Hi Provisorium,
auch ich möchte dir jetzt mal ein Beziehungsthema aufzeigen, das zwischen uns steht, und das aus meiner Sicht nicht nur eine historische (deine und meine gemeinsame Geschichte hier im Forum betreffende), sondern auch eine allegorische Bedeutung hat.
Wenn es nur um die Bedeutung ginge, die es für die Beziehung zwischen dir und mir hat, würde ich mir die Mühe nicht machen, das alles aufzuschreiben, aber ich glaube, dass es noch um etwas anderes geht und hoffe, dass der „höhere Sinn“ am Ende klar sein wird.
Thematisch nehme ich jetzt in diesem Post tatsächlich nur Bezug, weil ich dir anhand einiger thematischer Punkte aufzeigen möchte, wie sich auch dein theologisches Denken als ein (und zwar dasselbe!) Beziehungsproblem manifestiert und was aus meiner Perspektive die allegorische Bedeutung unseres Beziehungsproblems ist.
Bitte nimm dir Zeit, lies alles in Ruhe und schlaf mal eine Nacht drüber, bevor du reagierst …
Das, wovon du ausgehst, ist eine Halbwahrheit. Was in Wirklichkeit den Anstoß zu diesem Threadthema gab, war, dass ich vernommen hatte, dass man hier zwar die buddhistische Lehre für vereinbar mit den Lehren Jesu hält, parallel aber Jesu Lehre auf buddhistisch vertretbare Aussagen/Verszitate beschränkt, während man solche, wo Jesus als historische Person ins Spiel kommt (die redet und sagt, die Sünde bestehe darin, dass man nicht an ihn glaubt etc.), lautstark totgeschwiegen werden. Ich wollte die Auseinandersetzung mit dieser bisher unerwähnten, aber in meinen Augen sehr wesentlichen Schriftstelle provozieren (wesentlich sowohl im Hinblick auf die Überlegenheit der christlichen Lehre gegenüber der buddhistischen, aber auch im Hinblick auf die Bedeutung des Todes Jesu).
Gleichzeitig wollte ich aber respektieren, dass ihr die Faxen dicke habt von Paulus und deshalb also wirklich bei Jesus selbst bleiben. Auch, wenn es bei diesen Versen m.E. inhaltlich um Themen geht, die Paulus sehr viel weiter entfaltet hat und auch weiter entfalten konnte („konnte“ nicht im Hinblick auf das Maß der ihm gegebenen Einsicht, sondern im Hinblick auf die Zumutbarkeit der Aussagen, da Paulus sich ja auf zurückliegende Ereignisse beziehen konnte, während Jesus von noch zukünftigen Ereignissen sprach) … weshalb ich die Erklärungen des Paulus natürlich gut gebrauchen könnte zur Untermauerung meiner Ansichten. Aber angesichts der Tatsache, dass ihr Paulus nicht akzeptieren könnt, wollte ich bei Jesus bleiben, den ihr akzeptieren könnt (so wie du ja auch mirzuliebe Platon zurückhältst). Es war also nett gemeint!
Aber bereits Net.Krel hats mal wieder falsch verstanden und glaubte, ich hätte jetzt mit den Vergebungsworten Jesu ein Problem ... völlig ab vom Schuss, sorry. Net.Krel ist sehr oft ab vom Schuss, wenn es um die Einschätzung meiner Worte, meiner Persönlichkeit und meinen Beweggründen geht, und auch dir passiert das häufiger. Ich sage in der Regel wenig dazu, weil, wenn ich hier alle eure voreiligen, misstrauischen und negativen Fehlinterpretationen meiner Person aufklären wollte, wäre ich nur noch damit beschäftigt, euren Unterstellungen hinterher zu eiern und käme von den Themen ab. Und das wäre auf Dauer eine falsche Prioritätensetzung in meinen Augen.
Jetzt und heute möchte ich das aber mal ansprechen und lasse bewusst von allen inhaltlichen Themen ab, weil ich dir etwas anderes bewusst machen möchte: Wenn ihr an die Bibel genauso herangeht (misstrauisch, voreilig Unterstellungen zusammenreimend, dabei Unrecht tuend und es nicht mal merkend), dann ist es kein Wunder, dass ihr zu so vielen Dingen so negative Sichtweisen habt und an bestimmten Stellen auch wahrscheinlich nicht final durchbrecht.
