Ergebnis 1 bis 10 von 334

Hybrid-Darstellung

  1. #1

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wie mir scheint, haben viele Christen aber trotzdem immer wieder ein Problem mit dem Gesetz, weil sie es wohl weniger aus dem oben beschriebenen Blickwinkel heraus betrachten, sondern unter dem "Stichwort Gesetz", eine ganze Latte von Ge- und Verboten vor sich sehen, die einzuhalten, den Menschen aufgetragen wurde, damit sie vor Gott gerecht werden können.

    Und offensichtlich hat das wohl auch Paulus so gesehen, wenn er von Gesetz spricht und in Folge dessen seine "Rechtfertigungslehre aus Glaube" entwickelt. Er hat im Gesetz also weniger das Liebesgebot gesehen, so wie Jesus das Gesetz zusammengefasst hatte, sondern die vielen, vielen, sehr schwer zu haltenden Regeln.
    Warum schreibt er dann?: "Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Gal. 5:14)

    Das Prinzip des Gesetzes ist die Liebe. Was ist aber Liebe?
    Was ist Liebe?

    Ganz allgemein gesehen ist Liebe erst einmal nichts weiter als ein Gefühl der Zuneigung gegenüber einer Sache, eines Dings, einer Person, welches der Mensch und letztendlich ebenso höher entwickelte Tiere psychisch empfinden. Die Betonung liegt hier auf psychische bzw. emotionale Empfindungen, da psychische Empfindungen gegenüber physischen Empfindungen nur unsere sinnlichen Wahrnehmungen beeinflussen und in unserer Gedankenwelt eingreifen, allerdings mit konkreten physischen Auswirkungen verbunden sind, teilweise auf diesen fußen und nicht losgelöst von diesen zu betrachten.

    Liebe ist somit eine Emotion. Nicht irgendeine, sondern eine Emotion, die wir mit etwas Angenehmen und für uns Guten und Wertvollen verbinden. Je angenehmer und wertvoller etwas für uns ist, umso mehr sind wir dieser Sache, diesem Ding oder dieser Person zugeneigt. Somit ist für uns Menschen Liebe und Zuneigung ein und dieselbe Empfindung.
    http://www.meridianerland.com/verhal...-ist-liebe.htm

    Da die Liebe/Zuneigung zu Mitmenschen mit konkreten physischen Auswirkungen verbunden ist, fordert das Gesetz diese Auswirkungen. Und zwar das Mindestmaß, angepaßt an die jeweilige Situation.
    Um dieser Aufgabe gerecht zu sein, hat das Gesetz einen mehrdeutigen Sinn: einen buchstäblichen, und einen tieferen/übertragenen.

    Was aber wenn man keine Liebe/Zuneigung zu einer bestimmten Person (oder mehreren) empfindet? Dann wird das buchstäbliche/oberflächliche Erfüllen des Gesetzes zur Heuchelei.
    Wer liebt, bedarf des Gesetzes nicht. (Oder informiert sich ein/e liebende/r bei einem Anwalt, wie er/sie dem/der Liebespartner/in seine/ihre Liebe zeigen soll/kann?)
    Wo es des Gesetzes bedarf, als Mindestmaß der Auswirkungen der Liebe, da mangelt es an Liebe. Man liebt nicht, sondern will nur das Nötige tun, um nicht als Verbrecher bestraft zu werden. Dann ist man sehr stolz auf sein Erfüllen des Gesetzes.

    Wer liebt, gibt sich mit dem buchstäblichen Sinn des Gesetzes nicht zufrieden. Er genügt ihm nicht. Er sucht nach tieferem Sinn desselben Gesetzes. Natürlich nur wenn er an die göttliche Inspiration des Gesetzes glaubt.
    Glaubt er an sie aber nicht, wird er nur den Buchstaben des Gesetzes sehen. Und die tiefere Liebe anderswo suchen.

    Um richtig zu lieben, muß man Liebe erfahren. (Wie oft antworten Frauen auf Liebesgeständnisse der Männer?) Liebe erzeugt Liebe.
    Und in Jesus hat Gott uns eine Beispillose Auswirkung Seiner Liebe zu uns gegeben. Durch den Glauben an diese Liebe Gottes werden wir gerechtfertigt. Aus Gnade! Ein Geschenk! Was für eine Liebe!
    Diese Liebe erzeugt in uns Liebe, die nicht ohne entsprechende Auswirkung/Werke bleiben kann. Werke der Liebe, angepasst an die jeweilige Situation.

