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Vor ca. 2000 Jahren schrieb mal jemand: "Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, daß es die letzte Stunde ist." (1 Johannes 2, 18)
Ja, ich glaube das Thema hatten wir ja schon einmal. Diese Vorstellung, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorsteht, war in den Menschen damals tief verankert. Erst in einem der jüngten Briefe des NT, dem 2.Petrusbrief, ist man dann bisschen zurückgerudert und hat die zeitliche Vorstellung relativiert (bei Gott ist ein Tag wie 1000Jahre und 1000Jahre sind wie ein Tag...).

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Wobei's einem ja wirklich echt manchmal so vorkommen könnte... ich denk mir oft daß einige Menschen in Deutschland so gegen 1944 wirklich gedacht haben das ist nun echt die Endzeit... gar nicht mal so zu unrecht find ich...
Die individuelle und persönliche Endzeit erlebt ja jeder von uns - irgendwann geht es halt zu Ende. :-)

Aber klar, ich kann mir das auch schon gut vorstellen, dass es gerade in Kriegszeiten so wirken kann, als wäre man ein Darsteller in Dantes "Göttlicher Komödie", oder sowas.

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Oder aber auch die ersten Nachfolger Jesus... kurz nachdem Jesus ermordet wurde und sie dann alle bis auf den Tod von der Priesterschaft auch noch verfolgt wurden... auch da kann ich Johannes (oder wer der Autor der Zeilen auch immer gewesen sein mag) durchaus verstehen daß dies für ihn - aus seiner Sicht - echt nach "der letzten Stunde" ausgesehen haben mag....
Ja klar, zumal diese Überzeugung, dass man in der Endzeit leben würde, ja auch Teil des Glaubens war.

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Oder aber auch heute... die Welt gespickt mit Atomwaffen und verfeindeten Staaten die das Leben auf der Erde für die nächsten Zighundert-1000 Jahre innerhalb kürzerster Zeit total verseuchen und somit unmöglich machen könnte... "Dauerendzeitstimmung" sozusagen.......
Deshalb entsteht ja auch überhaupt erst dieser Gedanke, denke ich. Wenn die Welt um einen herum immer bedrohlicher wird und man weiß, dass man da allein gar nichts gegen machen kann; wenn man dann seine Ohnmacht spürt, irgendwie so ein "Ausgeliefertsein", dann kommen solche Vorstellungen sicher ganz von allein. Man hat dann irgendwie keine Hoffnung mehr für diese Welt und man kann sich nicht vorstellen, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

Ich persönlich habe solche Gedanken zum Beispiel hinsichtlich meines Berufes. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir die bestehenden Probleme in der Altenpflege wirklich nachhaltig lösen werden. Sicher wird es immer weiter gehen, aber die "gute Seele in der Pflege" ist meiner Meinung nach schon lange gestorben und ich fürchte, dass sie auch nicht mehr auferstehen wird...Leider!

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Das Problem was die Sühntodgläubigen Christen schaffen ist, in meine Augen, daß sie dadurch das Richtmaß Gottes (und zwar so wie es Jesus definierte) aushebeln... ohne sich dessen aber groß bewusst darüber zu sein.

Mt 7,1-6; Mk 4,24; Lk 6, 38: "denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maße ihr messet, wird euch gemessen werden"

Ihr, und zwar dem entgegengesetztes, Richtmaß lautet aber: "Diejenigen die 'HERR HERR mein Erlöser' zu mir sagen, die werden freigesprochen von ihren Sünden. Alle anderen aber werden auf ewig verdammt für ihre Sünden. Weder Werke/Taten spielen hierbei eine Rolle. Alleine 'der Glaube' daß ich der 'HERR und Erlöser' bin ist ausschlaggebend".

Jesus lehrte dies nicht. Und in meinen Augen nicht mal Paulus... zumindest nicht durchgehend. Dieses "merkwürdige Richtmaß" ist in meinen Augen eine Konstruktion wo zwar Paulus's verschnörkelten Reden dazu benützt werden um eben dieses Konstrukt zu bauen... aber selbst Paulus hatte eine andere Vorstellung "vom Maßstab des göttlichen Gerichts"... die dem Richtmaß Jesus nicht widerspricht.
Sei mir bitte nicht böse, aber von Paulus brauch ich derzeit mal 'ne Pause. :-) Grundsätzlich stimme ich dir aber schon zu. Paulus kann man so, oder so lesen. Das liegt halt an seiner "verschnörkelten Art".

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Für mich persönlich bringt es Jesus jedoch auf den besten Punkt mittels eben Mt 7,1-6; Mk 4,24; Lk 6, 38.
Ja eben! Wenn man Jesu Worte liest, dann wird einem ganz einfach nicht so schwindlig. Paulus will immer Karusell fahren und das mochte ich als Kind schon nicht. Ich hab' immer am liebsten Enten geangelt...Kennst du das?