Eine wiederkehrende Unterstellung ist zum Beispiel das Thema Mission. Vertrau mir bitte und nimm mich ernst, wenn ich dir sage (jetzt zum zweiten Mal), dass ich rein gar nichts davon habe, dir mit Paulus-Argumenten den Arsch zu pudern, wenn du davon Pickel bekommst, sprich: dich zu missionieren. Ja, ich halte Mission für richtig und wichtig und möchte gern, dass du Paulus noch eine Chance gibst, aber ich bin kein spiritueller Gewalttäter, der Menschen missioniert, die nicht missioniert werden wollen, und der sich dazu immer wieder neue Geheimstrategien ausdenkt, die von der netkrelprovisorischen Geheimkommission dann in detektivischer Bastelkunst enttarnt werden müssen. ;) So bin ich nicht! In Wirklichkeit bin ich sogar so antimissionarisch, dass es schon fast nicht mehr christlich ist: Ich würde dich in die Hölle gehen lassen, Provisorium. Ja ernsthaft, das würde ich. (Was auch immer das ist im Moment). Denn soviel christlicher Buddhismus steckt auch in mir, dass ich Menschen gut den Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidung überlassen kann. Sogar meine Nächsten und Liebsten. Erst recht aber einen mir unbekannten Internetuser! Mein „Missionsfeldzug“ besteht also darin, dass ich dich geradeheraus bitte: „Bitte gib dem Wort Gottes als Wort Gottes eine Chance inklusive Paulus, den du nicht leiden kannst“, und wenn du mir daraufhin antwortest: „Nein Frau Shane, ich will nicht“, dann isses auch gut. So durchschaubar und leicht abzuwickeln sind meine „Missionsfeldzüge“. ;)
Zusammenfassend möchte ich hier folgenden Punkt machen in Sachen Beziehungsproblem: Du hast mir ein falsches Bild übergestülpt, nämlich das, was in deinen Augen ein typischer Missionar ist. Aber ich bin nicht identisch mit diesem Bild. Ebenso hast du mir ein falsches Bild übergestülpt von dem, was in deinen Augen meine Beweggründe für die Eröffnung des Threadthemas waren. Aber auch mit diesem Bild bin ich nicht identisch. Du gebrauchst sogar meine eigenen Worte, um diese falschen Bilder über mich zu konstruieren. Auch Net.Krel stülpt mir am laufenden Band Bilder über, mit denen ich nicht identisch bin. Es ist eure ART, das zu tun. Es entspricht eurem DENKEN. Und wenn es eure Art ist und eurem Denken entspricht, dann werdet ihr wohl auch mit Gott so umgehen und ihm ständig eure eigenen Bilder überstülpen. Und weißt du, was das heißt? Ihr werdet automatisch immer mehr falsche Bilder von Gott anbeten, also exakt das, was ihr mit aller Kraft zu vermeiden versucht. Weil das nämlich die logische Konsequenz aus eurer Art und eurem Denken ist.
Warum tust du es dann? Du willst es doch gar nicht!? Das hatten wir schon mal, erinnerst du dich? … Schon damals war es ausgerechnet Paulus, der dich vor mir verteidigt hat:
Und heute sage ich dir wieder: Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast. Aber ich bin traurig darüber, dass du dich nicht wenigstens korrigieren lässt.
Next one:
Schau dir mithilfe des folgenden Einblicks bitte an, wie zielgerichtet ich wirklich agiere, und korrigiere dein falsches Bild von mir:
Mein ursprüngliches Ziel, als ich losgezogen bin, um mich erstmalig in einem christlichen Forum anzumelden, habe ich verworfen, als ich dich getroffen habe (ich suchte „Gleichgesinnte“, persönliche Weiterentwicklung auf einer ganz bestimmten Basis, du erinnerst dich sicher…).
