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Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Juhu net.krel,

    puh, du bist echt ein schneller Denker - und Schreiber! Kaum nehme ich mir vor auf einen Post von dir zu antworten, hast du schon den nächsten veröffentlicht. Bitte hab' ein bisschen Geduld mit mir, denn da komme ich vom Tempo her nicht mehr hinterher! :-)

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Frage @Provisorium: Glaubst Du eigentlich daß diese Abraham Geschichte "göttlich inspiriert" ist?
    Ne, ich halte die Geschichte nicht für göttlich inspiriert, wenn du darunter verstehst, dass Gott dem Autor aufgetragen hat diese Geschichte zu schreiben, oder quasi seine Hand geführt hat.

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Konkret: Glaubst Du daß Gott den Autor dazu inspirierte eine rein metaphorisch gemeinte Geschichte niederschreiben zu lassen (zudem: ohne jeglichen Hinweis darauf daß sie rein Metapohorisch gemeint ist) wo Gott faktisch als "dämonische Stimme" agiert die den Vater auffordert seinen erstgeborenen Sohn zu töten?
    Vor dem Fenster meines Wohnzimmers steht ein Baum am Rande der Straße. Louis, mein Hund, liebt diesen Baum, eigentlich ist es sein Baum! Sein erster Gang, wenn wir das Haus verlassen, ist immer der Gang zum Stamm dieses Baumes. Dort senkt Louis dann seinen Kopf und läuft schnuppernd einmal komplett um den Stamm herum. Irgendwann, es kann sehr lange dauern und bedarf präzisester Ausrichtung des Körpers, hebt er dann sein Bein, zielt und einige Minuten später ist mein Whippet schließlich entwässert.

    Diese Geschichte kann man nun ganz nüchtern auffassen und konstatieren, dass Hunde gerne gegen Bäume pinkeln. Für mich ist aber sowohl der Baum, als auch der Louis und vor allem seine Art sein Geschäft zu verrichten von weitaus größerer Bedeutung. Ich sehe nicht nur einen Baum und einen pinkelnden Windhund, ich sehe einen bedeutsamen Teil meines Lebens.

    Wir standen schon sehr oft an diesem Baum, im Frühling, wenn die Eichhörnchen langsam aus ihrer Winterruhe erwachen, im Sommer, wenn nur direkt unter dem Baum noch ein schattiges Plätzchen zu finden ist, im Herbst, wenn der Baum sein Laubkleid fallen lässt und Louis umso länger braucht, um die richtige Stelle zu finden, an der sich platzieren mag und im Winter, wenn der Hausmeister den Schnee vom Bürgersteig gegen den Baumstamm geschoben hat.

    In Wiesbaden war es letzthin sehr stürmisch und regnerisch, sogar unser Kurhaus hat es unter Wasser gesetzt. Da habe ich dem Baum von meinem Fenster aus zugeschaut, wie der Wind mit seinen Ästen spielte und der schwere Regen die Zweige herunterdrückte. Ich habe dann das Fenster geöffnet und der Symphonie aus Wind, Regen und raschelnden Blättern gelauscht. Da wurde ich ganz friedlich, während die Passanten auf der Straße in gebeugter Haltung und schnellen Schrittes dem Regen und Wind zu entkommen versuchten. Ich jedoch hatte Frieden.

    Nun weiß ich natürlich nicht was du siehst, wenn du einen Baum siehst (ich weiß auch gar nicht, wie die Bäume in Thailand aussehen), aber wenn ich einen Baum sehe, oder von einem Baum lese, dann sehe ich nicht einfach nur ein grünes Ding mit einem brauen Stamm, sondern ich sehe meinen geliebten vierbeinigen Mitbewohner, sehe die Jahreszeiten, höre das sanfte Rauschen des Windes, der mit den Blättern spielt, rieche den Regen und die Erde und spüre den Frieden in mir, den ich damals am Fenster in mich aufgenommen habe.

    Kurz: Ich weiß nicht worin in die Inspiration liegt, im Baum oder in mir, im Text oder im Verstand, im Autor oder im Leser. Aber ich weiß, dass sich Gott überall finden lässt....