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Paulus ist einfach zu verschnörkelt und man sieht ja was aus seinen verschnörkelten Reden alles geschnitzt wurde... weil er einfach nicht Manns genug war Klartext zu reden in meinen Augen und es jedem irgendwie Recht machen wollte... den Juden... den Heiden... den Römern... den Griechen... den Christen... einfach jeden irgendwie nach dem Bart reden... ich halte das für falsch... ich finde man soll "Ja zu Ja und Nein zu Nein" sagen... und das sagen was man wirklich glaubt und denkt auch wenn es der einen oder anderen Gruppe gegen den Strich halt gehen mag... und nicht jeden auf Teufel komm raus durch ewig verzweigte und 10-Fach-Doppel-Sinnigen Reden so einlullen daß irgendwie jeder irgendwie sich aktzeptiert fühlt... das ist geheuchelt in meinen Augen nur sonst.
Ja genau! Das ist unter anderem auch mein Problem, das ich mit Paulus habe!

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Oder nehmen wir das Gleichnis "vom Weltgericht" das Jesus uns gab Matthäus 25, 46.
Auch das deckt sich prinzipiell mit dem Richtgeist Gottes... es kommt darauf an was man getan hat im Leben... das ist die Aussage dieses Gleichnisses.
Kein Wort vom "rechten Glauben"... und noch viel weniger Wort von einen stellvertretenden Opfertod der einem in das Himmelreich eingehen läßt sofern man daran zu Lebzeiten lediglich nur daran glaubte.

Von der Vergebung lehrte Jesus daß Gott uns dann vergibt wenn wir anderen ebenso Vergeben... hatten wir ja auch schon. Was natürlich perfekt in das "Richtmaß Gottes" passt... im Gegensatz zur "billigen Gnade" (denn das ist es nämlich und nichts anderes) die davon spricht daß einem alle Sünden vergeben werden wenn man nur "an Jesus" glauben würde...
Auch hier gehe ich völlig mit dir d'accord!

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Reinkarnation wurde komplett verbannt. Aber auch jegliche andere Form von "weiterleben nach dem Tod" wurde verbannt... einfach alles.

Derweil die Beweislage klar auf der Hand liegt daß Reinkarnation Bestandteil frühchristlichen Glaubens war, das bezeugen die als apokryph abgestempelten Überlieferungen über Jesus als auch etliche frühe Kirchväter.... nur wurden diese alle "verbannt" und es wurde sich eine nach Rom und Konservertivsten Glauben ausgerichtete Bibel zusammengeschnitzt und diese dann als das "einzige irrtumslose Wort Gottes" per Gewalt und höchsten Strafandrohungen unter dem Volk propagiert....
Ja richtig! Origenes hatte da einiges dazu zu sagen. Aber den haben sie gepfählt und tagelang an Händen und Füßen gefesselt, bis er schließlich starb.

Und warum? Weil Origenes sich nicht allein der kirchlichen Tradition verpflichtet fühlte, sondern in größeren Dimensionen dachte. Origenes’ Anliegen war es nämlich, "die gesamte Wissenschaft seiner Zeit von einem christlichen Gesichtspunkt aus zu überschauen und das Christentum in hellenistischer Tradition zu einer universellen Theorie zu erhöhen" (Zitat aus Wikipedia). Und tatsächlich, der Reinkarnationsgedanke war da auch ein Thema.

Origenes gehörte übrigens der Philosophenschule von Ammonios Sakkas an und sein "Klassenkamerad" war...Tusch...Plotin! :-)
Ei da sind sie ja wieder, die spirituellen Lehrer vom Provisorium. Alles eine Bande! :-)

Ach schade, ich find's wirklich traurig! Es hätte wirklich nicht viel gebraucht und das Christentum wäre fast von Beginn an eine negativ theologische, mystische, am Neuplatonismus orientierte Religion geworden. Aber knapp daneben ist halt auch vorbei. Und das erneute Aufkeimen dieser Form christlicher Mystik fand dann spätestens mit der Verurteilung Eckharts sein Ende. Seuse und Tauler haben noch "verzweifelt" versucht sie am Leben zu halten, aber sie war schon zu stark geschwächt und es war ganz einfach auch viel zu gefährlich derart mystisch zu denken, geschweige denn zu schreiben, weil die Kirche damit nix zu tun haben wollte. Negative Theologie ist nämlich völlig ungeeignet um Macht auszuüben, damit lässt sich einfach keine Kirche bauen, da ist Gott im Menschen und dazu noch in jedem Einzelnen und völlig ohne Vermittlung, Opfern oder sowas...Nein, das geht nun wirklich nicht! ;-)

Und auch die Hölle verliert ja, zumindest teilweise, ihren Schrecken, falls es sowas wie Reinkarnation tatsächlich geben sollte. Also nochmal nein, nein, nein, das geht nun wirklich nicht! ;-) Da wird sich der Klerus wie ein alternder Hollywoodschauspieler am Filmset gefühlt haben und sagen: "Ich kann so nicht arbeiten"....:-)

LG
Provisorium