Mein nächstes Ziel, als ich mich entschieden habe, mich auf dich einzulassen, obwohl es die Verwerfung meines ursprünglichen Zieles bedeutete, habe ich nicht erreicht (bevor jetzt wieder die nächste Unterstellung kommt: nein, ich wollte dich nicht missionieren ... ich wollte dich selbst erkennen lassen, dass Gespräche ohne gemeinsame Grundlage unfruchtbar sind, aber du hältst das hier ja bis heute für fruchtbringend und insofern habe ich mein Ziel zumindest bisher noch nicht erreicht).
Zwischendurch habe ich mein Ziel aber völlig aus den Augen verloren und mich einfach hineingegeben in das, was hier passiert und wo es mich hinführt und mit wem es mich in Kontakt bringt. Während dessen galten dann aber natürlich trotzdem noch meine übergeordneten Lebensziele, die für mich halt immer gelten: Ich möchte mich geistlich und charakterlich positiv weiterentwickeln (im Sinne der Bibel: Zuwachs an Liebe, Freundlichkeit, Güte, Treue, Selbstbeherrschung, Geduld … sowohl in Erkenntnis als auch in Manifestation) und möchte jederzeit bereit sein, mich einzulassen auf Menschen, die meinen Weg kreuzen, um herauszufinden, warum Gott sie wohl meinen Weg kreuzen ließ, ob sie mir oder ich ihnen was zu geben habe, und was es genau ist. Also gucke ich mir an, was sie zu geben haben und zeige auf, was ich zu geben habe. Letzteres wirkt in eurer von Misstrauen geprägten negativen Denkweise vielleicht wie der „böswillige Infiltrierungswunsch der missionarischen Schlange“, aber es ist in Wahrheit nur, was es ist: ich weiss selbst nicht, was es ist und warte darauf, es zu erkennen. :)
Das Nützlichste aus meiner ersten Forumserfahrung war bisher das Training in Sachen Selbstbeherrschung. Aber unterm Strich muss ich sagen: ich bin selten so schnell so durstig geworden, und so mühselig in meinem Wandel vorangekommen, wie in den letzten Wochen. Es fällt mir hier schwerer als sonst zu lieben, zu vergeben und mich zu beherrschen. Das Umfeld hier ist eine Einöde. Ich habe den Eindruck, hier wächst und gedeiht nichts, außer Kakteen. Dieser Platz ist auf Dauer kein gesunder Lebensraum für mich. Aber ganz missen möchte ich die Wüste auch nicht, denn sie ist erkenntnisreich. Ich werde jedoch lernen müssen, mich ihr gezielter auszusetzen und dabei meine Kraftressourcen realistischer zu planen. Das ist für mich das nächste Ziel, das ich mir gesetzt habe und das ich bereit bin, schon morgen wieder über den Haufen zu werfen ;)
Ich hoffe, du kannst meine „vorbildliche Zieltreue“ nun etwas klarer erkennen und verstehst, wenn ich dich mit folgenden Worten korrigiere: Ich denke und plane durchaus zielorientiert, agiere aber gemäß meiner Überzeugung, dass mein Denken und mein Planen eben nicht die höchste Instanz im FrauShane´schen Regierungspräsidium ist, sondern die Gedanken Gottes, die, „soviel der Himmel höher ist als die Erde, höher sind als meine Gedanken“ (Jer 55,9). Und darum weiß ich eben noch nicht, worum es hier jetzt genau geht. Vielleicht wird jemand missioniert, vielleicht werde ich von meinem Vater erzogen in den Sachen, in denen ich noch wachsen muss, vielleicht beides, wir werden sehen …
Das Beziehungsthema, das zwischen uns steht, möchte ich nach diesen ganzen langen Erläuterungen nochmal wie folgt zusammenfassen: Du vertraust mir nicht in dem, was ich über mich selbst sage, sondern stülpst mir dein Denken über und machst dir ein Bild von mir, das anders ist, als ich in Wahrheit bin. Du gebrauchst sogar meine eigenen Worte, um dir diese falschen Bilder von mir zusammenzureimen. Du tust mir damit Unrecht, ohne es zu wollen, weil du dir nicht darüber bewusst bist, was du an mir tust, aber du lässt dich darin auch nicht zu Bewusstsein bringen, weil du mir eben nicht vertraust in dem, was ich über mich selbst sage. Wie könnte sich also das Beziehungsproblem, das in meinen Augen zwischen uns steht, jemals lösen? Du denkst darüber hinaus von mir, dass ich mit dem, was ich dir sage, böse Absichten verfolge und verkennst damit, dass ich dir Gutes will. Gutes, das du, wenn du es als gut erkennst, nehmen darfst, aber natürlich nicht musst.
