Ei was schreibt der denn da? Der Jesus? Man weiß es nicht! Es steht nicht da! Oh weh....
Ich vermute ja, das er etwas ausgesprochen provisorisches schrieb, also gar nicht so sehr irgendein bedeutungsschwangeres Wort mit tiefstem Sinninhalt, sondern eher sowas wie die antik jüdische Form unserer heutigen Emoticons :-) Ja, sowas.... :-O, oder sowas :-p...
Na ja, ich habe also keinen blassen Schimmer, ihr merkt es schon!
Aber 'ne Idee habe ich auch und auf die hat mich der hochgeschätzte net.krel gebracht, als er plötzlich von Jeremia anfing. In Jeremia 17, 13 wird nämlich auch auf die Erde geschrieben. Im Kontext heißt es dort:
Ich, der HERR, bin es, der das Herz erforscht und die Nieren prüft, und zwar um einem jeden zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Taten. Wie ein Rebhuhn, das brütet, ohne gelegt zu haben, so ist, wer Reichtum erwirbt, aber nicht mit Recht; in der Mitte seiner Tage muss er ihn lassen, und an seinem Ende wird er ein Tor sein.
Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, Stätte unseres Heiligtums! Hoffnung Israels, HERR! Alle, die dich verlassen, werden zuschanden werden. - Und die von mir abweichen, werden in die Erde geschrieben werden; denn sie haben den HERRN, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen.
Auf die Erde schreibt man also die Abtrünningen, die, deren Herzen erforscht und deren Nieren geprüft wurden, damit sie dann das erhalten, was ihren Wegen und der Frucht ihrer Taten entsprach.
Das Beispiel mit dem Rebhuhn finde ich persönlich ja ganz schlecht ausgewählt, aber mit Hühnern kenne ich mich auch nicht aus. Ich habe keine Ahnung, ob sich Rebhühner auf fremde Eier setzen und sie dann ausbrüten! Heute fände man solch ein Tun wahrscheinlich sogar ausgesprochen lobenswert. Das hat was von einer Leihmutter...Aber ich schweife ab!
Also für mich persönlich schaut das so aus, als wäre das Schreiben in den Sand ein Ausdruck von Souveränität. Und zwar der Souveränität Gottes. Das Urteil über das Leben eines Menschen, oder besser, über Leben und Tod des Menschen, steht schlussendlich allein Gott zu.
Schreibt er meinen Namen in die Erde, wird er sehr bald vom Winde verweht, in alle Himmelsrichtungen verteilt, der Vergangenheit angehören. Dann bin ich wieder der Staub, aus dem ich einst geworden bin. Quasi "back to the start", für unsere amerikanischen Freundinnen...:-)
Bemerkenswert finde ich, dass das Schreiben Jesu seine berühmten "ersten Stein Worte" einrahmt, also das er zweimal schreibt. Einmal bevor er dazu auffordert den ersten Stein zu werfen und dann sofort danach noch einmal.
Die katholische Theologie hat das Provisorium einst gelehrt, dass, wenn in der Bibel was gleich zweimal gesagt oder getan wird, allerhöchste Dringlichkeitsstufe herrscht. Zum Beispiel gelten alle Menschen, die Jesus zweimal beim Namen nennt, als mit allergrößter Sicherheit heilig! So mein persönlicher weiblicher Lieblingsschatz aus dem NT, die Martha! Zu der sagt Jesus in Lukas 10,41:
Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe;...
Das, so lehrt Meister Eckhart,ist Ausdruck einer ganz besonderen Berufung Marthas. Ihre Sorgen und Mühen werden reichlichst belohnt werden! Aber ich schweife ja schon wieder ab...
Also was ich sagen wollte ist, dass das Schreiben Jesu symbolhaft für die Souveränität Gottes steht, dass er Anfang und Ende dessen ist, was wir richten/verurteilen nennen. Und deshalb richtet/verurteilt auch Jesus die ertappte Ehebrecherin nicht und fordert sie nur auf, doch in Zukunft das Sündigen sein zu lassen.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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