Ja, ein Gedanke der einem schon in den Sinn kommen kann. Ich glaube es war LaVey, der seinerzeit ebenfalls davon berichtet, dass es gerade diese Verlogenheit von Menschen mit der Selbstbezeichnung Christen war, die - nachdem sie jeden Sonntag für ihre Sünden um Vergebung baten, am Samstag darauf aber wieder fröhlich allerlei Laster nachgingen - ihn letztlich vom Christentum abgestoßen haben.
Nun eine Lüge gilt soweit ich es sehe als Sünde, ist also im ersten Schritt schlimm, weil sie nach christlichem Verständnis von Gott trennt. Auf der anderen Seite hast du auch nicht unrecht, denn da (fast) jede Sünde grundsätzlich vergeben werden kann, könnte man sagen, dass eine Lüge nicht so schlimm ist.
Dabei würde man jedoch nur einen Teilaspekt beleuchten und mit dieser Formulierung einen weiteren wie ich denke wesentlichen Aspekt aus den Augen verlieren. Was ich meine ist die Reue und der Wunsch zur Umkehr.
Anders gesagt ist es ein Unterschied, ob ich als Christ bereue und um Vergebung bitte, mit dem Wunsch mich nach Gottes Geboten auszurichten - und dann aber doch ob meiner fleischlichen Natur strauchle und in einem speziellen Fall lüge. Eine Lüge, die ich ehrlich bereuen kann und ggf. auch richtig zu stellen vermag. Ich denke diese kann vergeben werden, weil - und das Thema wurde ja auch im Zusammenhang mit den Brandopfern am Rande angedeutet - es die Herzenshaltung ist, die wesentliche Grundlage für Gott ist.
Rechne ich jedoch mit dem Umstand, dass ich mich ja am Lebensabend um Vergebung bemühen kann, und lüge in der Zwischenzeit fröhlich weiter, dann scheint es mir fraglich, ob ich in meiner Bitte um Vergebung schließelich echte Reue empfinde. Und dann bin ich bei dem, was biblisch in der Jeremiastelle kritisiert wird. Dass es eben bloße formalisierte Opferdienste sind, das aber nicht jenes ist, das Gott gewollt hat. Und über diese sagt Jesu nach Matthäus 7 "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.[... Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen."
Kurz gesagt, wenn ich mein Leben nach Jesu Geboten ausrichte bemühe ich mich auch nicht zu lügen. Kommt es aus einer Schwäche doch dazu, ist eine Lüge als Sünde nicht weiter schlimm für Gott, wenn denn ich ehrlich um Vergebung bitte. Denn durch die Annahme Jesu und ehrliche Reue wäre sie so wie ich die Schrift lese vergeben. Wenn ich hingegen gar nicht bemüht bin, den Willen Gottes zu tun, weil ich mich auf die Vergebung verlasse wie auf eine billige Schachtel Zigaretten die ich gegen ein kleines "Vergib mir"-Sprüchlein und zwei Vater unser aus einem Errettungs-Automaten ziehe.... nun ja.^^
Wie schon andernorts gesagt wurde.... für viele folgen die Werke (also das Nicht-Lügen) aus der Zuwendung zu Gott, und nicht umgekehrt. Aber ich gebe zu, Werksgerechtigkeit oder Glaubensgerechtigkeit.... dies ist ein Spannungsfeld, in dem sich viele Christen nicht einig sind - und dass jeder von ihnen mit sich selbst und mit seinem Schöpfer ausmachen muss.
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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