Als nächstes möchte ich auf ein paar thematische Punkte Bezug nehmen, die ich in einem Bedeutungszusammenhang mit dem Beziehungsthema, das zwischen uns steht, sehe:
Das Problem, das ich sehe, besteht nicht darin, Jesus grundsätzlich auch als allegorische Figur aufzufassen, sondern darin, dass deine „allegorische Figur Jesus“ speziell im Johannesevangelium mit wörtlicher Rede (!) innerhalb einer Erzählung (!) zitiert (!) wird, du aber sagst:
Schau mal: Wenn ich bei glaube.com folgende Erzählung schreiben würde: "Das Provisorium hat gestern im Kontext der Diskussion über Rechtfertigung allein durch Glauben gesagt: Paulus hat Recht", dann wäre das eine Lüge. Selbst, wenn ich in meinem Text bei glaube.com "das Provisorium" als allegorische Figur meinen würde und gar nicht dich als Person … obwohl ich weiß, dass es dich als historische Person gibt oder gab, und zwar tatsächlich auch in dem von mir erzählten Kontext … dann würde ich mich mit dieser Aussage doch einer bewussten Lüge bedienen, nur um irgendeinen philosophischen Punkt rüberzubringen. (Eine Lüge wäre es nur dann nicht, wenn ich ausdrücklich erwähnen würde, dass ich diese Geschichte jetzt erzähle, um einen philosophischen Punkt rüberzubringen, dass ich sie aber nicht wörtlich meine. Jeder ehrliche Mensch würde das erwähnen, wenn das die Wahrheit wäre!).
Johannes war also entweder ein Lügner oder er hat von dem historischen Jesus erzählt, der in seiner spirituellen Dimension natürlich eine allegorische Bedeutung hat.
Du – das Provisorium – hast in deiner spirituellen Dimension auch eine allegorische Bedeutung für mich! Das gestattet mir aber noch lange nicht, dir Zitate in den Mund zu legen, die nicht aus deinem Mund kamen, nur um anderen deine allegorische Bedeutung für mich zu erläutern. Als ehrlicher Mensch darf ich maximal deine wirklich gesprochenen Worte zitieren und die allegorische Bedeutung, die das für mich hat, darin „erkennen lassen“. Und so handhabt das meiner Ansicht nach auch der Johannes, der hier im Rahmen seiner bedeutungsschwangeren, meinetwegen auch platonnahen Interpretation der Weltgründe den historischen Jesus zitiert mit Worten, die - aus dem Mund einer historischen Person gesprochen - zusätzlich noch eine gewaltige, weltgründende Bedeutung in sich selbst haben. Aber um die geht es mir jetzt in diesem Moment nicht (ich komme vielleicht noch darauf zurück).
In diesem Moment geht es mir um das Beziehungsproblem, das zwischen uns steht, und da sehe ich eine Parallele zu deinem Umgang mit der Bibel: Du vertraust ihr nämlich nicht in dem, was sie über sich selbst sagt, sondern stülpst ihr dein Denken über und machst dir ein Bild von ihr, das anders ist, als sie in Wahrheit ist. Und dazu gebrauchst du sogar ihre eigenen Worte. Aber eben nicht in allerletzter Konsequenz.
