Menschen geschrieben haben und uns an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Dafür möchte ich dann gerne ein Verständnis entwickeln und darum bemühe ich mich auch.
Du, ich hab ja die Bibel versucht auch früher (vor dem von mir beschriebenen Fall) zu lesen. Nur suchte ich damals nicht nach Gott, sondern wollte sie mit meinem Verstand beurteilen (ich bin ja schlißlich kein Dummkopf!). Und da war sie für mich ein unverständiges und langweiliges Buch.
Und das ist sie immer, wenn man nicht auf Gott vertraut, sondern auf seinen Verstand.
Man muß in der Bibel erst Gott begegnen, dann kann man mit der Zeit auch für die einzelne Stellen ein Verständnis etwickeln.

Unterscheiden und Differenzieren habe ich mit der Zeit aber wirklich gelernt und gerade in der Auseinandersetzung mit Paulus muss man das meiner Meinung nach auch.
Deiner Meinung nach? Bist du schon weiter als Paulus es war? Der vor seiner Bekehrung das höchste Theologiestudium seiner Zeit absolwiert, und eine glänzende Zukunft im Judentum hatte. Die er nach seiner Bekehrung aufgeben mußte, und als Außenseiter galt, ja, sogar als Verräter des Judentums. Was er alles in Kauf nahm um Jesu und des Evangeliums willen.
Und du setzt deine Menung zum Richter über seine Schriften?
Du weiß wohl von vornherein was Gut und was Böse ist? Und hast es nicht nötig bei Gott zu lernen, b.z.w. bei dem, von Gott eingesetzten, Lehrer der Nationen im Glauben und der Wahrheit (1Tim. 2:7)?
Du unterstellst also Gott, daß er einen ungeeigneten Mann zum Apostel der Nationen eingesetzt hat?

Ei Schatz, die Bibelforscher sind meiner Meinung nach genauso wenig dazu in der Lage, objektive Wahrheiten über das rechte Verständnis der Schrift zu vermitteln, wie jeder andere Mensch auch. Ich glaube nicht an eine objektive Position, sondern bin der Überzeugung, dass wir immer nur subjektive Urteie fällen können.
Warum vertraust du dann ihren Urteilen? Bringen sie dich Gott näher?

Ich muss doch nicht der Bibel göttliche Inspiration zusprechen, um ernsthaft und lange Zeit über sie nachdenken zu können.
Nicht zusprechen, das liegt nicht an dir, sondern nicht absprechen. Das Absprechen verschließt die Tür.

Ich kam aus einer Situation, in der ich in der Zeit meiner ersten Schritte im Glauben, der Bibel durchaus göttliche Inspiration zusprach
Das klingt sehr wichtigtuerisch: ICH sprach zu!

aber dann wurde für mich perönlich zuerst Paulus irgendwie zweifelhaft
Weil du ihn nicht verstandest.

und außerdem haben meine Überzeugungen, die ich in dieser Zeit erwarb, sich auch nicht als so wirklich dauerhaft überzeugend rausgestellt.
Was waren das denn für Überzeugungen?

Ich war damals noch sehr jung und zwischen ungefähr dem 13 bis zum 18. Lebensjahr war ich tatsächlich auch ziemlich "bibelfundamentalistisch" geprägt.
Und welche neue Erkenntnisse hast du in der Zeit aus der Bibel geschöpft?
Ich vermute keine. Dein Bibelfundamentalismus bestand in blinder Anhängerschaft der kirchlichen Interpretation der Bibel. Du hast die kirchlichen Lehre mit der Bibel gleichgesetzt.
Kein Wunder daß es nicht lange gehalten hat.

Dann kam eine Zeit des Zweifelns und dann habe ich vermehrt Philosophen gelesen und versucht die Bibel auch philosopisch verstehen zu können und schlussendlich hat mir Eckhart dann gezeigt, wie das geht!
"Seht zu, daß niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß." (Kol. 2:8)

Keine Philosophie führt zu Gott, sondern befriedigt nur die irdische Eitelkeit. Denn in ihr sucht der Mensch die Bestätigung seines Verstandes: wie klug ich doch bin! Genau so wie die Askese - wie fromm ich doch bin!
Dann, wenn der Mensch sich seines eigenen Wertes bewußt ist, kann er teilweise auch Gott, b.z.w. die Bibel zu Wort kommen lassen. Aber nur soweit es eigener Wertschätzung entspricht.

"Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden." (Joh. 1:11-12)
"Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden." (Lk. 10:19)
"Geht und Veründet: das Immelreich ist nahe.
Heilt Kranke, weckt tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst sollt ihr geben." (Mt. 10:7-8)
Das ist das wahre Christentum.
Solange ich das nicht tun kann, muß ich noch viel lernen.
Paulus hatte diese Macht. Und Meister Eckhart?

Ja, ganz genau! Wenn man sich intensiv auch mit solchen Dingen auseinandersetzt, die einem bisschen suspekt vorkommen, dann kann es durchaus sein, dass einem diese suspekte Stelle, plötzlich gar nicht mehr so suspekt ist.
Wie z.B. Paulus?

Allerdings kann ich die volle Offenbarung Gottes nicht in einem, wie auch immer gearteten, Schriftwerk erkennen,
Weil du deine Meinung über dieses Schriftwerk gesetzt hast. Darum hast du den Kampf verloren, noch bevor er angefangen hat.
Du wolltest nicht bei Gott lernen, sondern ihn beurteilen. Und das geht immer schief.

sondern offenbar wird mir Gott überall. Das ist, weil ich ihn wirklich von Herzen suche, bzw. alle Zeit meinen Blick auf ihn gerichtet halten mag.
Wirklich von Herzen?
"Wenn ihr Mose glauben würdet, müßtet (würdet) ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben.
Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?" (5:46-47)

Nicht verstzehen, glauben! Glauben daß es das Wort Gottes ist.
Dann offenbart Gott uns Jesus durch diese Schrift.
Und Jesus öffnet unseren Sinn zum Verständnis der Schrift.
Das ist eine Gesetzmäßigkeit.
Wer anders an die Bibel rangeht, wird scheitern.