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Ich frage mich nur ob es das Wert ist... ich finde man sollte die Perlen nicht vor die Säue werfen... sprich: Man sollte gerade bei Abraham und der angeblichen Gottesstimme die ihn zum Mord an seinen Sohn aufforderte... man sollte das nicht mal als metaphorische Kulisse gelten lassen... sich gar nicht darauf ein lassen sondern hier klar eine Grenze setzen.
    Ich halte es für eine sehr Fragwürdige Vorgehensweise eine Kulisse zu benützen wo Gott als "dämonische Stimme" dargestellt wird...
    Ja weißt du, da ist halt so allerhand seltsam. Der Auftrag Isaak zu opfern ergeht ja an Abraham mit folgenden Worten (1.Mose 22, 1+2):

    Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich. Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.

    Und in Jakobus 1,13 heißt es:

    Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.

    Was soll man dazu sagen? Ach, ich versuche es erst gar nicht rauszufinden....;-)


    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Und ich frage mich ernsthaft wer diese Geschichte in Wahrheit "inspirierte" ... Wer kommt auf die Idee Gott als "Stimme" darzustellen die zum Kindsmord auffordert... angeblich um eine "spirituelle Message" damit zu übermitteln... ich finde da stimmt echt was nicht...
    Also in diesem Fall muss ich mal wieder sagen, dass ich Alef sehr vermisse! Der hätte uns das sicher sagen können! Ich denke man muss sich da besser in der jüdischen Tradition auskennen. Sicher hat das was mit der Bedeutung des Bundes zwischen Gott und Abraham zu tun und mit den Verheißungen, die Gott Abraham machte, mit der Formulierung "nimm deinen einzigen Sohn, den du lieb hast..." usw.

    Ich kenne mich damit viel zu wenig aus. Ich weiß halt nur, wie der Text zu mir persönlich spricht...

    Aber grundsätzlich gebe ich dir völlig recht! Diese verklausulierte Ausdrucksweise kann auch wirklich gefährlich sein. Es wäre schön, wenn alles ganz klar und deutlich verständlich wäre. Sunigol würde wohl sagen, "in der Kürze liegt die Würze"...;-) Im zweiten Petrusbrief wird ja bereits auch schon erwähnt, dass die Schriften des Paulus schwer verständlich wären und es deshalb zu Verwirrungen kommt. Allerdings sieht der Verfasser des Petrusbriefes das Problem nicht beim Autor, sondern beim Leser. Wenn er sich da mal nicht getäuscht hat...;-)

    Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
    Ich nehm diese Geschichte natürlich weder buchstäblich noch historisch... klar. Aber ich bezweifle ebenso daß sie metaphorisch göttlich inspiriert ist.

    Ich kann mir nicht vorstellen daß Gott jemanden inspiriert Gott auch nur in Kulissenform so darzustellen... nämlich als "dämonische Stimme"...
    Ich finde du solltest sie so nehmen, wie sie auf dich wirkt. Und wenn sie dich empört, dann ist das so, dann ist das authentisch und aufrichtig und dann möchte ich dir gerne sagen:

    Licht ist dem Gerechten gesät und Freude den von Herzen Aufrichtigen. (Psalm 97,11)

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2

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    Also Deine Baumgeschichte hat mir sehr schöne Erinnerungen an Deutschland gerade gebracht gehabt. Danke @Provisorium. Super auch geschrieben. Konnte mich so richtig reinfühlen.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Kurz: Ich weiß nicht worin in die Inspiration liegt, im Baum oder in mir, im Text oder im Verstand, im Autor oder im Leser. Aber ich weiß, dass sich Gott überall finden lässt....
    Das hat M.-Eckhart-Flair :-) Vieleicht stimmt das sogar auch... daß sich selbst in nicht-göttlich-inspirierten nicht-historischen Geschichten von "dämonischen Stimmen" bei gut Willen auch dort sogar noch bischen Gott finden läßt. Das ist ja auch Deine große Stärke @Provisorium: An die Allgegenwart Gottes zu erinnern.

    Jakobus 1,13 find ich auch sehr interessant... sehr passend... gut gewählt... stimmt. Und daß ich dem Jakobus Brief mehr vertraue als den (in meinen Augen) eh durch und durch gefälschten Moses Apokryphen versteht sich von selbst.