Tzz, wie du nur nach all unserem bisherigen Austausch noch denken kannst, dass ich mit Allegorese ein Problem haben könnte!? Eine völlig falsche Vorstellung! Allegorese ist genau der Punkt, den man mir in meinen evangelikalen Kreisen am allerliebsten zum Vorwurf macht. Und wie du sagst: Alles Historische kann man auch allegorisch betrachten – völlig d´accord! So kann man aber auch alles Sprachliche allegorisch betrachten (siehe Steinigung/Gesetz auf Steintafeln als „Vorwurf der Gesetzesgrundlage“) und so wiederum kann man dann die Bibel tatsächlich wortwörtlich nehmen und darin den „höheren Sinn“ finden (der dann z.B. auch das Steinigen in seinem niederen Sinne aufhebt).
In Bezug auf das Beziehungsproblem stelle ich daraus folgernd fest: Du kennst mich noch nicht. Nur deshalb kann es zu falschen Vorstellungen kommen.
Normalerweise schon, aber hier machst du ein redendes Bild aus Jesus, was an sich nicht das Problem wäre, würdest du ihn nicht darauf reduzieren. Johannes machte es dir ja sogar vor, indem er von Jesus als dem Logos sprach, worauf du dich ja auch gründest und weshalb ich das allegorische Bild von Jesus an sich auch mit dir teile, aber wie so oft vergisst du die Hälfte – und das macht die Sache in meinen Augen halbrichtig, also falsch. Johannes sagte nämlich auch, nachdem er die allegorische Figur eingeführt hat:
„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“.
Und weiter: „… Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“.
Und weiter: „Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt“.
Und dann folgen so einige „Verkündigungen“ dieses historisch Eingeborenen, unter anderem die, die ich hier zur Diskussion stellte und die man gern allegorisch verstehen kann (ich glaube logischerweise auch nicht, dass ich z.B. Jesu Fleisch essen und Jesu Blut trinken soll in kannibalischem Sinne). Aber auch diese allegorischen Worte bekommen eine leicht geänderte Bedeutung mit allerdings entscheidendem Ausmaß, wenn sie aus dem Mund eines historisch Eingeborenen gesprochen wurden, der sagte: „die Sünde ist, dass sie nicht an mich glauben“.
Johannes bezieht also seine allegorische Figur auf die historische Figur und betrachtet sie nicht losgelöst von ihr, wie du es tust. Diese Trennung von allegorischer Figur und historischer Figur, die du vollziehst, wirkt sich dann logischerweise so aus, dass dein höherer Sinn sich verirren kann, weil er ja keine manifeste Verankerung mehr hat. Ich denke aber, dass Gott uns die manifeste Verankerung genau dazu gegeben hat, dass sich unser höherer Sinn eben nicht mehr verirren kann, sondern gebunden ist an „das Wort“ „in Fleisch“.
Und weil wir, die wir heute leben, Jesus Christus in Fleisch nicht kennenlernen können, hat Gott dafür gesorgt, dass wir die ganze Geschichte von Anfang an zusätzlich in treuester Schriftform vorliegen haben, sodass wir unsere Vorstellungen von ihm daran prüfen können. Und das wäre noch nicht mal ein „übernatürliches Wirken“ Gottes, sondern sogar eine sehr natürliche Sache, denn ich tue hier ja gerade genau das gleiche.
Und damit komme ich zu dem Beziehungsthema zurück: Weil du mich nicht kennst, meine Worte von meiner realen Person trennst und deshalb falsch interpretierst , mich aber leider auch in fleischlicher Person nicht kennenlernen kannst, um dich selbst zu korrigieren, verleihe ich meinem Wesen gerade in Schriftworten Ausdruck und bleibe mir dabei ganz bewusst selbst innerlich so treu, dass du, wenn du mich wirklich kennenlernen willst, es kannst, indem du ganz genau auf meine Worte achtest. Wenn du mich jedoch nicht kennenlernen willst, bitte ich dich hiermit, meine Worte beiseite zu legen und nicht etwas anderes damit zu tun.
Warum schreibe ich dir das alles?