    Wer aber weiterhin durch Werke des Gesetzes, durch das Erfüllen des geforderten Mindestmaßes der Auswirkungen der Liebe, gerechtfertigt werden sucht, der glaubt an die Liebe Gottes nicht. Er glaubt nicht an das Geschenk Gottes. Er glaubt Gott nicht.
    Dann hilft gar nichts. Denn wer an diese Liebe Gottes nicht glaubt, der kann selbst nicht wirklich lieben.

  2. #2

    Standard

    Zitat Zitat von ed Beitrag anzeigen
    Das Prinzip des Gesetzes ist die Liebe. Was ist aber Liebe? ... Da die Liebe/Zuneigung zu Mitmenschen mit konkreten physischen Auswirkungen verbunden ist, fordert das Gesetz diese Auswirkungen. Und zwar das Mindestmaß, angepaßt an die jeweilige Situation. Um dieser Aufgabe gerecht zu sein, hat das Gesetz einen mehrdeutigen Sinn: einen buchstäblichen, und einen tieferen/übertragenen.

    Was aber wenn man keine Liebe/Zuneigung zu einer bestimmten Person (oder mehreren) empfindet? Dann wird das buchstäbliche/oberflächliche Erfüllen des Gesetzes zur Heuchelei.
    Wer liebt, bedarf des Gesetzes nicht. (Oder informiert sich ein/e liebende/r bei einem Anwalt, wie er/sie dem/der Liebespartner/in seine/ihre Liebe zeigen soll/kann?)
    Wo es des Gesetzes bedarf, als Mindestmaß der Auswirkungen der Liebe, da mangelt es an Liebe. Man liebt nicht, sondern will nur das Nötige tun, um nicht als Verbrecher bestraft zu werden. Dann ist man sehr stolz auf sein Erfüllen des Gesetzes.

    Wer liebt, gibt sich mit dem buchstäblichen Sinn des Gesetzes nicht zufrieden. Er genügt ihm nicht. Er sucht nach tieferem Sinn desselben Gesetzes. Natürlich nur wenn er an die göttliche Inspiration des Gesetzes glaubt.
    Glaubt er an sie aber nicht, wird er nur den Buchstaben des Gesetzes sehen. Und die tiefere Liebe anderswo suchen.
    Danke, dass du dir Zeit nimmst für dieses Forum. Mit dieser Botschaft.

  3. #3
    Registriert seit
    23.07.2012
    Ort
    Wiesbaden
    Beiträge
    1.523

    Standard

    Hallo ed und herzlich Willkommen bei den Gnadenkinden. Ich wünsche dir hier eine schöne Zeit!

    Zitat Zitat von ed Beitrag anzeigen
    Warum schreibt er dann?: "Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Gal. 5:14)
    Weil er in der Galaterstelle aus einer anderen Perspektive heraus auf das Gesetz blickt, als in den Stellen, die ich in meinem Eingangspost im Kopf hatte. Namentlich Römer 7, 6-10a:

    Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens. Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Auf keinen Fall! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durchs Gesetz. Denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: "Du sollst nicht begehren!" Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; ich aber starb.

    In beiden Fällen spricht Paulus von Gesetz, nur das er es in der Galaterstelle zuvorderst mit dem Liebesgebot in Verbindung bringt und in der beispielhaften Stelle aus Römer 7 dann z.B. mit Begierde, respektive dem Gebot nicht zu begehren.

    Und genau auf diese unterschiedlichen Blickwinkel wollte ich mit meinem Post ja nur aufmerksam machen. Das Gesetz besteht nicht einfach nur aus"Begierde erweckenden" und "die Sünde in mir wachrufenden" Geboten, sondern man kann es auch unter dem Blickwinkel betrachten, dass es zusammenfassend dem Gebot entspricht, Gott und seinen Nächsten zu lieben.

    Und vom Liebesgebot ist der Christ doch nie befreit worden, noch wünschte er, davon befreit zu sein. Folgen wir also diesem Liebesgebot und entspricht das Liebesgebot tatsächlich der Zusammenfassung des Gesetzes, respektive, wie Paulus sagt, wird in dem Liebesgebot das ganze Gesetz erfüllt, dann kann ich mich persönlich aus tiefstem Herzen mit dem Gesetz identifizieren!

    Ich versuche nur weder durch Erfüllung des Liebesgebotes, noch durch sonst ein Werk vor Gott gerecht zu werden, sondern mein Glaube wird ganz einfach aus der Liebe zu Gott und den Menschen geboren! Und nur insofern werde ich durch Glauben gerecht, nämlich das aus meinem Glauben Liebe erwächst und ich im Glauben, in der Liebe wachse.