    (Übrigens... Du musst natürlich nicht im gleichen Tempo auf meine Beiträge antworten ... ich hab grad nur ein bischen Zeit... deswegen schreib ich grad hier etwas mehr...)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Licht ist dem Gerechten gesät und Freude den von Herzen Aufrichtigen. (Psalm 97,11)
    Zustimm.

    lg Net.Krel :-)

  3. #3

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    da komme ich vom Tempo her nicht mehr hinterher! :-)
    Das geht mir auch so. Ich müsste hier die letzten 18 (!) Beiträge nachlesen ... und hab schon keinen Bock mehr, wenn ich nur die @FrauShane-Kommentare überfliege.

  4. #4
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Das geht mir auch so. Ich müsste hier die letzten 18 (!) Beiträge nachlesen ... und hab schon keinen Bock mehr, wenn ich nur die @FrauShane-Kommentare überfliege.
    Ist es dir vielleicht trotzdem möglich die Kommentare, auf die du keinen Bock hast, zu ignorieren und vielleicht nur die Fragen zu beantworten, die du beim Erstellen dieses Threads aufgeworfen hast?

    Du hast ja selbst bisher nur gefragt, aber noch gar nicht deine persönliche Meinung zu diesen Fragen geäußert. Es würde mich wirklich sehr interessieren, wie du deine Fragen denn beantworten würdest! Ich zitiere sie nochmal kurz, dann wird das ganze vielleicht wieder bisschen übersichtlicher!

    Das wirft ein paar Fragen auf:

    Warum ist es gut für die Jünger (oder uns?), dass Jesus weggeht?

    Wie versteht ihr: "Wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch"? Wer oder was ist der Tröster?

    Warum denken eigentlich so viele Christen, bei dem Problem "Sünde" ginge es um unsere persönlichen Schuldverstrickungen, wo doch Jesus hier klipp und klar sagt, was Sünde eigentlich ist?

    Warum denken so viele Christen, bei der Gerechtigkeit Gottes ginge es darum, dass wir für unsere Schuld bezahlen, wo doch Jesus hier klipp und klar sagt, was die Gerechtigkeit ist?

    Warum denken so viele Christen, wenn sie "Gericht" hören, es ginge darum, dass des Menschen unbezahlte Schuld auf seinen Kopf kommt, wo doch Jesus hier gar nicht vom Menschen spricht?
    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  5. #5

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ist es dir vielleicht trotzdem möglich die Kommentare, auf die du keinen Bock hast, zu ignorieren
    Es ist nicht meine Art, die Hälfte der Schrift zu ignorieren. Ich nehme jedes Wort ernst. Weißt du doch. ;)

  6. #6
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Es ist nicht meine Art, die Hälfte der Schrift zu ignorieren. Ich nehme jedes Wort ernst. Weißt du doch. ;)
    Ja bestimmt nimmst du jedes Wort der Schrift ernst, das glaube ich dir! Aber ich meinte ja auch nicht, dass du irgendein Schriftwort ignorieren sollst, sondern nur die Kommentare dieses Threads, auf die du keinen Bock hast, wie du sagstest. Und wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind das doch die "@FrauShane-Kommentare" gewesen und haben also nicht direkt etwas mit der Schrift zu tun, oder?

    Meine Bitte war ja, dass du dein Verständnis der Schrift (und wieviel du davon "nimmst", ist ganz allein deine Sache), hinsichtlich der von dir aufgeworfenen Fragen erläuterst. Wir, also die User, die in deinem Thread gepostet haben, haben jetzt ja bereits versucht auf deine Fragen zu antworten und da wäre es natürlich interessant zu wissen, wie du das selbst so siehst.

    Du hast in deinen Fragen ja immer wieder betont, dass sich Jesus "klipp und klar" äußern würde. Für dich scheint es also klipp und klar zu sein, was Jesus unter Sünde, Gerechtigkeit und Gericht verstanden hat! Aber da es bezüglich dieser Themen trotzdem immer wieder zu unterschiedlichsten Deutungen und Meinungen kommt, wäre ich sehr daran interessiert, was du darunter verstehst.

    Also wenn du dann vielleicht doch noch auf deine Fragen eingehen würdest, wäre ich dir sehr dankbar!