Ich bin davon überzeugt, dass jeder – ich, du, Net.Krel … – mit Gott so umgeht wie mit Menschen, zumindest in den unbewussten Dingen, die noch nicht transformiert sind. Und aus meiner eigenen hier und aktuell gemachten Erfahrung und Beobachtung heraus werfe ich dir (und Net.Krel) vor, dass euer Umgang mit Menschen in folgenden Punkten mangelhaft ist:
- Ihr überseht und ignoriert wichtige Teile, die zu einer Person gehören und verkennt (falsch erkennen) und verfälscht (falsch darstellen) sie damit in ihrer wahren Identität. Ich glaube, dass sich darum Menschen von euch zurückziehen, auch hier im Forum, denn es fühlt sich überhaupt nicht gut an, in der eigenen Identität verkannt und verfälscht zu werden.
- Ihr stülpt Menschen eure eigenen gedanklichen Bilder über und erstickt ihre wahre Identität unter einer Masse von Vorstellungen, die aber der Person nicht entsprechen. Auch damit verkennt und verfälscht ihr ihre wahre Identität.
Und es geht hier nicht um mich ... Ihr tut das gleiche mit Gott.
Ich glaube deshalb, dass Gott genau das gleiche zu euch sagen würde:
Du vertraust mir nicht in dem, was ich über mich selbst sage, sondern stülpst mir dein Denken über und machst dir ein Bild von mir, das anders ist, als ich in Wahrheit bin. Du gebrauchst sogar meine eigenen Worte, um dir diese falschen Bilder von mir zusammenzureimen. Du tust mir damit Unrecht, ohne es zu wollen, weil du dir nicht darüber bewusst bist, was du an mir tust, aber du lässt dich darin auch nicht zu Bewusstsein bringen, weil du mir eben nicht vertraust in dem, was ich über mich selbst sage. Wie könnte sich also das Beziehungsproblem, das in meinen Augen zwischen uns steht, jemals lösen? Du denkst darüber hinaus von mir, dass ich mit dem, was ich sage, böse Absichten verfolge und verkennst damit, dass ich dir Gutes will. Gutes, das du, wenn du es als gut erkennst, nehmen darfst, aber natürlich nicht musst. Du kennst mich noch nicht. Nur deshalb kann es zu falschen Vorstellungen kommen. Weil du mich nicht kennst, meine Worte von meiner realen Person trennst und deshalb falsch interpretierst und mich leider auch in fleischlicher Person nicht kennenlernen kannst, um dich selbst zu korrigieren, verleihe ich meinem Wesen in Schriftworten Ausdruck und bleibe dabei innerlich so treu, dass du, wenn du mich wirklich kennenlernen willst, es kannst, indem du ganz genau auf meine Worte achtest. Wenn du mich jedoch nicht kennenlernen willst, bitte ich dich hiermit, meine Worte beiseite zu legen und nicht etwas anderes damit zu tun.
Ich möchte nun zum Schluss noch darauf eingehen:
Ich habe geweint als ich diese Worte gelesen habe. Ich kenne die "große (paulinische) Bedrängnis", den „Römerkampf“, von dem du sprichst: den zunehmenden Sündenfokus, die spürbare Verdorbenheit und die immer stärker spürbare Trennung von Gott, und ebenso auch viele Christen, die in diesem Kampf „sterben“. Ich habe selbst zwischen meiner Hinkehr zum Wort Gottes und dem Durchbruch zu dem, was ich jetzt „Erlösung“ nenne, in dieser „großen Bedrängnis“ gesessen für einen in Jahren ausdrückbaren Zeitraum. Und obwohl es auch für mich ein Kampf war, den ich als schwer und lang empfand, und obwohl auch ich in dieser Zeit ausgerechnet noch von Christen enttäuscht und verletzt wurde, glaube ich, dass es für dich noch viel schlimmer gewesen sein muss! Ich habe geweint, weil ich jetzt verstehen kann, wie du zu deinem Beschluss über Paulus kommst und weil ich so traurig darüber bin, dass dein Vertrauen zu Gottes Wort in dieser Bedrängnis diesen Schaden genommen hat. Ich erkenne, dass du aufrichtigen Herzens Gott suchst und wirklich gerne Jesus folgen willst. Aber umso mehr muss ich heulen, dass du Paulus verworfen hast! Paulus ist ein Teil Gottes und ein Teil von Gottes Wort und er hat seine Berechtigung in genau dieser Wirkung, die man aber auch positiv durchbrechen kann; nicht nur negativ oder überhaupt nicht.
Weißt du, das mit dem Gläubigwerden an das Wort Gottes und dem Durchbruch zur Erlösung sehe ich so:
Das Wort Gottes ist wie ein zugefrorener Teich. Die meisten interessieren sich nicht dafür oder glauben nicht, dass das Eis dick genug ist, dass man darauf stehen kann. Ungläubige halt. Andere „glauben“, das Eis sei dick genug, um darauf stehen zu können, aber stellen sich nicht drauf, weil sie in dem Kampf zwischen glauben und zweifeln steckenbleiben und es nicht schaffen, sich zu überwinden. Nur wenige glauben, dass das Eis dick genug ist und stellen sich im Glauben dann auch wirklich drauf.
Sich im Glauben aufs Wort Gottes zu stellen bedeutet immer (zumindest beim allerersten Mal – und das nenne ich den „Durchbruchmoment“), dass man es in der Bereitschaft tut, jetzt gleich einzukrachen, „durchzubrechen“ und im Zweifelsfall dann halt tot zu sein. Es wäre sonst kein „Glaube“. Diesen zweifelhaften Moment überwindet nicht jeder. Und ich glaube auch, dass es nicht für jeden gleich einfach ist, diesen Moment zu überwinden. Manch einer hat sehr starke Zweifel und zweifeln ist ja auch nicht per se schlecht, sondern durchaus ein Zeichen von Intelligenz. Wer nicht zweifelt in zweifelhaften Momenten, der bricht natürlich leicht durch, aber der bricht halt auch leicht durch andere Gewässer, die nicht aus „Milch und Honig“ sind. Wenn jener es am Punkt Paulus also vielleicht leichter hat als der Zweifler, dann besteht seine persönliche Bedrängnis wahrscheinlich darin, dass er öfter als der Zweifler auch zu „Pech und Schwefel“ durchgebrochen ist mit seiner Dummheit. Man muss immer mit dem kämpfen, was man hat (der eine mit Dummheit, der andere mit Intelligenz) und keiner, der „alles ererben und Gottes Sohn sein" will (vgl. Off 21,7), kommt ums Überwinden herum.
Dich halte ich für sehr intelligent, Provisorium. Daher wundert es mich auch nicht, dass du mit Paulus kämpfen musst. Wenn ich auch nicht glaube, dass meine „Römerkämpfe“ so schwerwiegend waren wie deine (und damit sage ich auch, dass ich dich für intelligenter halte als mich), so war es aber doch auch bei mir der hochgeschätzte Paulus, der mich in die Not gebracht hat, dass ich meiner Sünde und gleichzeitig meiner Unfähigkeit nicht zu sündigen gegenüberstand. Diese Not blieb für mich auch so lange unlösbar, bis ich eines Tages in die „heilige Situation“ ;) kam, in der meine sündige Natur ausgerechnet von meiner Lieblingssünde angesprochen wurde und ich gedanklich schon halb im Zufallkommen war, aber nach all den Römerkämpfen mittlerweile bewusst genug, um endlich aus vollem Herzen zu Gott um Hilfe gegen mich selbst schreien zu können. Ich habe daraufhin von Gott sehr unverblümt die Wahl von Segen oder Fluch – und damit den Bund mit ihm – vorgelegt bekommen und habe das entsprechende Kapitel im 5. Mosebuch daraufhin so dermaßen auf meine persönliche Situation gemünzt verstanden, dass ich auf einmal wusste, dass ich jetzt frei werde, wenn ich jetzt in diese konkrete Situation hineingehe (nicht aus ihr raus!) und das Richtige tue anstatt das Falsche – und was mir das im Detail für einen Segen verheißt. Ich hatte so klar vor Augen, was der in 5. Mose 11 aufgeführte Segen Gottes für mich ganz konkret bedeutet, also was ich in einem höheren Sinne auf die konkrete Situation bezogen bekomme für das, was ich in einem niedrigeren Sinne aufgebe, dass es plötzlich nicht mal mehr schwer war. Ich wollte es lassen. Das hatte absolut gar nichts mehr von „Gewaltherrschaft über sich selbst“, wozu man ja in diesen Römerkämpfen immer neigt, solange man noch aus eigener Kraft sich zu „bezwingen“ versucht, d.h. sich Dinge verbietet, Situationen vermeidet etc. Und es hatte dann auch ganz natürlich (!) zur Folge, dass ich die ganze Situation und alles damit zusammenhängende offenlegen wollte gegenüber den beteiligten Personen. Nicht als christlich-programmatisches „Sündenbekenntnis“, durch das sich meiner Meinung nach viele Christen ihre Schein-Erlösung zurechtglauben, sondern als echt empfundenes Bedürfnis, meine Problematik, meinen inneren Kampf und den ganzen inneren Prozess offenzulegen, um in meiner Ganzheit, also „als ganze Person“ erkennbar zu werden.
Weil ich diese Erfahrung gemacht habe, halte ich an den Dingen wie Sündenbewusstsein, Umkehr, Sündenbekenntnis etc. fest, aber ich lehne die unnatürliche programmatische Variante davon, die in christlichen Kreisen leider oft praktiziert wird, ab bzw. halte sie für nutzlos und sogar für schädlich für den, an dem sie programmatisch praktiziert wird.
Diese Situation jedenfalls war für mich der Durchbruchmoment, in dem ich erlebt (nicht nur im Kopf geglaubt, sondern gespürt) habe, dass ich echt erlöst bin durch Gottes Wort. Danach haben sich innerhalb eines Jahres alle wesentlichen Probleme meines Lebens (die mit dieser Lieblingssünde und mit den an sie anknüpfenden weitläufigeren Denkstrukturen in Zusammenhang standen und die sich für mich immer irgendwie unlösbar gestalteten) zu lösen angefangen und ich spüre den voranschreitenden Prozess immer noch. Seit diesem Erlebnis jedenfalls weiß ich, dass ich erlöst bin in Gottes Wort und erlebe die Römerkämpfe, die es natürlich in anderen Bereichen und Lebenssituationen immer wieder mal gibt, überhaupt nicht mehr als Bedrohung für meine Beziehung zu Gott, sondern als meine überwindbaren Herausforderungen innerhalb meines Wachstumsprozesses als Kind (Gottes) hin zu einem erbmündigen Sohn (Gottes).
Ich glaube, dass das der „positive Durchbruch“ am Punkt Paulus ist, zu dem man – jeder auf seine Weise – kommen kann und an dem sich dann auch viele Widersprüchlichkeiten darin auflösen lassen, dass die widerstreitenden Mächte (sobald man sich in der konkreten Situation wirklich von Herzen mit dem Wort Gottes gegen sich selbst verbündet) einfach nicht mehr gleichstark sind, sondern das Böse in einem selbst „gerichtet“ ist. So verstehe ich übrigens das Gericht, „dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist“, von dem Jesus in Joh. 16,11 spricht. Das Böse dieser Welt ist gerichtet, indem das Böse in mir „gerichtet“ (= auf Gottes Wort aus-gerichtet) ist.
Wenn du es schaffst, ein bisschen Vertrauen in meine Person zu setzen, hilft dir meine Geschichte vielleicht. Ansonsten schmeiß sie halt weg.
Würdest du denn aufmachen, wenn er jetzt gerade anklopfen würde und dir eventuell das hier zu sagen hätte: „Da es nun bestehen bleibt, dass einige zu dieser Ruhe kommen sollen, und die, denen es zuerst verkündigt ist, nicht dahin gekommen sind wegen des Ungehorsams, bestimmt er abermals einen Tag, ein »Heute«, und spricht nach so langer Zeit durch David, wie eben gesagt: »Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.«“ (Hebr. 4,6-7)?
Du kannst mir nach dem, was ich bisher von dir weiß, von Paulus sicher viel mehr erzählen als ich dir, und ich werde dich nicht belehren können, aber ich glaube, dein Punkt mit Paulus löst sich auch ohnehin nicht durch Lehre. Es geht um Vertrauen.
LG
Frau Shane
PS: Sorry für die Länge, aber es ging nicht anders.
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