Mein liebes Provisorium.
Ausladende Beiträge? Also wirklich, wie heißt es so schön.... „wer im Schlachthaus sitzt sollte nicht mit Schweinen werfen.“... oder so ähnlich.^^ Aber nein, du irrst dich nicht – weder soweit es mein Unvermögen mit kurz zu fassen betrifft, noch was meine Anwesenheit auf anderen Foren betrifft. Auch auf Glaube.de war ich unter diesem Namen die letzten Jahre angemeldet – bis nun mit dem Umzug des Forums meine Anwesenheit nicht länger erwünscht war. Hier hingegen habe ich tatsächlich die letzten Monate eher schweigend gelesen, ich kann mich aber noch gut an dein Kommen damals erinnern.^^ Mit mir ist es zudem nicht anders, auch ich besuche verschiedene Foren und erfahrungsgemäß trifft man dabei auch immer wieder dieselben – zumindest in gewissem Umfang der durch die jeweiligen „Kreise“ gegeben ist.

Ich gebe zu, bei den meisten Menschen beschleicht mich bei solch schmeichelhaften Worten, wie ich sie bei dir lesen durfte, ein Gefühl, das mich zur Vorsicht gemahnt. Oder es reizt mich mit einer scherzhaften Bemerkung darüber hinwegzugehen. In deinem Fall und nach allem was ich bisher von dir gelesen habe, sehe ich jedoch in diesen Worten eine ehrlich Wertschätzung, die ich in diesem Sinne dankend annehme. Und um nun nicht in gegenseitigen Lobeshymnen zu enden sei einfach gesagt, dass es auh einen Grund hat, weshalb ich auch hier noch gerne mitlese. Und das liegt nicht ausschließlich daran, dass ich hier immer wieder auf neue und interessante Ansichten stoße. (Ansichten die ich zwar zugegeben nicht immer teile, die nichtdetotrotz oder gerade deswegen ja von Interesse sind)

Was nun die Ausführung deiner Gedanken betrifft.... Zweifellos gibt es innerhalb einer Glaubenslehre eine fortwährende Entwicklung in den Vorstellungen ihrer jeweiligen Träger, die das Bild jener Glaubenslehre formt und verändert, das sehe ich nicht anders. Und ich stimme dir ebenfalls zu, dass sich eine Entwicklung der Gottesvorstellung auch sehr gut in der Bibel erkennen lässt. Wenn du also Aspekte wie z.B. den von dir angesprochenen Synkretismus oder auch den ebenfalls angesprochenen Vertikalen Transfer aus der Wissenschaft als evolutionären Prozess verstehst, dann kann ich dies durchaus nachvollziehen. Tatsächlich zielte meine Frage primär darauf ab, ob du in deiner Ansicht den Monotheismus als die „Krönung der religiösen Entwicklung“ im Sinne eines evolutionären Prozesses ansiehst, wie es z.B. ja bei dem Ethnologen Frazer ähnlich gedacht ist (ich meine mich dunkel zu erinnern, dass du sein Werk kennst – zumindest hattest du dich meine ich einmal darauf bezogen) Wenn ich dich nun aber richtig verstehe, würdest du das eher verneinen und alternativen Konzeptionen weder den Stempel des Primitiven aufdrücken, noch eine „ungleichwertige“ Qualität zusprechen. Ebenso wie du den Umstand anerkennst, dass sich im Zuge der "Entwicklung" religiöser Systeme eine Entwicklung von z.B. monotheistischen Positionen hin zu polytheistischen oder animistischen denkbar ist. (Du hast ja das Beispiel des Neuheidentums und Wiccas angeführt, die soweit ich weiß zumindest vor ein paar Jahren noch tatsächlich ja die am schnellsten wachsende "Gemeinschaft" war)

Ganz ohne Frage ist die Welt bunt, ja. Und ebenso vielfältig wie die Menschen sind (auch) meiner Meinung nach notwendigerweise ebenfalls die Zugänge, die ihnen es erlaubt sich auf Gott oder das Göttliche hin auszurichten. Gleichwohl viele Christen einen solchen Gedanken wohl eher ablehnen würden. Auf der anderen Seite weiß nun keiner von uns, ob wir letztlich nicht über den individuellen Entwicklungsprozess im Glauben zur selben Einsicht gelangen. Das Streben nach einer immer klareren Erkenntnis Gottes ist schließlich zumindest in diesem Leben eine nicht enden wollende Suche.^^
Für deine Erläuterungen jedenfalls danke ich dir. Sie konnten meine Fragen soweit restlos klären und haben mich deinen Standpunkt etwas besser verstehen lassen. Und für die kommende Woche wünsche ich dir nun erst einmal einen guten Start.
Herzlichen Gruß
Kaspar