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  7. #7

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber ich meinte ja auch nicht, dass du irgendein Schriftwort ignorieren sollst,
    Vergiss es, ich hatte einfach Spaß am Spiel der Worte. Es war ein Scherz. Aber ich verstehe schon: Jetzt ist nicht die Zeit zu scherzen. Es ist Endzeit. Zumindest befinde ich mich in Bezug auf dieses Forum schon kurz vor der Entrückung ;)

    Gestatte mir eine Frage: Haben dir meine Antworten, Erklärungen, Interpretationen bisher überhaupt was gebracht (außer Zeitvertreib)?

    Wenn es irgendwem was bringt, mach ich mir die Mühe natürlich. Aber was mich persönlich betrifft, so komme ich gerade zurück zu meinem Ursprung: Für fruchtbaren Austausch braucht es eine gemeinsame Gesprächsgrundlage. Und da sich hinter "wir, die User, die in deinem Thread gepostet haben" sowieso nur du und Net.Krel verbergen (mit der netkrelprovisorischen Einheitsmeinung ;)), und wir - also Netkrelprovisorium und ich - uns über unser gegenseitiges Unverständnis doch sowieso schon einig sind, halte ich die Frage für berechtigt, ob sich die Mühe denn lohnt.

  8. #8
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Vergiss es, ich hatte einfach Spaß am Spiel der Worte. Es war ein Scherz. Aber ich verstehe schon: Jetzt ist nicht die Zeit zu scherzen. Es ist Endzeit. Zumindest befinde ich mich in Bezug auf dieses Forum schon kurz vor der Entrückung ;)
    Ach so! Na dann habe ich den Scherz wohl nicht richtig verstanden, weil ich mir halt nicht sicher war, ob du denn nun nochmal was zu deinen Fragen schreiben magst, oder nicht.

    Inwiefern hier jetzt Endzeit sein soll und man kurz vor der Entrückung steht, kann ich dir leider nicht sagen. Aber ich glaube man darf eigentlich schreiben, solange man will. :-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Gestatte mir eine Frage: Haben dir meine Antworten, Erklärungen, Interpretationen bisher überhaupt was gebracht (außer Zeitvertreib)?
    Es bringt mir dich und deine Denke näher, das ist ja keine Kleinigkeit. Ich denke generell sehr gerne über die Vorstellungen anderer gläubiger Menschen nach. Manchmal stelle ich dann fest, dass es da offene Fragen gibt, die ich für mich selbst auch noch gar nicht beantwortet habe, oder Sichtweisen, die ich noch gar nicht in Betracht gezogen hatte. Das ist zumindest interessant!

    Und manchmal bin ich von einer Aussage so sehr begeistert, werde ich von ihr so sehr berührt, dass ich gar nicht weiß, wohin mit meinem Glück... Gar nicht lange her, da habe ich zum Thema "Menschenbild" folgendes gelesen. Es stammt von einem Teenie und ist einfach nur genial! Er/Sie schrieb:

    Der Mensch ist sehr kompliziert, hat mit Vernunft, Gefühlen, Seele zu kämpfen. Mal gewinnt die Seele, mal die Vernunft, mal die Gefühle. Welches stärker ist, das hat das Sagen.

    Da war mein Tag gerettet...!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Wenn es irgendwem was bringt, mach ich mir die Mühe natürlich. Aber was mich persönlich betrifft, so komme ich gerade zurück zu meinem Ursprung: Für fruchtbaren Austausch braucht es eine gemeinsame Gesprächsgrundlage. Und da sich hinter "wir, die User, die in deinem Thread gepostet haben" sowieso nur du und Net.Krel verbergen (mit der netkrelprovisorischen Einheitsmeinung ;)), und wir - also Netkrelprovisorium und ich - uns über unser gegenseitiges Unverständnis doch sowieso schon einig sind, halte ich die Frage für berechtigt, ob sich die Mühe denn lohnt.
    Eine gemeinsame Gesprächsgrundlage haben wir hier doch. Jeder stellt hier seine These auf, was Jesus wohl zum Thema Sünde gelehrt haben könnte. Man muss da meiner Meinung nach nicht unbedingt zu einer Synthese kommen, um den Austausch als fruchtbar erleben zu können.

    Sicher sind sich net.krel und meine Person in vielen Vorstellungen näher, aber diese Nähe braucht dich doch nicht davon abhalten Deine Vorstellungen zum Besten zu geben. Schließlich hast du ja auch diesen Thread eröffnet und uns die Fragen gestellt und wusstest bereits von der Nähe zwischen net.krel und mir und was wir z.B. von Paulus halten...

    Da muss ich mal fragen: Hättest du nur dann auf deine Fragen geantwortet, wenn dir unsere Antworten besser gefallen hätten? Erkennst du anhand unserer Antworten, dass es für dich keinen Sinn macht, deine Antworten zu posten? Also wenn dem so ist, dann solltest du aber nicht fragen, ob uns deine Antworten was bringen, dann solltest du dich vielleicht selbst einmal fragen, ob es dir etwas bringt...?

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  9. #9

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Du hast ja selbst bisher nur gefragt, aber noch gar nicht deine persönliche Meinung zu diesen Fragen geäußert. Es würde mich wirklich sehr interessieren, wie du deine Fragen denn beantworten würdest!
    Dann will ich das mal nachholen ...

    Es ging im Kern um folgenden Vers:

    Joh 16,7-11: "Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist."

    Und um die folgenden Fragen:

    1. Warum ist es gut für die Jünger (oder uns?), dass Jesus weggeht?
    2. Wie versteht ihr: "Wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch"? Wer oder was ist der Tröster?
    3. Warum denken eigentlich so viele Christen, bei dem Problem "Sünde" ginge es um unsere persönlichen Schuldverstrickungen, wo doch Jesus hier klipp und klar sagt, was Sünde eigentlich ist?
    4. Warum denken so viele Christen, bei der Gerechtigkeit Gottes ginge es darum, dass wir für unsere Schuld bezahlen, wo doch Jesus hier klipp und klar sagt, was die Gerechtigkeit ist?
    5. Warum denken so viele Christen, wenn sie "Gericht" hören, es ginge darum, dass des Menschen unbezahlte Schuld auf seinen Kopf kommt, wo doch Jesus hier gar nicht vom Menschen spricht?


    Ich würde sie so beantworten:

    1. Wäre Jesus nicht "weggegangen" (gestorben), dann wäre sein Geist nicht in die Welt, in andere Menschen gekommen, sondern allein in ihm geblieben. Denn wie Jesus auch in Joh 12,24 erklärt: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht". Die Frucht im Falle des Ersterbens Jesu sind all jene Menschen, die von Jesu Geist "getrieben" werden. Wie auch ein Weinstock Reben "treibt". (Das beantwortet jetzt nur die Frage, warum Jesus als sündenfreier Mensch überhaupt starb, denn sündenfreie Menschen müssen ja gar nicht sterben; nicht aber die, warum er so starb, also durch Kreuzigung und nicht durch einen Herzinfarkt oder so. Letzteres wäre ein anderes Thema ...).

    2. Der Tröster ist der Geist. Und zwar der Geist der Wahrheit, wie er in Joh 15,26 genauer definiert wird. Wenn also in Joh 16,8 steht: "Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht", dann bedeutet das logischerweise, dass die Welt in diesen Punkten die Wahrheit erfahren wird.

    3. Wenn Christen denken, bei "Sünde" ginge es um unsere persönlichen Schuldverstrickungen, dann haben sie nicht den Geist der Wahrheit. Dann haben sie noch nicht die Wahrheit über die Sünde erfahren. Dann gehören sie noch zur unerlösten Welt. Denn die Wahrheit über Sünde ist das, was Jesus selbst über Sünde sagt: Sünde ist, dass "sie nicht an mich glauben" (Joh 16,9). Da steht nicht "dass sie ehebrechen" oder "dass sie Stairway to Heaven von Led Zeppelin für einen guten Song halten" oder "dass sie homosexuell sind". Was da steht ist: "dass sie nicht an mich glauben" - und sonst nichts. Das ist die einzige Sünde, die dem Mensch seit Jesu Tod noch zum Verderben wirkt, denn alle andere Sünde dieser Welt hat Jesus getragen (Joh 1,29), als er die Rolle des Lammes, das zur Schlachtbank geführt wird (Jes 53,7) eingenommen und durchgezogen hat. Der Welt Sünde ist seither vergeben. Und da Gott ein ewiger Gott ist, gilt diese Vergebung ewig, das heißt für die Vergangenheit, für die Gegenwart und für die Zukunft. Die einzige Sünde, die nach Jesu Tod noch übrig bleibt, ist die, dass der Mensch es nicht glaubt. Dieser Mensch ist wie ein rechtlich Freigesprochener, der seinen Freispruch nicht glaubt und deshalb bei geöffneten Türen im Kerker der Gefangenschaft sitzen bleibt. Weil er nicht glaubt, fühlt und trägt er seine gesamte Schuld. Nur deshalb. Und daraus kann ihn auch niemand erlösen. Es ist seine eigene Entscheidung. Er lebt sein Leben unter der Lüge. Und das ist sein gutes Recht, wenn auch nicht sein höchstes Glück.

    4. Ähnlich verhält es sich, wenn Christen denken, bei der "Gerechtigkeit Gottes" ginge es darum, dass sie für ihre Schuld bezahlen. Sie haben die Wahrheit über die Gerechtigkeit Gottes noch nicht erfahren und gehören zur unerlösten Welt. Sie leben in einer Lüge. Denn die Wahrheit über die Gerechtigkeit Gottes ist das, was Jesus selbst über Gerechtigkeit sagt: Gerechtigkeit ist, dass "ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht mehr seht" (Joh 16,10). Da steht nicht, dass die Gerechtigkeit darin besteht, dass alle Ungerechten in die Hölle gehen, sondern dass sie darin besteht, dass Jesus in den Himmel ("zum Vater") geht. Und das ist deshalb gerecht, weil nur der sündige Mensch von Gott getrennt leben muss, nicht aber der Sündlose. Aber Jesus war als Mensch sündlos. Und darum hat er das ewige Leben beim Vater rechtmäßig verdient. Es ist kein Gnadengeschenk, das er von Gott bekommt, sondern es ist sein wohlverdientes Recht. Es ist Gerechtigkeit, dass er zum Vater geht.

    Und dass er gestorben ist, wie in Punkt 1 beschrieben, anstatt direkt zu entrücken wie z.B. Henoch oder Elia, das ist unser Glück! Denn nur dadurch können wir an seinem wohlverdienten Recht teilhaben, wenn wir uns der letzten unserer übrig gebliebenen Sünden ledig machen.

    5. Am meisten tut es mir leid, wenn Christen denken, beim göttlichen "Gericht" ginge es darum, dass die ganzen Schuldverstrickungen eines Menschen einmal auf seinen Kopf kommen. Sie haben die Wahrheit über das Gericht Gottes noch nicht erfahren und leben in einer Lüge. Denn die Wahrheit über das Gericht Gottes ist das, was Jesus selbst über das Gericht sagt, nämlich dass "der Fürst dieser Welt gerichtet ist" ( Joh 16,11). Jesus spricht nicht von Menschen, sondern von Satan. Nicht die Welt ist gerichtet, sondern ihr Fürst. Die Welt ist gerettet, "... denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette", sagte Jesus in Joh 12,47. Satan ist der Vater der Lüge. Über ihn hat Jesus das Gericht gebracht. Über die Lüge. Alle diese lügenhaften Denkweisen ... dass die Sünde der Welt noch immer unvergeben sei ... dass die göttliche Gerechtigkeit darin bestünde, dass der Mensch immer noch für alle seine Sünden bezahlen muss ... dass das göttliche Gericht darin bestünde, dass Menschen bestraft werden ... alle diese lügenhaften Denkweisen sind "gerichtet" durch den Geist der Wahrheit, der durch Jesus in die Welt kam und der uns "in alle Wahrheit leiten wird" und uns sogar "verkündigen wird, was zukünftig ist" (Joh 16,13), das heißt: die gesamte Offenbarung.

    Jesus lehrt in diesen drei Versen des Johannesevangeliums (Joh 16,9-11), worin Sünde, Gerechtigkeit und Gericht bestehen, und wer diese Worte ernst nimmt, versteht vor dem Hintergrund der restlichen Schrift die Gerechtigkeit aus Glauben. Sie ist ein Gnadengeschenk, das Gott den Sündern durch seinen Sohn Jesus Christus gemacht hat. In ihm haben wir das ewige Leben, das er - Jesus - für uns "rechtmäßig verdient" hat. "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Joh 3,16).

    Ich hoffe, das war verständlich. :)

    Liebe Grüße
    Frau Shane
    Warum toben die Heiden und murren die Völker so vergeblich? ...

    Psalm 2,1


 

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