    Bei Paulus entsteht nun aber hin und wieder der Eindruck (ge- und befördert durch die Theologie des Augustinus und Martin Luthers), dass der Glaube allein ausreicht, dass man also nur an Jesus glauben müsse und schon sei man vor Gott gerechtfertigt, was im Umkehrschluss dann natürlich bedeutet, dass der Gläubige, der nicht an Jesus glaubt, vor Gott nicht gerecht werden könnte. Diese Lehre begründet also den Absolutheitsanspruch des Christentums und den lehne ich persönlich vollständig ab!

    In meiner persönlichen Vorstellung kommt zuerst das Liebesgebot, die Widerspiegelung der Liebe Gottes, mit der er uns zuerst geliebt hat (und zwar ganz egal, welchem speziellen Glauben ich mich ansonsten verbunden fühle). Und aus der Liebe zu Gott und den Menschen, erwachsen dann die Maßstäbe an denen ich mich und andere messe und gleichzeitig wird durch mein Tun und Lassen der Samen gesät, der dann irgendnwann zu irgendeiner Frucht und in der Folge zu einem bestimmten Lohn führen wird.

    Damit verdient man sich jedoch nicht das Himmelreich, entwickelt aber einen wesenhaften Glauben. Und das Wesen des Menschen, ist in seinem ersten Grund göttlich, da wir alle im Bilde Gottes geschaffen sind. Es ist wie im Gleichnis "vom verlorenen Sohn":

    Der Sohn zieht aus mit seinem Erbe, das ist die Gottesebendbildlichkeit. Aber durch allerlei Vergnügungen und Laster droht er diesem Bild verlustig zu gehen und sich in das Bild eines Schweins zu verwandeln. Doch dann wird dem Sohn wieder der Vater bewusst und er beschließt zu ihm umzukehren. Und der Vater steht wartend auf seinen Sohn an seinem Haus und empfängt ihn mit offenen Armen.

    So ist es generell mit uns Menschen. Gott steht jederzeit bereit uns aufzunehmen, und in seine Arme zu nehmen, aber nicht immer ist unser Blick auf Gott gerichtet, nicht selten gehört unsere Aufmerksamkeit und unsre Leidenschaft ganz anderen Dingen. In diese Dinge drohen wir nun uns zu verwandeln, wenn wir uns wesenhaft mit ihnen identifizieren wollen. Alles, was der Mensch in die Tiefe seines Herzens aufnimmt, wird zu einem Teil seines Wesens (so glaube ich).

    Und wie ich oben ja bereits meinte, führt das Befolgen des Liebesgebotes eben zu einem wesenhaften Glauben. Man nimmt quasi die Liebe in die Tiefe seines Wesens auf (obwohl das nicht ganz richtig ausgedrückt ist. Die Liebe war uns ist bereits ganz grundsätzlich wesenhafter "Bestandteil" des Menschen). Damit verdient man sich jedoch nicht das Himmelreich, aber der Vater steht trotzdem mit offenen Armen vor dem Haus, bereit uns aufzunehmen...

    Oha, jetzt hab ich es gerade selbst gemerkt! Ich bin ja völlig ins Predigen gekommen! Bitte entschuldige! Ich wollte dich hier nicht anpredigen! Mir liegt das Thema nur seltsam stark am Herzen...!

    Liebe ist für mich persönlich jedenfalls viel mehr als eine Emotion, ein "Zugeneigtsein", oder die Ausschüttung von Serotonin und Oxytocin in den synaptischen Spalt irgendwelcher Zellen, sie ist ganz wesentlicher Teil meiner (unserer) Seele und ich möchte mich ihr gerne mit all meinem Wesen zuwenden.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

Ähnliche Themen

  1. Glaube an Jesus = Vergebung aller Sünden?
    Von anonym015 im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 29
    Letzter Beitrag: 25.08.2014, 14:30
  2. Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 30.04.2013, 21:00
  3. Religiosität statt Glaube an Jesus
    Von GnaKi-Team im Forum Mitten im Leben
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 13.10.2012, 09:54
  4. Das Gesetz ist für alle verbinndlich
    Von Pilger im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 73
    Letzter Beitrag: 20.01.2012, 14:48
  5. DAS GANZE GESETZ:
    Von Gabriel2 im Forum Predigten, Losungen, Bibelverse, Videos und vieles mehr.
    Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 01.06.2007, 13:04

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

erst sein dann tun jesus

content

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •