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net.krel
Alles klar, ist angekommen. "Religiöse bipolare Störung". Glaubenskonflikt quasi.
Ja, ein Glaubenskonflikt. Aber ein konstruierter Glaubenskonflikt. Also ein Konflikt der darauf beruht, dass man Paulus glaubt, der sagt, dass man zu einer neuen Kreatur werden müsse, dass mit einem etwas nicht stimmen würde, wenn man fleischliche Begierden habe. Und ich hielt es zum Beispiel für eine fleischliche Begierde, dass ich "Stairway to Heaven" von Led Zeppelin für einen guten Song hielt! :-)
Ne wirklich, man wird da übersensibel für alles Mögliche! Man richtet seinen Blick sozusagen nur noch negativ auf Gott aus, nämlich dadurch, dass man der Sünde flieht und wähnt, dass man dann bei Gott rauskommen würde. Man fällt sozusagen immer wieder ins Gesetzliche, obwohl man ja weiß und glaubt, dass man vom Gesetz frei ist und man die Gnade Gottes genießt, sich also nicht erst durch bestimmte Werke die Gunst Gottes verdienen müsse.
Trotzdem achtet man ganz besonders auf seine Werke und wenn es mit denen mal nicht so stimmt, dann nimmt man sich das selbst übel, ganz egal, ob die Lehre nun sagt, dass man durch Werke sowieso nicht gerecht werden kann. Und innerhalb der Gemeinschaft wird man auch immer auf Werke aufmerksam gemacht. Man kontrolliert da sehr genau!
Ich bin ja auch Zimmermann und nicht nur Altenpfleger und wenn man Zimmerergeselle wird, dann bekommt man auf traditionelle Art und Weise einen Ohrring gestochen (mit Hammer und Nagel - Autsch :-)). Ich wurde dann darauf aufmerksam gemacht, dass ein Ohrring ein Zeichen von Homosexualität sei und ich ihn doch bitte ablegen soll! Was soll man dazu sagen?
Nach dem Herzen wird da nicht wirklich gefragt, sondern vielmehr nach Äußerlichkeiten und nach dem Tun und als ich nicht länger das tun wollte, was die anderen gerne wollten, bin ich nicht mehr erwünscht gewesen. Na klar, man muss das Böse aus der Mitte verbannen...;-)

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net.krel
Oder war's der Philliper Brief... ich wusst's selbst nicht mehr so genau. Römer gilt als der authentischste Brief? Oh Gott... weil grad Römer 13,1-7 (Die Stellung zur staatlichen Gewalt) hab ich echt fast schon als Beweis angesehen daß der Brief eine römische Staatspropaganda war. Aber dann würde das bedeuten das es seine Meinung gewesen wäre... Oder ist Ro 13,1-7 ein "römisch-kaiserlicher" Einschub... die Variante gäbe es dann auch noch :-)
Ach... was solls... das ganze Analysieren ist doch eh nur ein Stochern um Dunkel. Einfach niemand kann mehr mit Sicherheit sagen sondern immer nur Vermuten und Abwägen wie diese Briefe nun zustande gekommen sind. Man ist somit gezwungen (und das ist auch gut so find ich) sich den Inhalt anzusehen und dann mit sich selbst abzustimmen in wie fern das alles Vertretbar und "göttlich" sein soll... und vor allem in wie fern das alles noch mit den vermeintlich überlieferten Aussagen (inkl. der Apokryphen) von Jesus in Einklang zu bringen ist.
Na ja, lieber net.krel, das ist halt eine nicht enden wollende Geschichte. Wegen mir darf das wirklich gerne jeder so sehen, wie er es sehen möchte.
Allein der Glaube an die Authentizität und die Verbindlichkeit der Paulus Briefe, macht den Gläubigen ja nicht zu einem "bösen Menschen". Sorry, "böser Mensch" ist ein ganz ein blödes Wort, aber mir fällt gerade kein besseres ein.
Was ich sagen will ist, dass ein sozusagen "klassisch gläubiger Christ" selbstverständlich ein ganz wunderbarer Mensch sein kann, mit einem rechtschaffenen und lebendigen Glauben, der absolut in Ordnung ist. Ein Glaube, der sich nicht über andere Gläubige stellt, der sich als gleichwertig betrachtet und nur für sich halt diesen Glaubensweg geht, weil es eben sein persönlicher Weg ist und er darin seinen Frieden gefunden hat.
Ich wünsche generell allen Menschen das Beste, egal ob gläubig oder nicht gläubig und auch wenn dann ein gläubiger Mensch Vorstellungen folgt, die ich persönlich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann, heißt das ja nicht, dass diese Vorstellungen nicht die genau richtigen Vorstellungen für diesen Menschen sind, hinsichtlich der Situation, in der er sich gerade befindet.
Ich muss dabei immer an die Geschichte von Maria und Martha denken, die Jesus zu Besuch haben. Maria setzt sich zu Jesus und hört ihm zu und Martha ist damit beschäftigt Jesus zu bewirten und hätte gerne von Maria etwas Hilfe. Aber Jesus meint, dass Maria schon das richtige gewählt habe und das nicht von ihr genommen werden soll.
Für gewöhnlich wird diese Geschichte dann so ausgelegt, dass die kontemplative Maria gegenüber der aktiven Martha "einen Vorteil" hätte, also das Bessere tun würde. Aber Meister Eckhart legt die Geschichte so aus, dass Maria halt die Kontemplation nötiger gehabt habe und die aktive Martha "spirituell betrachtet" schon ein bisschen weiter sei. Sie ist schon über der Phase der Notwendigkeit der Kontemplation hinaus und konnte für Gott aktiv werden. Eines Tages wird Maria auch dahin kommen und nicht länger "nur" kontemplativ sein müssen. Vorerst braucht sie aber noch die Kontemplation und kann noch nicht so richtig aktiv werden.
Und so steht jeder (gläubige) Mensch an seiner Stelle und man kann als Außenstehender nur schlecht beurteilen, was nun für diesen Menschen das Beste ist. Aber in Gott geht letztlich nichts verloren, man kann also ganz beruhigt sein. :-)

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net.krel
Ja @FrauShane hat natürlich den Splitter im Augen des anderen gut erkannt (was ja aber auch nicht sonderlich schwer is weil ich daraus auch kein großes Geheimnis mach)... natürlich gilt Gesagtes auch für mich und meiner negativen Bindung zur rkk.
Natürlich muss ich ihr Verzeihen all ihre Gräultaten und Heuchelei. Weil sonst nützt mir die Vergebung Gottes auch nichts. Weil ich durch den Kampf den ich gegen die rkk führe mich auch gleichzeitig an diese Welt samt ihren Geschehnissen binde... geht ja schon ein paar lange jährlein so würd ich mal sagen :-)
Aber was ist das schon für eine Seelenwunde? Es gibt noch viel tiefere und schwerere die die Menschen haben. Ich gehe nicht davon aus daß ich "in das Himmelreich eingehen kann" ohne mindestens zuvor innerlichen Frieden mit der rkk geschlossen zu haben (und wer weiß was noch alles so ansteht). Nicht daß ich ihr all ihre Gräultaten und Hinterlistigkeiten dadurch unter den Tisch kehren will... ganz sicher nicht. Aber ich sollte es so machen wie das @Provisorium es imho mit ihr macht: Hinfallen, kurz vieleicht bischen aufregen, aufstehen, und einfach weitergehen. Gar nicht große Gedanken über sie noch machen und schmunzeln zur "alten betagten störrischen Dame" sie soll doch machen was sie will und wenn sie sich noch 1000 Jahre in ihren Vatikan einsperrt und von dort aus der Welt verkündet: "Ich bin die einizge Kirche Gottes auf der ganzen Welt"... soll sie doch... was juckts?
Na ja, ich weiß ja nicht was in deinem Fall da nun konkret vorgefallen ist und es geht mich auch gar nichts an, aber die Wunde(n), die dir geschlagen wurden sind nun Teil deines Lebens und meiner persönlichen Erfahrung nach bleiben da immer zumindest unangenehme Narben zurück, an die man leider auch immer wieder erinnert wird.
Aber Gott hat mit Wunden und Narben gar kein Problem, er nimmt und empfängt dich als den, der du bist und vielleicht ist es ratsam, dir im Bewusstsein deiner Wunden, deiner Narben und deiner Verletzlichkeit, den Blick auf Gott nicht allzu sehr verstellen zu lassen, von denjenigen, die diese Wunden einst schlugen?
Ich wünsche dir jedenfalls einen unverstellten Blick auf Gott, eine klare Aussicht nach innen, ein Gewahr werden des Reiches Gottes in dir und das du dich lösen kannst von allem, was dich gebunden hält, oder danach trachtet, dich halten zu wollen. Ich wünsche dir Freiheit und Friede!

Zitat von
net.krel
Kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen daß Du einmal nur in evangelikalen Kreisen unterwegs warst :-) Da gabs aber dann irgendwann mal auch eine Verwandlung oder?
Da war ich noch sehr jung. Das war vom 13. bis zum 18. Lebensjahr. Immerhin 5 Jahre und 5 sehr intensive Jahre! Dann war ich dem zunehmend entwachsen und folgerichtig bin ich dann auch aus der Gemeinschaft, in der ich damals war, rausgeflogen, war also nicht mehr erwünscht.
Dann habe ich meinen Glauben ohne Gemeinschaft weiter gelebt und mich zunehmend der Philosophie zugewandt, weil mir die Bibel nichts mehr Neues geben konnte, meine Fragen nicht mehr beantworten konnte. Da war nur noch Leere, die ich dann mit Nietzsche, Rousseau, Descartes, Kierkegaard und anderen zu füllen versuchte.
Aber geglaubt habe ich immer und irgendwann bin ich dann bei Meister Eckhart gelandet und das war eine Offenbarung! Eckhart hat mir dann mein ganzes Leben erklärt. Er wusste was geschehen war und kannte sogar das Heilmittel. Er hat mich neu beten gelehrt und mir gesagt, warum es damals das Allerbeste und Allernützlichste gewesen war, dass ich mich so leer gefühlt hatte.
Gott war ganz konsequent mit mir, weil ich ihn ja auch darum gebeten hatte, aber ich muss zugeben, dass mich das damals überfordert hatte (ganz genau so, wie du es in deinem Post bzgl. Gebetserhörung beschrieben hast).
Jetzt mache ich kleine Schritte, bin achtsamer, nicht mehr so ein Wildfang und das bekommt mir sehr gut. Mit Gott bin ich in Frieden!
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (22.08.2014 um 17:32 Uhr)
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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