
Zitat von
net.krel
Ich will jetzt auch nicht weiter auf FrauShane reinhacken...
Das will ich auch keinesfalls und ich hoffe mein Post mit meinen Fragen kommt jetzt nicht so an, als wollte ich FrauShanes Gedanken lediglich runter machen. Meine Fragen sind aufrichtige Fragen, ohne böse Hintergedanken. Ich verstehe da halt das ein oder andere nicht so richtig.
Mich wundert, oder besser verstört vor allem ganz einfach nur das zugrunde liegende Menschenbild, das ich da wahrnehme. Und damit meine ich jetzt gar nicht so sehr die Attribute, mit denen FrauShane immer wieder mal den Menschen in Verbindung bringt. Wie gesagt, vielleicht sind Ausdrücke wie "schwach- und stumpfsinnig" ja scherzhaft gemeint, aber mit dieser Vorstellung, dass der Mensch im Innersten Erde sein soll, habe ich schon größere Schwierigkeiten.
Nicht, das man das nicht so sehen dürfe. Selbstverständlich darf man das so sehen und es diffamiert den Menschen ja auch nicht. Also an Erde ist ja zunächst einmal gar nichts Schlimmes, aber in der Schöpfungsgeschichte ist halt ganz deutlich gesagt, dass Erde sowas wie das "Trägermaterial" ist und "das Besondere" am Menschen dann aber, dass ihm eben der Atem Gottes eingehaucht wurde.
Von keinem anderen Lebewesen liest man dort sowas und da es ja bereits in 1.Mose 1,27 heißt, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde (ich hatte mich da vorhin übrigens verschrieben. Die Geschichte mit dem "Einhauchen" des Atem Gottes steht nicht in 1.Mose 1,7, sondern in 1.Mose 2,7), liegt für mich persönlich der Fokus beim Menschen eben auf "diesem Ereignis", da er ja erst durch den Atem Gottes zur lebenden Seele wurde.
Mir fällt in der Auseinandersetzung mit recht vielen "bibeltreuen Christen" immer wieder auf, dass sie diesem Ereignis aus der Schöpfungsgeschichte recht wenig Bedeutung beimessen. Stattdessen scheint ihr Menschenbild vielmehr von der Vorstellung geprägt zu sein, dass der "natürliche Mensch" sowas wie ein "Mangelwesen" ist, ja manchmal sogar, dass der "natürliche Mensch" etwas Schlechtes und Verdorbenes ist.
Ich denke ich weiß zwar schon wo das herkommt (Paulus halt), aber verstehen kann ich es trotzdem nicht so wirklich, weil es in der Vorstellungswelt eines gläubigen Christen ja gemeinhin so ist, dass er sich als Geschöpf Gottes versteht, über das berichtet wird, dass es sehr gut geschaffen wurde.
Dieses grundlegende sehr gute Geschaffensein im Bilde Gottes kommt mir manchmal ganz einfach viel zu kurz. Na ja und hier im Speziellen kann ich ganz einfach nicht verstehen, wie man das Innerste des Menschen mit der Erde identifizieren kann. Mensch, also "Adam", heißt zwar "von der Erde", aber als ganzheitliches Wesen ist man eben nicht nur von der Erde, sondern auch vom himmlischen Vater. ;-) Na ja, aber so sieht das halt jeder ein bisschen anders....
Aber was die Schönheit und Eleganz einfacher Systeme betrifft kann ich dich sehr gut verstehen. Meister Eckhart hat einmal gesagt:
"Je einfacher etwas ist, desto mehr Kraft und Stärke liegt darinnen."
Das wird er wohl nicht zuletzt deshalb gesagt haben, weil seine Gottheit eben identisch ist mit dem neuplatonischen Einen und einfacher geht es nun einmal nicht. Erst wenn jedwede Komplexität "aus dem Weg geräumt ist", bekommt man nach Eckhart Gott überhaupt erst in den Blick:
"Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes wie Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke, Gott aber ist Eines. Soll daher die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn erkennen oberhalb von Zeit und Raum; denn Gott ist weder dies noch das, wie diese (irdischen) mannigfaltigen Dinge (es sind): denn Gott ist Eines.
Soll die Seele Gott sehen, so darf sie auf kein Ding in der Zeit sehen; denn solange die Seele der Zeit oder des Raums oder irgendeiner Vorstellung dergleichen bewusst wird, kann sie Gott niemals erkennen. Wenn das Auge die Farbe erkennen soll, so muss es vorher aller Farbe entblößt sein. Soll die Seele Gott erkennen, so darf sie mit dem Nichts nichts gemein haben. Wer Gott erkennt, der erkennt, dass alle Kreaturen (ein) Nichts sind. Wenn man eine Kreatur gegen die andere hält, so scheint sie schön und ist etwas; stellt man sie aber Gott gegenüber, so ist sie nichts.
Daher soll deine Seele allen Geistes bar sein, soll geistlos dastehen. Denn, liebst du Gott, wie er Gott, wie er Geist, wie er Person und wie er Bild ist, - das alles muss weg. ‚Wie denn aber soll ich ihn lieben?‘ – Du sollst ihn lieben wie er ist ein Nicht-Gott, ein Nicht-Geist, eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild, mehr noch: wie er ein lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit. Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts. Dazu verhelfe uns Gott. Amen."
Na ja und seitdem ich mich mit Eckhart beschäftige, versuche ich nun mit aller Kraft vom Etwas zum Nichts zu versinken...Blubb....;-)
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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